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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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ihm umzusehen.
    Vorsichtig kam der schöne, große Vogel
um sie herumgestelzt und stellte sich vor sie hin.
    Die Kleine wußte nicht recht, wie sie
ihm ihre Höflichkeit erweisen sollte. Auf jeden Fall nickte sie feierlich und
sagte: »Es ist sehr gut von dir, daß du gekommen bist! Ich danke dir auch
vielmals.«
    Der Storch nickte kurz zurück. Dann
erwiderte er verdrießlich: »Ich hätte dich nur ruhig weiterrufen lassen sollen,
denn unter allen Menschenarten sind die halbflüggen Menschenjungen uns Tieren
am meisten zuwider.«
    Dott war so verdutzt, daß sie gar
nichts erwidern konnte.
    »Ich bin auch nur gekommen«, fuhr der
Storch fort, »weil ich froh bin, daß ich es endlich einmal einem Menschenjungen
sagen kann, wie ganz und gar zuwider sein Anblick den Tieren ist.«
    Die Kleine errötete. »Du bist nicht
sehr höflich!« sagte sie.
    »Meinst du denn, daß wir es höflich
finden, wie ihr uns oder unseresgleichen nennt? Watschelente, dumme Gans — sind
das vielleicht Ehrennamen?«
    Der Storch schüttelte sich, so
unangenehm war es ihm, diese Worte auch nur zu wiederholen.
    Die Kleine blickte zur Erde.
    »Den Maikäfern reißt ihr die Beine
aus«, fuhr er heftig fort, »und werft die armen Tiere dann in einen Kasten.
Kein anständiges Tier quält nur zum Vergnügen. Sogar das Marienkäferchen müßt
ihr mit eurem dummen Singsang erschrecken.« Und er sang mit heiserer Stimme:
     
    »Sonnchen, flieg heim,
    dein Hüttchen brennt,
    deine Kinderchen weinen,
    flieg, flieg!«
     
    Der Storch klapperte vor Entrüstung.
     

     
    Dott hatte schreckliche Angst, der
Storch könnte davon anfangen, wie sie noch im Frühling so unehrbietig gesungen
hatte:
     
    »Störchlein, Störchlein,
    Schniebel, Schnabel,
    mit der langen Ofengabel!«
     
    Darum rief sie schnell: »Aber bei uns
sagt man auch: ›Wenn der Storch auf dem Hause sitzt, schlägt der Blitz nicht
eine Wir sagen auch, daß der Storch der klügste Vogel ist und daß er sprechen
könnte, wenn er nur eine längere Zunge hätte.«
    Sie war richtig froh, daß ihr das alles
einfiel.
    »Und wie nennt ihr mich, bitte, wie
nennt ihr mich?« fuhr der Storch sie an.
    Dott konnte es auf keinen Fall über
sich bringen, diesem klugen und schönen Vogel ins Gesicht zu sagen, daß die
Kinder ihn Storch Langbein nannten. Darum sagte sie: »Oh, wir sagen manches und
meinen’s gar nicht so. Nur so zum Reimen sagen wir’s. Aber wir nennen dich auch
Storch bester und Storch guter, bring mir ‘nen kleinen Bruder.«
    Dann aber fiel ihr plötzlich ein, wie
einsam sie jetzt war.
    »Ich habe immer gedacht, du liebst die
Kinder«, sagte sie. »Und nun, da ich schon von den Menschen ausgestoßen bin und
ganz verlassen herumirre, da stehst auch du noch da und machst mir nichts als
Vorwürfe!«
    »Nun, da wirst du ja etwas besonders
Schlimmes angerichtet haben, wenn sogar die Menschen dich ausstoßen«, erwiderte
der Storch streng.
    Jetzt war die Kleine wirklich gekränkt.
Sie drehte dem Storch den Rücken, damit er ihr Gesicht nicht sehen sollte. Sie
hatte gehofft, wenigstens unter den Tieren Freunde zu finden. Es war ihr auch
in den Sinn gekommen, die Tiere um Rat und Hilfe zu bitten, denn sie fühlte
sich verlassen und hatte Hunger. Aber gerade weil der Storch so schlecht von
ihr sprach, wollte sie ihm nun nichts mehr von ihrer Not sagen.
    Als sie eben mit stolz erhobenem Kopf
die Lichtung verlassen wollte, hörte sie ein lautes und boshaftes »Hä hä hä!«
hinter sich. Und als sie sich umschaute, entdeckte sie in den Zweigen einer
Kiefer die Elster, die ihr mit vorgestrecktem Kopf und aufgerissenem Schnabel
nachblickte.
    Da fühlte sie, wie ihr an diesem
schweren Tage wieder die Tränen in die Augen stiegen. — Sie hob den Kopf noch
höher und ging ruhig weiter.
    Im selben Augenblick aber sah sie, wie
ein schmaler schwarzer Schatten an ihr vorbeischwirrte und über der Elster
zusammenschlug und wie ein starker, spitzer Schnabel auf die Elster
herabsauste, bis diese um Erbarmen schrie. Da erst ließ der schwarze Vogel sie
frei, und während sie flügellahm davonflog, rief er: »Schäme dich, über den zu
lachen, der im Unglück ist, selbst wenn es ein Mensch ist!«
    Dann flog er auf einen Zweig neben Dott
und richtete seine klugen, gelben Augen durchdringend auf die Kleine.
    »Nun gib gut acht auf das, was ich dir
sage, Menschenkind! Als du vorhin riefst, du wolltest uns Gutes tun und uns
helfen, da habe ich gewünscht, du möchtest nur recht bald aus unserem Walde
verschwinden.

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