Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WoW 14 - Weltenbeben

WoW 14 - Weltenbeben

Titel: WoW 14 - Weltenbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
Bestimmung zu sein. Wie kann ich die Horde führen, wenn meine Bestimmung eine andere ist?"
    Seine einst so sicheren Instinkte ließen nach. Er vergrub sein Gesicht in den Händen, und die schwarze Rüstung knarrte bei jeder Bewegung. Thrall fühlte sich ... verloren ... zerrissen. Wieder sah er sich im Nebel stehen ... bei dem Ritus der Sicht, und seine Rüstung knarrte und fiel von ihm ab. Die Angst hatte ihn fest im Griff ... Er war völlig hilflos. Ihn schmerzte die Erkenntnis, dass die Horde unweigerlich in einen Bürgerkrieg geraten würde, wenn er mit seinem Geist und seinem Herzen nicht bei ihr war. Wie sehr er auch verurteilte, was Garrosh in seiner Abwesenheit angerichtet hatte, so war doch er selbst es gewesen, der den jungen Höllschrei zum Kriegshäuptling gemacht hatte. Er trug die Verantwortung für das, was geschehen war, in gleichem Maße wie Garrosh. Letztlich konnte man dem Jungen nur vorwerfen, dass er die Herausforderung mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen angenommen hatte. Er würde die Horde nicht zwingen zuzusehen, wie er und Garrosh sich deshalb bekämpften.
    „Ich habe es dir noch nie erzählt, aber ich wünschte, ich hätte es. Weißt du", fuhr er ruhig fort, „meiner Meinung nach warst du stets das Herz der Horde, Cairne. Du und die Tauren. Während viele andere in der Horde den Krieg herbeisehnten und dunklen Pfaden folgten, hörtest du auf die Weisheit der Erdenmutter und rietest uns, andere Wege zu gehen. Du hast uns Vergebung und Mitleid gelehrt und warst unser Herz, unser wahres spirituelles Zentrum."
    Als er diese Worte aussprach, wusste Thrall, dass es an der Zeit war, seinem Herzen zu vertrauen. Es führte ihn fort von Orgrimmar, fort von der Horde, hin zu einer leidenschaftlichen und heißblütigen jungen Schamanin und den stolzen orcischen Traditionen, die sie repräsentierte.
    Es führte ihn zum Herzen der Welt.
    Voller Schmerz schloss er die Augen. Er wollte nicht, dass diese Entscheidung die richtige war. Es war zu schwer und würde einen großen Umbruch bedeuten. Viele Leute würden verletzt sein. Es gab so viele Gründe, warum er bleiben sollte, und alle schienen sie vernünftig und logisch zu sein, wichtig und sogar überlebenswichtig. Und doch war da der eine Grund, aus dem er gehen sollte. Er war mystisch und mysteriös und schien ihm alles andere als einleuchtend zu sein.
    Aber es war die richtige Entscheidung, die einzige Entscheidung. Wind kam auf, zupfte sanft an seinem Haar und zerrte an seiner Seele. Seine Haut prickelte. Thrall erkannte, dass die Entscheidung bereits getroffen war.
    Ihm war sehr deutlich gezeigt worden, was er zu tun hatte: Wenn er weiterhin Kriegshäuptling blieb, würde er versagen. Um die Horde und seine Welt zu retten, blieb ihm nur eines zu tun, und er wusste genau, was das war.
    Langsam stand Thrall auf. Die untergehende Sonne, An'she für das Taurenvolk, verwandelte seine schwarze Rüstung in einen Rausch der Farben. Bedächtig begann er, sich ihrer zu entledigen. Als Erstes löste er die Schulterstücke und legte sie ab. Mit einem klirrenden Geräusch fielen sie in das weiche grüne Gras. Als Nächstes öffnete er die Hal t erungen der Brustplatte. Einst war sie von einem Schlag durchbohrt worden, der Schicksalshammer das Leben gekostet hatte. Der Schlag war hinterhältig gewesen, denn er war von hinten gekommen: Ein Speer hatte den Rückenpanzer zerschmettert und die Brustplatte von innen durchbohrt. Thrall hatte befohlen, sie zu reparieren, damit sie wieder verwendet werden konnte.
    Stück für Stück legte er die Rüstung von Orgrimm Schicksalshammer, die Rüstung des Kriegshäuptlings der Horde, ab und warf ihre Teile auf einen Haufen. Thrall griff in seinen Beutel und holte ein schlichtes braunes Gewand hervor, zog es sich über den Kopf und legte sich eine Kette mit Gebetsperlen um den Hals. Aggras Worte fielen ihm wieder ein. Wir tragen keine Rüstung bei unseren Initiationen. Es ist eine Wiedergeburt, kein Kampf. Wie eine Schlange legen wir die Haut desjenigen ab, der wir vorher waren. Wir müssen uns dieser Wiedergeburt ohne jegliche Lasten stellen, ohne engstirniges Denken und Ansichten, die wir zuvor vertreten haben. Wir müssen einfach, rein und bereit sein, um uns mit den Elementen zu verbinden und sie ihre Weisheit in unsere Seelen schreiben zu lassen.
    Er zog die Stiefel aus und erhob sich. Seine nackten grünen Füße standen fest auf dem Boden, auf der harten Erde. Er breitete die Arme aus und warf den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher