WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
jüngerer Zeit geändert. Jetzt fehlte die obere Hälfte des ersten Turms, und nur die Ruß geschwärzten Steinfragmente und herabhängenden Lianen erzählten von der gewaltigen Explosion, die ihn zerfetzt hatte. Das allein hatte noch nicht gereicht, um den Palast in einen Ort der Alpträume zu verwandeln, doch der Anblick, der ihn an drei von vier Flanken – nur die Seeseite war unberührt geblieben – umgab, hatte dafür gesorgt.
Es war eine wundervolle Stadt gewesen, die Krone der Herrschaft der Nachtelfen. Sie hatte sich über die Landschaft ausgedehnt und war doch ein Teil von ihr geblieben. Die hohen Baumhäuser und großzügigen Anwesen hatten eine atemberaubende Kulisse für den Palast gebildet. Hier hatte man Zin-Azshari – »der Ruhm von Azshara« – erbaut, die Hauptstadt der Nachtelfen. Hier hatte eine lebendige Metropole gestanden, deren Bewohner sich jeden Abend erhoben, um ihrer geliebten Königin die Ehrerbietung zu erweisen.
Und hier hatte sich, abgesehen von einigen wenigen abgetrennten Bereichen am Rande des Palasts, das größte Massaker Unschuldiger abgespielt, das die Welt je gesehen hatte.
Zin-Azshari lag in Trümmern. Das Blut der Opfer bedeckte immer noch die verbrannten Ruinen ihrer Behausungen. Die hoch aufragenden Baumhäuser waren zu Boden gerissen worden und die Hütten, die man in die Erde gegraben hatte, waren untergepflügt worden. Ein dichter grüner Nebel hing über der Alptraumlandschaft. Der Gestank des Todes lag in der Luft – Hunderte Leichen lagen unberührt und langsam verwesend zwischen den Ruinen. Es gab keine Aasfresser. Weder Krähen noch Ratten, nicht einmal Insekten nährten sich von den Leichen, denn auch sie waren entweder mit den wenigen Überlebenden geflohen oder bei dem Angriff umgekommen, der die Stadt vernichtet hatte.
Die zurückgebliebenen Bewohner von Zin-Azshari schienen das Blutbad nicht zu bemerken. Die großen schlaksigen Nachtelfen, die immer noch in der Stadt lebten, gingen ihren Aufgaben in und um dem Palast nach, als habe sich nichts verändert. Mit ihren extravaganten, vielfarbigen Gewändern und ihrer purpurdunklen Hautfarbe wirkten sie wie Besucher eines großen Fests. Sogar die grimmigen Wachsoldaten, die in ihren waldgrünen Rüstungen auf den Mauern und Türmen patrouillierten, wirkten deplatziert, denn sie blickten ohne jede Reaktion auf die Verwüstungen. In keinem Gesicht sah man auch nur einen Hauch von Erschütterung.
Niemand wirkte verängstigt oder schockiert, als groteske Riesen durch die Trümmer zu ziehen begannen, um nach Überlebenden und Spionen zu suchen.
Mehrere hundert gepanzerte Dämonenkrieger der Brennenden Legion plünderten Zin-Azshari; Hunderte anderer marschierten aus den Toren des Palasts, um jene zu unterstützen, die sich abseits der Hauptstadt aufhielten. Sie hatten das Reich unterworfen, und sie brannten darauf, auch den Rest der Welt zu erobern und alle zu töten, die sich ihnen in den Weg stellten.
Die meisten waren knapp drei Meter groß, manche sogar noch gewaltiger. Sie überragten die rund zwei Meter großen Nachtelfen. Jeder Krieger war von einem grünen Feuer umgeben, das ihn jedoch nicht verzehrte. Die untere Hälfte ihrer Körper war merkwürdig dünn, die Brust ungewöhnlich breit. Ihre Häupter bestanden aus Schädeln mit mächtigen Reißzähnen, langen Hörnern und blutroten Augen, die hungrig auf die Landschaft blickten. Die meisten trugen schwere und spitze Schilde, glühende Streitkolben oder Schwerter. Diese Teufelswächter bildeten den Hauptanteil der Brennenden Legion.
Über ihnen kreiste die Verdammniswache mit ihren feurigen Schwingen. Sie sahen ihren Kameraden am Boden ähnlich, waren jedoch etwas kleiner und wirkten intelligenter, wenn sie wie gierige Geier über das Land flogen. Ab und zu steuerten sie die Marschrichtung der Teufelswächter, schickten sie an Orte, wo man versteckte Überlebende vermutete.
Es gab noch andere Kreaturen, die gemeinsam mit den Teufelswächtern jagten, darunter riesige, vierbeinige Monstrositäten, die entfernt an Hunde oder Wölfe erinnerten. Der Rücken dieser ansonsten geschuppten Kreaturen war von dichtem hartem Fell bedeckt. Sie schnüffelten nicht nur mit ihren Nasen am Boden, sondern auch mit zwei sehnigen Tentakeln, die in Saugnäpfen endeten. Die Teufelsbestien liefen aufgeregt durch die Verwüstung und stoppten nur gelegentlich, um an einer der zahlreichen Leichen zu schnüffeln.
All dies geschah jenseits der Palastmauern, doch verborgen in
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