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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Zustand, den die Menschheit seit der Einführung der AS-Technologie nicht mehr erlebt hatte. Konnte das seine jetzige Stimmung erklären, diese seltsame, gelöste Ruhe?
    »Botschafter«, sagte das Qax. »Stelle Vermutungen an.«
    »Sie sollten selbst Vermutungen anstellen«, konterte Parz. »Oder können Sie das nicht? Gouverneur, die Qax sind Händler – seid ihr doch? – und keine Eroberer. Wahre Eroberer versetzen sich in die Mentalität ihrer Untertanen hinein. Sie haben nämlich nicht die geringste Vorstellung davon, was in den Herzen der Menschen vorgeht… und deshalb sind Sie jetzt so geschockt.« Seine Augen glitten über die nüchterne Einrichtung des Raumbootes. »Ihre eigene, unglaubliche Ignoranz angesichts dieser beunruhigenden Rebellion. Deswegen haben Sie Angst, nicht wahr?«
    Bis auf ein Zischen blieb der Translator stumm.

2

    MICHAEL POOLES VATER, Harry, manifestierte sich mitten in der Lebenskuppel der Hermit Crab. Glitzernde Bildpunkte strahlten die schmucklose, kuppelförmige Decke an, bevor sie in der Abbildung einer kräftigen, lächelnden Gestalt mit faltenlosem Gesicht, die mit einer einteiligen Kombination bekleidet war, zusammenflossen. »Schön, dich zu sehen, Sohn. Du siehst gut aus.«
    Michael Poole nuckelte an einem Glas mit schottischem Whisky und musterte seinen Vater düster. Das Dach ließ kein Licht durch, aber der transparente Boden enthüllte eine Schicht Kometeneis, über dem Harry schwerelos zu schweben schien. »Verdammt gut sehe ich aus«, grummelte Michael. Seine Stimme, die nach Jahrzehnten fast völliger Einsamkeit hier draußen in der Oort-Wolke eingerostet war, nahm sich im Gegensatz zu den weichen Tönen seines Vaters wie ein Reibeisen aus. »Ich bin älter als du.«
    Harry lachte und machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne.
    »Das will ich nicht bestreiten. Aber dein Alter ist deine Sache. Du solltest trotzdem nicht so früh am Tag schon trinken.«
    Die Virtuellprojektion schwebte etwas über dem Boden, so daß eine kleine, schattenlose Lücke zwischen Harrys Designerschuhen und dem Untergrund klaffte. Michael grinste innerlich und genoß den winzigen Hinweis auf die Irrealität der Szene. »Zum Teufel mit dir. Ich bin hundertsieben Jahre alt. Ich mache, was ich will.«
    In einem Anflug trauriger Zuneigung hob Harry eine Augenbraue. »Das hast du doch immer schon gemacht, Sohn. Es sollte auch nur ein Witz sein.«
    Michael wich unwillentlich einen Schritt vor der Projektion zurück; die Adhäsionssohlen seiner Schuhe sorgten dafür, daß er in der Schwerelosigkeit der Lebenskuppel Bodenhaftung behielt. »Was willst du hier?«
    »Ich wollte dich mal an die Brust drücken.«
    »Natürlich.« Michael träufelte Whisky über die Fingerspitzen und bespritzte die Projektion mit den Tröpfchen; goldene Kugeln segelten durch die Abbildung und verstreuten Wolken kubischer Pixel. »Wenn das stimmen würde, hättest du persönlich erscheinen können, nicht in Gestalt einer virtuellen Reproduktion.«
    »Mein Sohn, du bist vier Lichtmonate von zu Hause entfernt. Was willst du, einen Dialog, der sich über den Rest unseres Lebens erstreckt? Außerdem sind diese modernen Virtuelldarstellungen wirklich verdammt gut.« Jetzt hatte Harry diesen alten defensiven Ausdruck in den Augen, der Michael wieder an seine unglückliche Kindheit erinnerte. Wieder eine Rechtfertigung, dachte er. Harry war ein Pseudovater gewesen, immer mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt – ein sporadischer, mit reichlich Entschuldigungen aufwartender Eindringling in Michaels Leben.
    Zum endgültigen Bruch war es gekommen, als Michael, dank AS, älter als sein Vater geworden war.
    »Virtuellprojektionen wie diese haben alle Turing- Tests bestanden, denen man sie nur unterziehen kann«, erläuterte Harry. »Was dich betrifft, Michael, stehe ich – Harry – hier und spreche mit dir. Und wenn du dir die Zeit nehmen und die Mühe machen würdest, könntest du selbst eine solche Projektion losschicken.«
    »Möchtest du vielleicht eine Kostenerstattung?«
    »Wie dem auch sei, ich mußte eine Projektion schicken. Für etwas anderes war keine Zeit.«
    Diese in einem lockeren, geschäftsmäßigen Ton verkündeten Worte verletzten Michael irgendwie. »War keine Zeit? Wovon redest du?«
    Harry fixierte ihn mit einem amüsierten Blick. »Weißt du es etwa nicht?« fragte er pointiert. »Verfolgst du denn nicht die Nachrichten?«
    »Mach keine Spielchen«, sagte Michael genervt. »Du bist eh schon in meine

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