WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
setzen konnte. Krasus hatte sich entschieden, ebenfalls dort zu übernachten. Er benutzte nur eine dünne Decke, um sich vor dem Wind zu schützen. Er nahm auch seine Mahlzeiten an den Verteidigungsanlagen ein und kletterte nur nach unten, wenn er dort etwas zu erledigen hatte. In allen anderen Fällen wandte er sich an Rhonin, der als einziger Außenstehender die Situation verstand, in der er sich befand.
»Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, dass wir unsere Reise gemeinsam fortsetzen können«, fuhr er fort. »In gewisser Weise…«
»Berichte mir davon.«
»Auf deinem Körper gibt es mindestens eine lockere Schuppe, nicht wahr?«
Der Drache spreizte seine Flügel und schüttelte sich wie ein großer Hund. Seine Schuppen klapperten rhythmisch. Er runzelte die Stirn, während er lauschte, dann drehte er seinen langen Hals. »Hier hinten ist eine, glaube ich.«
Drachen verloren im Allgemeinen ihre Schuppen so wie andere Wesen ihr Haar verloren. Die nackten Stellen wurden mit der Zeit härter und bildeten schließlich neue Schuppen. Ein Drache, der mehrere Schuppen an einer Stelle verlor, musste sich in Acht nehmen, denn die weiche Haut darunter war gegen Waffen und Gift nicht gefeit.
»Mit deiner Erlaubnis hätte ich sie gerne.«
Jedem anderen hätte Korialstrasz seine Erlaubnis verweigert, aber er vertraute Krasus mittlerweile so sehr wie sich selbst. Irgendwann würde Krasus ihm seine Beweggründe verraten, vorausgesetzt, dass sie lange genug lebten.
»Sie gehört dir«, erwiderte der rote Drache freundlich. Mit seinem Hinterlauf kratzte er an der Stelle, bis nur Momente später eine lockere Schuppe zu Boden fiel.
Krasus hob sie hoch, betrachtete sie und nickte zufrieden. Er sah zu seinem Begleiter auf. »Und nun muss ich dir etwas geben.«
»Das ist nicht nötig.«
Aber der Drachenmagier wusste es besser. Es wäre schlimm, wenn seinem jüngeren Ich etwas zustoßen würde, weil Krasus sich in die Vergangenheit eingemischt hatte. »Doch, das ist es.«
Er legte die kopfgroße Schuppe zur Seite, blickte auf seine linke Hand und konzentrierte sich.
Die schmalen, eleganten Finger krümmten sich plötzlich und wurden reptilienartig. Schuppen sprangen aus dem Fleisch, bildeten sich zuerst an den Fingerspitzen, liefen dann über die Hand bis zum Unterarm. Scharfe, gebogene Klauen wuchsen aus den Fingern.
Die Verwandlung war äußerst schmerzhaft. Krasus krümmte sich zusammen und taumelte. Instinktiv griff Korialstrasz nach der winzigen Gestalt, aber der Magier winkte ab. »Ich stehe das durch!«
Gekrümmt und nach Atem ringend berührte Krasus seine veränderte Hand und zog an den kleinen Schuppen. Sie widersetzten sich seinen Anstrengungen, bis er schließlich die Zähne zusammenbiss und mit aller Kraft zwei Schuppen herausriss.
Sie lösten sich. Blut lief über seinen monströsen Handrücken. Die hagere Gestalt schluckte und leitete sofort die Rückverwandlung ein. Der Schmerz ließ nach.
Krasus ignorierte die Wunde und betrachtete seine Beute. Mit Augen, schärfer als die eines Nachtelfs, suchte er nach den kleinsten Unreinheiten.
»Du weißt doch, dass die Krankheit, unter der wir beide leiden, es nicht zulässt, dass du dich wieder in deine normale Gestalt verwandelst – oder dass ich eine andere als die eines Drachen annehme«, schimpfte Korialstrasz. »Du bringst dich in große Gefahr, wenn du so etwas versuchst.«
»Es war notwendig«, antwortete Krasus. Er drehte die Schuppen zwischen den Fingern. »In dieser hier ist ein Riss«, murmelte er und ließ sie fallen. Der Wind wehte sie davon. »Die andere ist perfekt.«
»Was willst du damit?«
»Du musst mir vertrauen.«
Der Drache blinzelte. »Das tue ich doch immer.«
Der Magier ging zu der Stelle, an der Korialstrasz seine Schuppe abgekratzt hatte. Das Fleisch war gerötet und weich. Der Bereich war so groß, dass ein erfahrener Bogenschütze ihn treffen konnte.
Krasus flüsterte Worte, die älter als Drachen waren, dann legte er seine eigene Schuppe in die Mitte der ungeschützten Stelle.
Die Schuppe leuchtete bei der Berührung gelb auf. Korialstrasz stieß die Luft aus, zeigte aber keine andere Reaktion. Die Augen des Drachen beobachteten genau, was sein Begleiter tat.
Krasus wiederholte die alten Worte immer wieder. Mit jedem Mal wurde er schneller. Die Schuppe begann zu pulsieren, wuchs im Takt der Worte. Innerhalb von Sekunden wurde sie fast so groß wie die Schuppen, die sie umgaben.
»Es wird sich innerhalb weniger
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