X-Wing 04 - Bacta-Piraten
übler Tag.«
41
»Sieht anders aus, nicht wahr, Corran, wenn man an der Decke entlangspaziert?«
»Ja, aber nicht besser.« Obwohl überall im Gefängnis der Lusankya das Licht eingeschaltet war, wirkten die grob behauenen Wände immer noch erdrückend auf Corran. Er kletterte über die niedrige Mauer in den Raum, der einmal Jan Dodonnas Zelle gewesen war, und sah Tycho Celchu an. »Es ist seltsam, daß wir diese Operation begonnen haben, um Jan und die anderen Gefangenen zu befreien, nur um jetzt festzustellen, daß die Isard ihn und andere schon vor Monaten an andere Orte gebracht hat. Tief in ihrem Inneren muß sie gewußt haben, daß wir gewinnen, und sie hat es getan, um uns unseren Sieg zu vergällen.«
»Du verstehst das falsch, mein Freund.« Tycho tätschelte Corrans Schulter. »Als du von hier entkommen bist, hast du ihr den Spaß an der Anlage verdorben. Sie konnte ihr kleines Gefängnis nicht mehr besichtigen, ohne daran denken zu müssen, daß du sie geschlagen hast. Jeder andere hätte die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, aber sie hat die ganze Anlage einfach aufgegeben. Und das ist auch gut so - dieser Teil des Schiffs hat bei den Angriffen die Atmosphäre verloren, und alle, die sich hier aufgehalten hätten, wären jetzt tot. Es hätte die Isard gefreut, sie auf eine Weise sterben zu lassen, die dazu geführt hätte, daß wir uns selbst die Schuld daran geben, diese Helden der Revolution getötet zu haben.«
Corran nickte nachdenklich. In der Woche seit der Schlacht von Thyferra hatte er gewartet, bis die Reparaturmannschaften endlich die Gefängnisanlage des Schiffs soweit wiederhergestellt hatten, daß man sie betreten konnte. Für alle anderen, die diesen Bereich gesehen hatten, war es nur ein Teil des Schiffs, in dem die Wände mit Felsplatten verkleidet waren. Die Tatsache, daß die primitiven Latrinen sich in ein Vakuum ohne Schwerkraft entladen hatten und der Schmutz sich nach Wiederherstellung der Schwerkraft überall abgesetzt hatte, machte es nicht einfacher. Jeder, der diese Anlage besichtigt hatte, konnte sich gut vorstellen, wieso Corran sie haßte.
Aber es ging Corran nicht um den Gestank und die rauhen Wände. Er runzelte die Stirn. »Für mich fühlt es sich so an, als wären diese Wände durchdrungen mit Verzweiflung und Versagen. Die Männer, die hier eingesperrt waren, wagten nicht zu fliehen, obwohl es den meisten von ihnen wahrscheinlich gelungen wäre, da bin ich sicher. Jan hätte mit mir kommen können, aber er blieb, weil er sich für die anderen verantwortlich fühlte. Das hat ihn mehr zum Gefangenen gemacht als diese Wände.«
»Aber was du als sein Gefängnis betrachtet hast, sah er vermutlich ganz anders. Jan wußte, daß er die Leute am Leben erhielt, indem er sich um sie kümmerte. Er hatte sich nicht ergeben, also konnten sie es auch nicht.« Tycho strich über die felsige Oberfläche einer Wand. »Was er getan hat, indem er zurückblieb, ist ebenso ein Teil seiner selbst, wie es zu dir gehörte, daß du zu fliehen versuchtest. Ich kann mich nicht gut an meinen Aufenthalt hier erinnern, aber ich war damals sicher, daß ich hier sterben würde. Es ist schrecklich, wenn man das Bewußtsein wiedererlangt und sich an einem Ort wiederfindet, von dem man glaubt, daß man dort sterben wird. Jan hat mich überzeugt, daß ich leben würde, und so war es ja auch.«
»Und du bist aus dem Gefängnis entkommen, in das sie dich später geschickt hat.«
»Genau.« Tycho lächelte. »Wir müssen hoffen, daß die anderen das ebenfalls schaffen.«
»Das wäre gut, aber ich bin immer noch dafür, sie selbst zu suchen.« Corran lächelte. »Zraii hat meinen X-Flügler schon wieder in den Normalzustand versetzt - na ja, was man so Normalzustand nennt, nachdem ein Verpine sich daran zu schaffen gemacht hat -, also bin ich bereit, wieder auf die Jagd zu gehen. Machst du mit?«
Tycho nickte nachdenklich. »Das werde ich, obwohl ich annehme, daß wir jede Menge Konkurrenz haben werden. Eine der ersten ›Reparatur‹-Mannschaften, die hier war, war ein forensisches Team des Geheimdienstes der Allianz. Sie haben hier alles mitgenommen - Fingerabdrücke, Haar- und Gewebeproben, selbst Proben des Drecks, der überall herumtrieb. Du weißt besser als ich, was sie aus solchen Beweisen schließen können, und ich nehme an, sie werden die Identität der meisten Gefangenen ermitteln können.«
Corran lächelte. »Deshalb war General Airen Cracken schon zwei Tage nach der Schlacht hier!
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