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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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auch – wenn die Pequeninos es wissen, ist es bekannt. Er hat mir auch erzählt, daß diese ketzerische Gruppe versucht, das Kommando über das Schiff zu bekommen.«
    »Warum?«
    »Natürlich, damit sie eine bewohnte Welt anfliegen können. Anstatt sich einen unbewohnten Planeten zu suchen, ihn zu terraformen und zu kolonisieren.«
    »Der richtige Begriff wäre wohl eher Lusiforming.«
    »Wie komisch.« Quim lachte jedoch nicht. »Vielleicht bekommen sie ihren Willen. Diese Vorstellung, die Pequeninos seien eine überlegene Rasse, ist populär, besonders bei den nicht christlichen Pequeninos. Die meisten von ihnen sind nicht sehr gebildet. Sie verstehen nicht, daß sie von Xenozid sprechen. Davon, die menschliche Rasse auszulöschen.«
    »Wie können sie so einen kleinen Tatbestand einfach übersehen?«
    »Weil die Ketzer die Tatsache betonen, Gott liebe die Menschen so sehr, daß er ihnen seinen einzigen geliebten Sohn geschickt habe. Du erinnerst dich an die Inschrift.«
    »Wer an ihn glaubt, wird nicht untergehen.«
    »Genau. Den Gläubigen wird das ewige Leben gewährt. Wie sie es sehen, das dritte Leben.«
    »Also müssen die, die sterben, ungläubig sein.«
    »Nicht alle Pequeninos drängen sich danach, sich als herumziehende Racheengel zu verdingen. Aber genug von ihnen, daß man sie aufhalten muß. Nicht nur um der Mutter Kirche willen.«
    »Mutter Erde.«
    »Du verstehst, Miro, daß ein Missionar wie ich manchmal eine große Bedeutung in der Welt erlangt. Irgendwie muß ich diese armen Ketzer davon überzeugen, daß sie sich auf dem falschen Weg befinden und die Lehren Christus annehmen müssen.«
    »Und warum sprichst du jetzt mit Wühler?«
    »Um die eine Information zu bekommen, die die Pequeninos niemals herausrücken.«
    »Und das wäre?«
    »Es gibt Tausende von Pequeninowäldern auf Lusitania. Welcher ist der ketzerische? Ihr Sternenschiff wird schon lange gestartet sein, bevor ich ihn gefunden habe, wenn ich aufs Geratewohl durch die Wälder ziehe.«
    »Du gehst allein?«
    »Wie immer. Ich kann keine kleinen Brüder mitnehmen, Miro. Bis ein Wald bekehrt wurde, neigt er dazu, fremde Pequeninos zu töten. In diesem Fall ist es besser, ein Ramann als ein Utlänning zu sein.«
    »Weiß Mutter, daß du gehst?«
    »Sei doch nicht weltfremd, Miro. Den Teufel fürchte ich nicht, aber Mutter…«
    »Weiß Andrew es?«
    »Natürlich. Er besteht darauf, mich zu begleiten. Der Sprecher für die Toten genießt ein großes Ansehen, und er glaubt, er könne mir helfen.«
    »Also wirst du nicht allein sein.«
    »Natürlich werde ich das. Wann hat ein Mensch, der in den Panzer Gottes gekleidet ist, jemals die Hilfe eines Humanisten benötigt?«
    »Andrew ist katholisch.«
    »Er geht zur Messe, er nimmt das Abendmahl, er beichtet regelmäßig, aber er ist noch immer ein Sprecher für die Toten, und ich glaube nicht, daß er wirklich an Gott glaubt. Ich gehe allein.«
    Miro betrachtete Quim mit neuer Bewunderung. »Du bist ein harter Hund, nicht wahr?«
    »Schweißer und Schmiede sind hart. Ich bin nur ein Diener Gottes und der Kirche und habe eine Aufgabe zu erfüllen. Ich glaube, es gibt ganz neue Beweise dafür, daß mir von meinem Bruder größere Gefahr droht als von dem ketzerischsten Pequenino. Seit Menschs Tod haben sich die Pequeninos an den weltweiten Eid gehalten – niemand hat je eine Hand gegen einen Menschen gehoben. Sie mögen Ketzer sein, aber sie sind noch immer Pequeninos. Sie werden den Eid halten.«
    »Es tut mir leid, daß ich dich geschlagen habe.«
    »Ich habe es wie eine Umarmung hingenommen, mein Sohn.«
    »Ich wünschte, es wäre eine gewesen, Vater Estevão.«
    »Dann war es eine.«
    Quim kehrte zu dem Baum zurück und begann, einen Rhythmus zu schlagen. Fast augenblicklich veränderte sich das Geräusch in Tonhöhe und Tonfall, als die Hohlräume im Baum ihre Form veränderten. Miro wartete einen Augenblick und lauschte, obwohl er die Sprache der Vaterbäume nicht verstand. Wühler sprach mit der einzig hörbaren Stimme, über die die Vaterbäume verfügten. Früher einmal hatte er mit einer richtigen Stimme gesprochen, die Worte mit Lippen, Zunge und Zähnen artikuliert. Es gab mehr als eine Möglichkeit, seinen Körper zu verlieren. Miro hatte etwas überstanden, wobei er eigentlich hätte sterben müssen. Er war verkrüppelt daraus hervorgegangen. Doch er konnte sich noch bewegen, wenn auch schwerfällig, und er konnte noch sprechen, wenn auch langsam. Er glaubte, wie Hiob zu leiden.

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