Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
auf einmal verbindlich wurde. »Ach, das meinen Sie.«
»Ja, Mr. Wu. Das. Oder etwas präziser: die Schulgebühren. Sie sind immer noch nicht bezahlt.«
Artie Wu zog die Zigarre wieder aus seiner Tasche, steckte sie sich in den Mund und biß die Zähne fest zusammen, um den Biß dann gerade so weit wieder zu lockern, daß er knurren konnte: »Hat es einen Kampf gegeben?«
»Exakt, wie beschrieben«, antwortete Ramsey. »Nach allem, was man hört, haben die Zwillinge sich eindrucksvoll gehalten.«
Wus Gesicht erstrahlte um die Zigarre herum. Er nahm sie aus dem Mund und sagte: »Ich glaube, ich kann mich erinnern, daß Mrs. Wu sich vor einiger Zeit per Scheck um die Gebühren gekümmert hat.«
Der Damm, der Ramseys Zorn bis dahin zurückgehalten hatte, brach. Beinahe wäre er aus seinem Sessel gehüpft, dann beherrschte er sich, erhob sich etwas langsamer, die Handflächen fest auf die Schreibtischplatte gepreßt, und beugte sich zu Artie Wu hinüber. »Ich habe Sie in diesen Raum bestellt, Sie auf diesem Stuhl Platz nehmen lassen, Sir, um Sie darüber in Kenntnis setzen zu können, nein, um Ihnen garantieren zu können, daß die Zwillinge Sie nach London begleiten werden, sollten die Gebühren nicht heute noch bezahlt werden. Nicht morgen – heute noch.«
Das Telefon klingelte. Ramsey riß den Hörer von der Gabel, bellte ein verärgertes Hallo heraus, hörte zu, zog die Stirn in Falten, sagte: »Einen Moment«, und hielt Wu den Hörer hin.
Nachdem Wu sich erhoben, den Hörer entgegengenommen und »Hallo« gesagt hatte, hörte er Durants Stimme: »Ich halte hier in meiner Hand einen beglaubigten Scheck über 25000 Pfund, einzulösen bei Barclays, ausgestellt von deinem neuen Klienten, Herrn Enno Glimm. Der Scheck wird in ungefähr sechs Minuten hinterlegt werden, und dann bist du wieder flüssig.«
»Und was genau wird von uns verlangt?«
»Wir müssen zwei Hypnotiseure finden, ein Geschwisterpaar, das verschüttgegangen ist.«
»Wo?«
»Ist doch egal.«
»Eine höchst vernünftige Einstellung«, erwiderte Wu. »Ich bin morgen früh zurück.«
»Wir sind hier um zwei Uhr mit Glimm verabredet.«
»Ich werde da sein«, erwiderte Wu, drehte sich um und gab den Hörer zurück.
»Gute Nachrichten?« fragte Ramsey.
»Wie man’s nimmt«, antwortete Wu, während er sein Scheckbuch aus einer Anzugtasche zog, es auf den Schreibtisch legte, geistesabwesend die anderen Taschen nach etwas abklopfte, um dann Perkin Ramsey anzulächeln und zu fragen: »Haben Sie einen Federhalter?«
In der Carriages Bar des Caledonian Hotel an der Princes Street in Edinburgh saßen die Söhne von Artie Wu ihrem Vater an einem Tisch gegenüber und schauten ihm dabei zu, wie er zum zweiten Mal seinen Namen unter einen Scheck setzte. Arthur und Angus hatten je ein Glas mit Lagerbier vor sich stehen. Vor ihrem Vater stand ein großer Whiskey, den er bisher noch nicht angerührt hatte.
Wu riß den Scheck aus dem Buch und gab ihn Arthur, dem neun Minuten älteren Sohn. Arthur warf einen Blick auf die Summe, zog eine Augenbraue in die Höhe und schob den Scheck zu seinem Bruder hinüber.
Angus studierte ihn und sagte: »Vierhundert Pfund«, wobei eine seltsame Modulation seiner Stimme das Schreckgespenst unzureichender Geldmittel heraufbeschwor.
»Er ist gedeckt«, sagte Wu. »Bis zum Ende des Monats wird’s reichen, und dann schicke ich euch mehr. Jetzt müßt ihr beiden nur noch das Schuljahr zu Ende bringen, im Sommer über den Kontinent tippeln, und im August geht’s dann ab nach Princeton.«
Angus gab seinem Bruder den Scheck zurück und studierte seinen Vater aufmerksam, bevor er ihn fragte: »Hast du mal darüber nachgedacht, was es kostet, uns für vier Jahre nach Princeton zu schicken?«
Wu nippte an seinem Whiskey und ließ sich ein paar Zahlen durch den Kopf purzeln. »Etwa hundertsechzig Riesen«, sagte er schließlich. »Für vier Jahre ohne große Kinkerlitzchen. Wenn ihr Kinkerlitzchen wollt, müßt ihr’s mit Poker versuchen.«
»So wie du und Durant?« fragte Angus.
»Ja, wir haben so manche Runde gespielt.«
»Durant hat mal behauptet, ihr hättet von Stud und Draw durchschnittlich sechshundert im Monat kassiert«, sagte Arthur. »Und damals war der Dollar noch drei- oder viermal so viel wert.«
»Wir sind über die Runden gekommen«, sagte Wu.
»Außerdem hat er erzählt, daß es damals in Princeton ’ne Menge Geldsäcke gegeben hat, die scharf drauf waren, sich auf ’ne Pokernacht mit dem
Weitere Kostenlose Bücher