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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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die
Klassenzimmer zum Kennenlernen des Lehrers, der die schöne Aufgabe hat, aus den
kleinen, fernsehsüchtigen Teufeln, die man zu Hause großzieht, die nächsten
Einsteins, Bill Gates oder J.K. Rowlings zu machen.

 
    Eigentlich ist all dies nicht
weiter erwähnenswert, würde die versammelte Elternschaft im Auditorium während
der Ansprache nicht alle paar Minuten durch das Klingeln eines nicht
ausgestellten Handys hochgeschreckt. In den Klassenzimmern bimmelt es danach
fröhlich weiter.

 
    Haben die Leute alle den „Ton-aus“-Knopf
noch nicht entdeckt? Oder haben sie sich – zumindest was die Handys
angeht – der emiratischen Kultur geöffnet? Wer
einmal in Dubai im Kino war, der weiß, was ich meine. Wer das Pech hat, neben
einem Einheimischen zu sitzen, der kann eigentlich gleich nach Hause gehen.
Mindestens zehnmal klingelt dessen Handy während des Films. Und nicht nur das:
Die Emiratis sehen kein Problem darin, das Telefonat tatsächlich
anzunehmen und lautstark den gesamten Kinosaal an der Unterhaltung teilhaben zu
lassen.

 
    So richtig stören tut das aber
nicht, da die meisten ihre kleinen Kinder mit in die Abendvorstellung gebracht
haben, die der gezeigte Erwachsenenfilm nur mäßig interessiert und die dies
lautstark kundtun.

 
    Auch beim Einkaufsbummel vor oder
nach dem abendlichen Kinobesuch ist man des Öfteren versucht, „ Pssst !“ zu zischeln. Die Einkaufszentren füllen sich am späten
Nachmittag meistens rapide und der Abend ist bei den Arabern die beliebteste
Zeit fürs Familienshopping. Eine Mall und Restaurants voll mit Kleinkindern und
Familien nach 20 Uhr sind in Dubai normal.

 
    So normal, dass eine arabische
Kinderärztin, die meine jüngere Tochter behandelte und nachfragte, wann die
4-jährige denn so ins Bett gehe, auf meine Antwort: „Um Sieben Uhr abends“
vollkommen baff nachfragte:

 
    „Ernsthaft? Um Sieben Uhr abends?
Und wann gehen Sie dann einkaufen mit dem Kind?“

44. ) Nur ein
Croissant vom Glück entfernt        

 
    Wochenende in Dubai. Die Kinder
sind weg organisiert und der Kühlschrank ist leer. Also, auf in die Mall, ganz
in Ruhe einen Kaffee trinken, vielleicht einen Muffin dazu essen und dann
einkaufen. Das Leben könnte so einfach sein. Könnte. Wenn ich es mal nur so
gemacht hätte. Sprach ja nichts dagegen und eigentlich bin ich ein Gewohnheitstier.
Doch ausgerechnet an diesem friedlichen Morgen überkam mich spontan der Wunsch,
keinen Muffin zu essen, sondern ein Croissant.

    „A Cafe Latte and a Croissant, please “,
sage ich also zu der herangeeilten Bedienung des Coffeeshops und wende mich wieder meiner Zeitung zu. Diese bleibt jedoch schwer leserlich,
der Schatten der Bedienung liegt immer noch über ihr. Ich sehe den guten Mann
freundlich an.

 
    „Sorry, a Cafe Latte and ...?“, fragte
dieser ebenso freundlich zurück.    

 
    „A Croissant.“

 
    „Sorry?“

 
    „A Croissant!“

 
    Der Schatten liegt immer noch über
meiner Zeitung und droht, sich nun auch über mein Frühstück zu legen.

 
    „A Cafe Latte and a Croissant, please !“,
meine Stimme schwankt zwischen Flehen und genervt.

 
    „I know, I know, a Cafe Latte and a...???“

 
    Nachdem ich das Wort jetzt so oft
gesagt habe, habe ich wirklich Hunger auf ein Croissant und bin nicht mehr
bereit, es für einen Muffin einzutauschen. Ich überlege kurz, ob ich nach der
Speisekarte verlange, um der Bedienung das Wort „Croissant“ zu zeigen,
entscheide mich dann aber dagegen, da ich nicht sicher bin, ob er besser lesen
als hören kann. Ich will gerade aufstehen und den guten Mann zur Kuchenvitrine
schleppen, um ihm das Objekt meiner Begierde zu zeigen, als in seinem Gesicht
plötzlich die Sonne aufgeht.

 
    „Madam wants a Cruschn .“

 
    Das weiß ich nicht so genau, aber
da das Wort eine minimale Ähnlichkeit mit Croisssant hat, nicke ich mal.

 
    „ One Cafe Latte and a Cruschn for Madam“, sagte der
Mann nun siegesgewiss und macht sich von dannen, um endlich mein Frühstück zu
holen.

 
    Ich wende mich wieder meiner
Zeitung zu, kann mich aber nicht so recht konzentrieren - zu groß ist meine
Neugierde, ob ich wohl das gewünschte Croissant bekomme oder was sich wohl
hinter einem „ Cruschn “ verbirgt.
    Was soll ich sagen. In Dubai wird
man immer wieder überrascht. Die Bedienung kommt mit einem strahlenden Lächeln zurück
und stellt ein duftendes, warmes Croissant vor mich auf den Tisch. Und

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