Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
kommt es dann enttäuscht
von den hinteren Autorängen, bevor sich eine der beiden darauf besinnt, dass es
zum Lebensinhalt von Kindern gehört, Eltern mit Fragen zu terrorisieren.
„Mama, was ist Diwali ?“
„Das Fest der Lichter“, antworte ich dann
für gewöhnlich und bin froh, dass meine solide Halbbildung noch für meine
Kinder ausreicht.
Ich befürchte allerdings, so leicht
werde ich in den nächsten Jahren nicht mehr davonkommen, die beiden werden
schließlich älter und wissbegieriger. Also habe ich meinerseits mal das
Internet mit ein paar Fragen zu „ Diwali “ gelöchert. Ich
habe nicht die leiseste Ahnung, was das Fest der Lichter genau ist.
Die Suche ergab: Die Inder wissen´s auch nicht. Also, die haben schon mehr Ahnung als
ich, aber jeder zweite Inder – und es gibt bekanntlich nicht gerade
wenige – denkt bei Diwali an etwas anderes. Das
Fest kann zwischen einem und fünf Tagen dauern, damit fängt es schon mal an.
Immerhin, der Grundgedanke ist bei allen Diwali -Feierlichkeiten
der gleiche: Gut siegt über Böse oder Licht über Dunkelheit.
Die Hindus gedenken zu Diwali allerdings dem Gott „Rama“, während im Süden Indiens
„Krishna“ geehrt wird, der einen Dämonen besiegt und 16.000 (!) Frauen befreit
hat. Die Sikhs feiern während Diwali den Sieg von „Har Gobinds “ über „Jahangir“.
Aha. Naja. Wie auch immer, ich
belasse es jetzt mal dabei, dass Diwali etwas sehr
Schönes ist, denn der Sieg von Gut über Böse kann schlecht nicht sein und mit
Lichterketten erleuchtete Häuser sehen nett aus. Und gemütlich. Und kuschelig.
Und warm. Und heimelig. Eigentlich. Dummerweise nur hat der indische Mitbürger an
sich eine gewisse Vorliebe für grelles Licht und Farben. Sprich die erleuchteten
Häuser erstrahlen vorzugsweise in weißem Neonlicht oder werden in kurzen,
unrhythmischen Abständen von aufblinkenden rot-blau-grün-lila-Lichterketten
erleuchtet.
Dennoch freue ich mich, dass die
unterschiedlichsten Kulturen in Dubai zusammenleben und ihre Feste feiern, wie
sie fallen. Setze ich halt auch nachts meine Sonnenbrille auf.
42. ) Happy National
Day
Der zweite Dezember hat für die
Vereinigten Arabischen Emirate eine besondere Bedeutung: Es ist der
Nationalfeiertag des Landes. 1971 entließ
England die VAE aus den bis dahin
geltenden, noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Protektoratsverträgen.
Der Nationaltag ist in den Emiraten
ein Feiertag und weil das so schön ist, ist der nächste Tag meist gleich auch
noch frei. Die Emiratis lieben ihren Nationalfeiertag: Das ganze Land ist ein
grün-weiß-rot-schwarzes Fahnenmeer, es gibt zahllose
Nationaltag-Veranstaltungen und eine große Parade in der Hauptstadt Abu Dhabi.
Bereits ab Mitte November wird
damit begonnen, das Land und vor allem die Autos zu schmücken. Wenn man in der
Zeit rund um den Nationalfeiertag in Dubai an einer Ampel anhält, kann man sich
sicher sein, neben sich ein paar geschmückte Autos mit Fahnen, Stickern und
Bildern in den Nationalfarben zu sehen. Besonders beliebt bei den Emiratis sind Folien für die Heckscheibe, versehen mit den
Portraits der Herrscherfamilien - und mein Vorstellungsvermögen wird nicht
müde, jedes Jahr wieder das Bild von Angela Merkel plus Bundespräsident auf der
Rückseite eines Autos für mich zu produzieren.
Obwohl, wenn die Angie hin und
wieder mal mein Bankkonto ausgleichen würde, dann würde ich sie mir auch glatt
hinten auf die Autoscheibe kleben. Und vorne. Und an der Seite. In den
Vereinigten Arabischen Emiraten ist es keine Seltenheit, dass Scheich Khalifa,
der Herrscher in Abu Dhabi, oder sein Amtskollege in Dubai, Scheich Mohammed,
die Schulden ihrer Untertanen übernehmen. Im Dezember 2012 zum Beispiel wurde
ein Fonds in Höhe von knapp 1,5 Milliarden Dirhams aufgelegt, um die Schulden
von rund 1400 Emiratis zu begleichen. Kein Wunder,
dass die Emiratis ihre Herrscherfamilien und ihr Land
so gerne feiern.
43. ) Psssst !
Erster Elternabend des Schuljahres.
In der Schule meiner Kinder – einer sehr kleinen amerikanischen Schule
– heißt das, alle Eltern versammeln sich im Auditorium und der
Schulleiter hält eine kurze Ansprache, die dann doch länger als geplant wird.
Schließlich muss er „Teamwork“, „Unsere Schule ist die Beste!“, „Unsere Lehrer
leben für ihren Beruf und eure Kinder“ und „Es wird sowieso alles gut!“ darin
unterbringen.
Dann geht es ab in
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