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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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Vorwort
     
    Dies ist ein sehr umfangreicher Roman, und ich bin beschämt, ihn durch ein Vorwort noch zu verlängern. Ein Schriftsteller ist wahrscheinlich die letzte Person, die fähig ist, über das eigene Werk zu schreiben. In diesem Zusammenhang wurde von Roger Martin du Gard, einem ausgezeichneten französischen Romancier, eine lehrreiche Geschichte über Marcel Proust erzählt. Proust wollte, dass eine bestimmte französische Zeitschrift einen bedeutsamen Artikel über seinen großen Roman veröffentlichte, und da er meinte, niemand könnte diesen besser schreiben als er, setzte er sich hin und schrieb ihn selbst. Dann bat er einen jungen Freund von ihm, einen Literaten, seinen Namen darunterzusetzen und den Artikel dem Herausgeber zu bringen. Der junge Mann war einverstanden. Aber ein paar Tage später ließ ihn der Herausgeber rufen. »Ich kann Ihren Artikel nicht nehmen«, sagte er zu ihm. »Marcel Proust würde mir niemals verzeihen, wenn ich eine so oberflächliche und teilnahmslose Besprechung seines Werkes druckte.« Obwohl Autoren empfindlich sind, was ihre Schöpfungen betrifft, und dazu neigen, ungünstige Rezensionen übel aufzunehmen, sind sie selten mit sich selbst zufrieden. Sie wissen, wie weit das Werk, für das sie viel Zeit und Mühe aufgewendet haben, von der ursprünglichen Idee abweicht. Und wenn sie es betrachten, dann ärgern sie sich weit mehr über das Misslingen, diese im Gesamten wiederzugeben, als sie sich über die paar gelungenen Stellen hier und dort freuen. Ihr Ziel ist Perfektion, und sie sind unglücklich darüber, sie nicht erreicht zu haben.
    Deshalb werde ich nichts über mein Buch selbst sagen, sondern werde mich darauf beschränken, dem Leser dieser Zeilen zu erzählen, wie ein Roman, der nun im Verhältnis ein ziemlich langes Leben gehabt hat, geschrieben wird; und wenn es ihn nicht interessiert, bitte ich ihn, mir zu vergeben. Zum ersten Mal habe ich daran geschrieben, als ich im Alter von dreiundzwanzig Jahren nach Beendigung meines Medizinstudiums im St.   Thomas Hospital nach Sevilla ging, entschlossen, meinen Lebensunterhalt als Schriftsteller zu verdienen. Das Manuskript des Buches, das ich damals geschrieben habe, existiert noch, aber ich habe es nicht mehr gelesen, seit ich es abschließend korrigiert habe, und ich zweifle nicht daran, dass es sehr unreif ist. Ich sandte es an Fisher Unwin, der mein erstes Buch veröffentlicht hatte (noch als Medizinstudent hatte ich einen Roman mit dem Titel Liza von Lambeth geschrieben, der sogar etwas Erfolg hatte). Aber er lehnte es ab, mir die hundert Pfund zu geben, die ich dafür haben wollte, und die anderen Verleger, denen ich es danach vorlegte, wollten es überhaupt nicht haben. Dies peinigte mich damals, aber jetzt weiß ich, dass es ein Glück für mich war; denn hätte einer von ihnen mein Buch genommen (es hieß The Artistic Temperament of Stephen Carey ), so hätte ich einen Stoff verloren, den richtig zu behandeln ich zu jung war. Ich hatte nicht den nötigen Abstand zu den Erlebnissen, die ich beschrieb, um sie richtig zu verwerten, und mir fehlte eine Reihe von Erfahrungen, die dann die endgültige Fassung des Buches bereichern sollten. Auch wusste ich damals noch nicht, dass es leichter ist, über etwas zu schreiben, das man kennt, als über etwas, das man nicht kennt. So sandte ich zum Beispiel meinen Helden nach Rouen (das ich nur flüchtig kannte), um Französisch zu lernen, anstatt nach Heidelberg (wo ich selbst gewesen war), um Deutsch zu lernen.
    Solcherart abgewiesen, legte ich das Manuskript beiseite. Ich schrieb andere Romane, die veröffentlicht wurden, und ich schrieb Theaterstücke. Zu gegebener Zeit wurde ich ein erfolgreicher Dramatiker und beschloss, den Rest meines Lebens dem Schauspiel zu widmen. Aber ich rechnete nicht mit dem inneren Zwang, der meine Vorsätze zunichtemachte. Ich war glücklich, ich war erfolgreich, ich arbeitete fleißig. Mein Kopf war voll von den Stücken, die ich noch schreiben wollte. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass mir der Erfolg nicht all das brachte, was ich erwartet hatte, oder ob es eine natürliche Reaktion darauf war, aber kaum wurde ich als der populärste Dramatiker der Gegenwart eingestuft, suchten mich noch einmal die Erinnerungen an mein vergangenes Leben heim. Sie überfielen mich im Schlaf, auf Spaziergängen, bei Proben, auf Festen; sie wurden solch eine Belastung für mich, dass ich zu dem Schluss kam, es gebe nur einen einzigen Weg, mich von

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