Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Kaninchen noch mal.«
Der Mann, der etwas über die Kaninchen hören wollte, war Booth Stallings, Experte für Terrorismus, Doktor der Philosophie, Autor der Anatomie des Terrors, ehemaliger Berater im Weißen Haus und galt anerkanntermaßen als Anhänger des Grandseigneurtums. Er hatte das alles fünf Jahre zuvor – im Alter von sechzig Jahren – aufgegeben, um der Abenteuerlust zu frönen.
»Was für Kaninchen?« fragte Maurice Overby, der bei einigen Strafverfolgungsbehörden auch unter dem Namen Otherguy Overby bekannt war. Im Laufe der Jahre hatte Overby – mit bemerkenswertem Erfolg – immer wieder geltend gemacht, nicht er, sondern ein other guy, ein anderer Bursche, habe all das verbrochen, weshalb die Polizisten ihn verhören wollten. Overby, der normalerweise in mehrere Unternehmungen gleichzeitig verwickelt war, von denen einige durchaus legaler Natur sein konnten, war von Beruf ein reisender Betrüger und erfreute sich in seinen Kreisen großer Bewunderung.
Nachdem Overby jegliches Wissen um diese Kaninchen von sich gewiesen hatte, schüttelte Stallings traurig den Kopf und sagte: »Wenn du schon nichts über Steinbecks Kaninchen weißt, dann erzähl mir doch wenigstens noch mal die Geschichte von Artie Wus wunderbaren Stellenangeboten, die wir beinahe schon mit Händen greifen können.«
»Warum willst du das noch mal hören?«
»Zu meiner Beruhigung.«
In müdem Tonfall antwortete Overby: »Okay. Erinnerst du dich, wie uns hier in der Bar letzte Woche Graf von Lahusen über den Weg gelaufen ist?«
»Einen Abend mit dem Grafen von Lahusen vergißt man nicht so schnell.«
»Da hatte er bereits ’n paar intus. Wie würde es dir gehen, wenn du gerade zwei Monate in der DDR oder dem, was mal die DDR war, verbracht hättest, um Anspruch auf die Besitztümer deiner Vorfahren anzumelden, und man speist dich ab mit einem ›Sie können uns mal, Herr Graf‹?«
»Nach der zweiten Wiederholung dieser traurigen Geschichte bin ich ins Bett gegangen.«
»Und hast den besten Teil verpaßt«, sagte Overby. »Hör zu. Ich und der Graf und Artie und Durant, wir kennen uns seit vielen Jahren, und hin und wieder haben wir auch zusammen was gedreht, verstehst du?«
»Wo?«
Overby machte eine Kopfbewegung in die grobe Richtung des Südchinesischen Meeres. »Meistens da draußen«, sagte er. »Am Rand. Wo sonst? Jedenfalls erzählt mir der Graf, daß er vor ’ner Woche oder zehn Tagen in Berlin war, wo er im Hotel am Zoo gewohnt hat, und da kriegt er plötzlich ’nen Anruf von ’nem Typen namens Enno Glimm.«
»Deutscher?«
»Was sonst, mit dem Namen?«
»Österreicher. Oder Schweizer.«
Overby ignorierte die Vorschläge. »Und dieser Glimm bittet den Grafen um seine Meinung über eine gewisse Voodoo, Ltd. Zuerst glaubt der Graf natürlich, daß er einen Scheißdreck über diese Voodoo, Ltd. weiß, bis es ihm dämmert, daß dieser Glimm die Wudu, Ltd. meint, den Laden, den Artie und Durant damals in London aufgemacht haben, kurz bevor sie im 87er Markt baden gegangen sind.«
»Sie hätten ihr Geld vorsichtiger anlegen sollen – so wie du und ich.«
»Nun mal langsam«, sagte Overby. »Du hast weniger als zwanzig Tage gebraucht, um die Millionen zu machen, mit denen du aus Hongkong abgezwitschert bist, und etwa achtzehn Monate, um sie wieder zu vergeigen. Zumindest den größten Teil davon. Eine Weile lang warst du auf dem Papier gut und gerne deine zwei, beinahe sogar drei Millionen wert.«
»Kalter Kaffee, Otherguy«, sagte Stalling. »Sehr kalt. Wieviel haben Wu und Durant verloren?«
»Jeder ’ne halbe Million, sagt man.«
»Da bin ich beruhigt. Jetzt kannst du mit dem fortfahren, was der Graf diesem Herrn Glimm erzählt hat.«
»Nun, von Lahusen wird weder über Artie noch über den verdammten Durant etwas Schlechtes sagen, also gibt er ihnen volle Rückendeckung. Aber Glimm reicht das noch nicht. Er will wissen, bei wem er sich noch erkundigen kann. Der Graf rät ihm, mich hier im Hotel anzurufen, und das hat er dann auch getan.«
»Und?«
»Glimm fragt mich über Artie und Durant aus, und ich frage ihn, warum er das wissen will. Natürlich denkt er nicht daran, es mir zu verraten, aber mir schwant, daß es sich um einen ziemlich dicken Fisch handeln muß. Also erzähle ich ihm, daß Wu und Durant die Besten sind – auch wenn Durant ein verdammt ungemütlicher Dreckskerl sein kann. Glimm sagt, das sei genau das, wonach er sucht, bedankt sich vielmals und legt auf. Ich überlege ein paar
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