Xenozid
diese Kartoffelzüchtung ein Fehlschlag ist, Ela und ich, und sie hat gesagt… nein, erkläre du es, Ela.«
»Der Plan ist doch ganz einfach. Anstatt Pflanzen zu züchten, die den Wuchs des Descolada-Virus hemmen, müssen wir an den Virus selbst heran.«
»Genau«, sagte Grego.
»Halt die Klappe«, sagte Quara.
»Bitte, tue uns allen den Gefallen, Grego, und erfülle deiner Schwester ihre höfliche Bitte«, sagte Novinha.
Ela seufzte und fuhr fort. »Wir können ihn nicht einfach töten, weil wir damit auch alles andere einheimische Leben auf Lusitania töten würden. Ich schlage also vor, eine neue Descolada-Züchtung zu entwickeln, die sich beim Fortpflanzungszyklus aller Lebensformen von Lusitania genauso verhält wie der derzeitige Virus, aber nicht die Fähigkeit hat, sich an neue Spezies anzupassen.«
»Du kannst diesen Teil des Virus eliminieren?« fragte Ender. »Du kannst ihn finden?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber ich glaube, ich kann alle Teile des Virus finden, die bei den Schweinchen und allen anderen Tier-Pflanzen-Paaren aktiv sind, diese bewahren und alle anderen fallenlassen. Dann fügen wir eine rudimentäre Reproduktionsfähigkeit hinzu und lassen uns ein paar Rezeptoren einfallen, damit der neue Virus richtig auf die entsprechenden Veränderungen in den Gastkörpern reagiert, stecken die ganze Sache in ein kleines Organell, und dann hätten wir es – ein Ersatz für die Descolada, damit die Pequeninos und alle anderen einheimischen Spezies sicher sind, während wir ohne Angst leben können.«
»Du willst den ursprünglichen Descolada-Virus besprühen, um ihn auszumerzen?« fragte Ender. »Was ist, wenn es bereits einen resistenten Strang gibt?«
»Nein, wir besprühen sie nicht, denn damit könnten wir nicht die Viren ausmerzen, die sich bereits im Körper eines jeden Geschöpfs auf Lusitania befinden. Das ist der wirklich komplizierte Teil…«
»Als ob der Rest einfach wäre«, sagte Novinha, »ein neues Organell aus dem Nichts zu schaffen…«
»Wir können diese Organellen nicht einfach in ein paar Schweinchen injizieren oder sogar in alle von ihnen, weil wir sie dann auch in jedes andere einheimische Tier, in jeden Baum und Grashalm injizieren müßten.«
»Das ist unmöglich«, sagte Ender.
»Also müssen wir einen Mechanismus entwickeln, der die Organellen überall verbreitet und gleichzeitig die alten Descolada-Viren ein für alle Mal vernichtet.«
»Xenozid«, sagte Quara.
»Das ist der Streitpunkt«, sagte Ela. »Quara behauptet, die Descolada habe ein Bewußtsein.«
Ender musterte seine jüngste Stieftochter. »Ein bewußtes Molekül?«
»Sie haben eine Sprache, Andrew.«
»Wann ist das passiert?« fragte Ender. Er versuchte sich vorzustellen, wie ein genetisches Molekül – selbst eins, das so komplex wie der Descolada-Virus war – möglicherweise sprechen könnte.
»Ich habe es schon seit langen geahnt. Ich wollte nichts sagen, bis ich sicher war, aber…«
»Was heißt, daß es nicht sicher ist«, sagte Grego triumphierend.
»Aber ich bin mir jetzt fast sicher, und wir können nicht eine ganze Spezies vernichten, wenn wir keine Gewißheit haben.«
»Wie sprechen sie?« fragte Ender.
»Natürlich nicht wie wir«, sagte Quara. »Sie tauschen die Informationen auf einer molekularen Ebene miteinander aus. Ich bin darauf gekommen, als ich an dem Problem arbeitete, wieso sich die neuen resistenten Descoladastränge so schnell ausbreiten und alle alten Viren so schnell ersetzen. Ich konnte dieses Problem nicht lösen, weil ich die falsche Frage gestellt habe. Sie ersetzen die alten Viren nicht. Sie geben einfach Nachrichten weiter.«
»Sie werfen mit Pfeilen«, sagte Grego.
»Das war mein eigener Begriff dafür«, sagte Quara. »Ich habe nicht begriffen, daß es sich dabei um Sprache handelt.«
»Weil es keine Sprache ist«, sagte Grego.
»Das war vor fünf Jahren«, sagte Ender. »Du hast gesagt, die Pfeile, die sie ausschicken, enthalten die benötigten Gene, und dann ändern alle Viren, die die Pfeile empfangen haben, ihre Struktur ab und nehmen das neue Gen auf. Das ist kaum eine Sprache.«
»Aber nicht nur bei dieser Gelegenheit schicken sie Pfeile aus«, sagte Quara. »Diese Nachrichtenmoleküle bewegen sich die ganze Zeit über hinein und hinaus, und die meiste Zeit über befinden sie sich nicht mal im Körper. Sie werden von verschiedenen Teilen der Descolada gelesen und dann aneinander weitergegeben.«
»Das ist Sprache?« fragte Grego.
»Noch
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