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Rocking Horse Road (German Edition)

Rocking Horse Road (German Edition)

Titel: Rocking Horse Road (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Nixon
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Eins
    Es war Pete Marshall, der Lucys nackte Leiche am Strand fand, nicht weit vom Ende der Rocking Horse Road entfernt. Auch wenn seit diesem Morgen fast drei Jahrzehnte vergangen sind und ein Jahrtausend geendet hat, können wir noch immer ganz präzise sagen, wo Lucy gelegen hat. Ihre Leiche lag am Fuß der Dünen, dort, wo die Flut sie hingespült hatte, nahe dem Schild mit der Warnung vor Kabbelwellen und der Aufforderung, nicht zu dem tiefen Kanal zu schwimmen, der die Flußmündung mit dem Meer verbindet und das Ende von The Spit markiert. Sofort war klar, daß keine dieser alltäglichen Gefahren Lucy Ashers Tod verursacht hatte.
    Es war der 21. Dezember 1980, ein Sonntag vier Tage vor Weihnachten. Morgens um halb acht. Der Sommer schickte sich bereits dazu an, einer der heißesten seit Menschengedenken zu werden. Der Himmel war wolkenlos, der Sand bereits warm. Von Anfang an stand fest, daß es ein verdammt heißer Tag werden würde.
    Die Dünen waren (und sind es noch) von einem Netz an Pfaden durchzogen: öffentliche Wege wie Trampelpfade. Aber Pete ignorierte sie alle und rannte auf dem kürzesten Weg zur Straße. Er hielt sich an die Dünenkämme, sprang über Löcher, pflügte durch Lupinen und japste wie ein Hund, als er endlich am Haus von Jase Harbidge ankam. Jases Vater war Senior Sergeant Bill Harbidge, der schon ein paar Minuten später hinter Pete über die Dünen rennen würde, in verwaschenen Shorts, mit offenen Schnürsenkeln und einem flatternden weißen Hemd, das er im Vorbeilaufen von der Wäscheleine gerissen hatte.
    »Wie ein großer weißer Albatros«, so beschrieb Pete ihn Jahre später. »Ich erinnere mich, wie er die letzte Düne hinuntersprang und es mir vorkam, als würde er gleich davonfliegen. Ich glaube, ich war ganz schön neben der Spur.«
    Wir haben oft darüber gesprochen, daß in der Nacht davor die Flut sehr hoch gewesen war. Keine Sturmflut, aber höhere Wellen als normal. Gewaltige Wassermassen hatten sich nachts im Südpazifik aufgetürmt und waren Welle auf Welle auf Welle am Strand aufgeschlagen. Jede von einem scharfen Ostwind getrieben. Im Rückblick ist es natürlich leicht, Ereignissen eine Bedeutung zu verleihen, die sie ursprünglich nicht hatten, doch in den ersten Tagen nach der Entdeckung von Lucys Leiche erinnerten sich einige von uns, wie wir in dieser Nacht in unseren Betten gelegen und dem Anbranden der Wellen gelauscht hatten. Wir hatten uns vorgestellt, wie sie an den Dünen fraßen, dem einzigen Schutz unserer Häuser gegen das Meer. Wir waren mit dem ständigen Rauschen der Brandung aufgewachsen, und doch konnten wir es nie ganz ausblenden. Wir hörten es über die Stimmen der Lehrer hinweg, wenn wir Unterricht hatten, und auch, wenn wir auf dem sandigen Gelände der South Brighton High School unseren Lunch verzehrten. Das Geräusch erhob sich über das Geschwätz unserer Brüder und Schwestern, wenn wir in unseren Küchen aßen. Es war der Soundtrack, der unser kompliziertes Erwachsenwerden begleitete. Aber für mehr als einen von uns, die wir in der Nacht von Lucys Ermordung in unseren Zimmern lagen, schien das Geräusch der Wellen einen tieferen und klagenden Ton angenommen zu haben. Ein endloser Zug, der in der Dunkelheit vorbeifuhr, dazu verdammt, ewig zu fahren und nie anzukommen.
    Als er mit Bill Harbidge vor dessen Haustür stand, erzählte Pete ihm, daß er an diesem Morgen schon um halb acht am Strand gewesen war, um seinen Hund auszuführen. Keine besonders überzeugende Geschichte – schon deshalb, weil Petes Familie keinen Hund hatte. Während des offiziellen Polizeiverhörs später an diesem Tag änderte Pete seine Geschichte. Was aber niemandem auffiel, schließlich war Pete kein Verdächtiger. Wir besitzen eine Kopie des Polizeiberichts (Exponat 2). Pete gibt da zu Protokoll, er sei am Strand joggen gewesen, um für die Rugby-Saison in Form zu kommen. Diese revidierte Version hielt mancher Prüfung stand, insofern als Pete in der U16-Mannschaft unserer Schule spielte. Doch niemand begann so spät im Jahr mit dem Training. Vermutlich würde nicht einmal ein Spieler unserer Nationalmannschaft morgens um halb acht schon über den Sand hetzen, und das vier Tage vor Weihnachten.
    Ein paar Tage später gestand uns Pete, er sei in den Dünen gewesen, um ein Penthouse-Heft zu holen, das er seinem älteren Bruder geklaut hatte (Tony Marshall, der ein paar Monate später zur Marine gehen und von The Spit und aus unserem Leben verschwinden

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