WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
seine Stärke aus der Natur zu ziehen, und Malfurion hoffte, dass er vor der Schlacht Gelegenheit dazu erhalten würde.
Die Sonne stieg über den Horizont, verschwand aber fast sofort hinter tief hängenden, dunklen Wolken. Das war sogar von Vorteil für die Streitmacht. Die Zauber, die Krasus und Rhonin über sich selbst und Brox gewoben hatten, ermöglichte es ihren Augen, sich sofort veränderten Lichtverhältnissen anzupassen. Die meisten Soldaten mussten jedoch warten, bis ihre Augen sich ohne magischen Beistand daran gewöhnten. Die dichte Wolkendecke half dem nachtaktiven Volk dabei und stärkte dessen Siegessicherheit.
Die Kundschafter schwärmten weiterhin aus, um Informationen zu sammeln. Die Dämonen hatten die flüchtenden Nachtelfen noch nicht eingeholt, aber sie rückten näher. Ravencrest trieb seine Krieger zu größerer Eile an. Er schickte eine große Gruppe von Nachtsäbler-Reitern aus, um die Brennende Legion von zwei Seiten in die Zange zu nehmen.
Als die Kundschafter meldeten, die Streitkräfte stünden jetzt zwischen den Flüchtenden und der Legion, ließ Ravencrest das Horn ertönen. Die Krieger bereiteten sich auf die Schlacht vor.
Hinter einer Hügelkuppe warfen die Nachtelfen zum ersten Mal einen Blick auf den Feind.
Die Feuerdämonen hatten das Land verbrannt. Hinter ihnen existierte kein Leben mehr. Das tote Land, das Krasus von Korialstrasz' Rücken aus gesehen hatte, erstreckte sich bis zum Horizont und spornte die Soldaten noch mehr an.
»Wie es die Kundschafter beschrieben haben«, murmelte der Herrscher von Black Rook und zog sein Schwert. »Umso besser. Jetzt werden wir ihnen zeigen, was mit denen passiert, die unser Land verwüsten.«
Krasus betrachtete die Horde. Sie war ein ernstzunehmender Feind, aber auch einer, den die Nachtelfen ohne große Mühen besiegen konnten. »Milord, Ihr solltet vorsichtig sein.« Aber Ravencrest beachtete ihn nicht. Der ältere Nachtelf hob sein Schwert und schwang es zweimal von rechts nach links und wieder zurück. Alle Regimenter der großen Streitmacht stießen in ihre Hörner.
Mit einem gewaltigen Gebrüll stürmten die Nachtelfen den Dämonen entgegen.
Die Brennende Legion verlor im Angesicht der überlegenen Streitmacht nicht die Nerven. Stattdessen begannen die gepanzerten Dämonen kampfeslustig zu brüllen. Die Zerstörung, die sie Kalimdor gebracht hatten, schien ihnen noch nicht zu genügen. Sie vergaßen die Flüchtlinge und wandte sich den Kriegern zu.
Ein Pfeilregen schoss ihnen entgegen. Wie kreischende Banshees kamen die Pfeile über die monströsen Krieger, rissen Kehlen auf, verheerten Gliedmaßen und Köpfe. Tote und verletzte Dämonen brachen zusammen, zwangen andere, über sie hinwegzuklettern.
Ein goldener Blitz schlug mitten zwischen den Dämonen ein. Teufelswächter wurden emporgeschleudert. Fleischstücke und die dunkle Flüssigkeit, die in den dämonischen Adern floss, prasselten auf die Überlebenden herab. Krasus sah nach links, wo Illidan über seinen gelungenen Angriff lachte. Der junge Zauberer befahl der Mondgarde, die gleiche Formation einzunehmen, die sie bei der ersten Schlacht gegen die Legion verwendet hatten. Illidan wollte die Macht der Magier an sich binden und verstärken.
Der Drachenmagier runzelte die Stirn. Eine solche Taktik neigte dazu, die Zauberer, die ihre Energie lieferten, weit mehr zu schwächen als denjenigen, der sie an sich zog. Illidan musste sehr genau auf den Zustand der Mondgarde achten, sonst riskierte er es, sie in solchem Maße zu schwächen, dass sie sich nicht mehr gegen Angriffe der Eredar verteidigen konnten.
Krasus' Gedanken wanderten von den Risiken, die Malfurions Bruder einging, zum Feind. Zum ersten Mal wob er in Korialstrasz' Abwesenheit einen Zauber. Er wusste nicht, was geschehen würde, doch dann spürte er, wie die Macht in ihm anstieg – und lächelte.
Ein furchtbarer Wind fuhr durch die vorderen Reihen der Dämonen. Er warf die gehörnten Krieger gegeneinander, sorgte sogar dafür, dass sie die Waffen gegeneinander richteten. Chaos brach unter ihnen aus.
Damit erhielten die Nachtelfen ihre große Gelegenheit. Die ersten Soldaten erreichten die Dämonen und erschlugen sie. Die vorderen Reihen der Legion gerieten vollends in Unordnung. Teufelswachen fielen zu Dutzenden, während sie versuchten, sich zu sammeln.
Ein weiterer Pfeilregen dezimierte die hinteren Reihen. Innerhalb weniger Minuten lag ein Viertel der Horde entweder tot oder sterbend am Boden.
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