Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
chinesischen Thronfolger und seinem schweigenden, immer anwesenden Leibwächter zusammenzusetzen.«
Wu lächelte und nickte, als würde er in Erinnerungen schwelgen. Statt dessen musterte er seine beiden Söhne und war beinah peinlich berührt, als er wieder einmal feststellen mußte, daß sie ihm ebenso ähnlich waren wie ihrer Mutter. Sie hatten seine Größe, aber den schlanken Körperbau der Mutter. Sein vorsichtiges Lächeln und ihren geschmeidigen Gang. Sein schwarzes Haar und ihre grauen Augen, die den Zwillingen in Kombination mit seinen Mongolenfalten das verliehen, was sie als ihren Pan-Amerasiatischen Pennälerlook bezeichneten.
»Hat’s dir dort gefallen, in Princeton?« wollte Arthur wissen.
Wu schaute erst Arthur und dann Angus mißtrauisch an. »Immer wenn ihr beiden was von mir wollt, dann nehmt ihr mich bei der Hand und führt mich auf die Straße der Erinnerungen. Also, raus mit der Sprache. Um was geht’s?«
Die Zwillinge wechselten zwei schnelle Blicke. Offensichtlich hatte Angus den unsichtbaren Münzwurf gewonnen. »Wir wissen, wo wir diesen Sommer einen großen Batzen Geld machen können.«
Wu steckte sich eine frische Zigarre in den Mund. Bevor er sie anzündete, fragte er: »Womit?«
»Es ist eine Art Sommerpraktikum«, antwortete Arthur.
Als die Zigarre brannte, stellte Wu fest: »Sommerpraktika werfen in der Regel kein Geld ab.«
»Dieses hier doch«, sagte Angus.
»Wo findet es statt, und was ist es?« fragte Wu. »Drückt euch präziser aus.«
»Kuwait«, antwortete Angus. »Wenn der Krieg vorbei ist, nächste Woche, nächsten Monat – wann immer. Während des Wiederaufbaus wird ’ne Geldflut das Land überschwemmen, und die Beraterfirma, von der wir gehört haben, hat sich bereits ’nen ganzen Batzen davon gesichert. Aber die Firma braucht Arbeitskräfte, amerikanische Arbeitskräfte, und sie ist bereit, dafür zu bezahlen.«
»Wie heißt die Firma?« wollte Wu wissen.
»Overby & Stallings Partner.«
Artie Wus Augen verengten sich, und sein Gesicht wurde ruhig. Kein Muskel zuckte mehr darin. Dann bewegte er die Lippen gerade genug, um sagen zu können: »Overby wie Maurice Overby?«
Arthur grinste. »Wie Onkel Otherguy, Paps.«
Agnes Wu saß vor der Frisierkommode im Zimmer des Caledonian Hotel, bürstete sich das Haar und hörte der wortwörtlichen Schilderung zu, die ihr Gatte von seinem Telefongespräch mit Quincy Durant gab.
Wu packte beim Reden seine Sachen. Er packte ganz automatisch, beinahe ohne nachzudenken, faltete zusammen, was zusammengefaltet werden mußte, und knüllte zusammen, was gewaschen werden mußte. Das landete dann alles in einer abgewetzten Lederaktentasche mit Messingbeschlägen, die sie die Gladstone und er ganz einfach die Tasche nannte.
Das Haar, das Agnes Wu bürstete, war noch immer vom blassesten Blaßgold, und um es so zu erhalten, bedurfte es nur minimaler Unterstützung von ihrem Coiffeur. Sie führte die Bürste wohl gerade zum hundertstenmal hindurch, wandte sich vom Spiegel ab, schaute Wu mit ihren großen klugen grauen Augen an und sagte: »Was war das für eine wunderbare Fügung, daß Quincy gerade in dem Moment angerufen hat.«
Nachdem er seine halbgerauchte Zigarre aus dem Aschenbecher genommen hatte, erwiderte Wu: »Wunderbare Fügungen sind selten mehr als angenehme oder unangenehme kleine Ereignisse, wie sie jeden Tag passieren. Quincys Anruf war auch nichts anderes. Er hatte den Scheck von Glimm erhalten, wußte, daß wir pleite waren, und griff zum Hörer.«
Agnes Wu erhob sich von der gepolsterten Bank vor der Frisierkommode, ging zu einem Fenster, blickte hinunter auf die Princes Street mit ihrem halben Dutzend verfrorenen Passanten und fragte: »Können wir uns das wirklich leisten? Princeton?«
»Das Problem stellt sich erst im August oder September. Jetzt haben wir Februar. Aber zwei Kinder gleichzeitig kann man nur dann nach Princeton schicken, wenn man in der obersten Einkommensklasse ist – und ich bin guter Hoffnung, daß wir uns im September wieder dort befinden.«
»Du zählst also auf diesen Herrn Glimm?«
»Irgendwie schon.«
»Vielleicht solltest du erst einmal herausfinden, ob das vernünftig ist.«
Wu blies einen fetten Rauchring in die Luft. »Da weiß ich einen schnelleren Weg.«
Agnes Wu drehte sich um und antwortete ihm mit einem Grinsen, das ihr Gesicht veränderte. Der unterkühlte, etwas unnahbare Ausdruck verwandelte sich in etwas Kühnes, Fröhliches und sogar ein wenig
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