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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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Sternenwege-Kongresses. Was hindert sie daran, einfach zu erklären, Han Fei-tzu sei ein Verräter, und ihn zu einem fernen Planeten reisen zu lassen, von dem er erst nach sechzig Jahren zurückkehren wird?«
    Der Gedanke war schrecklich, und es war eine Zumutung von Wang-mu, ihren Vater ins Gespräch zu bringen, nicht… weil sie eine Dienerin war, sondern weil die Vorstellung, der große Han Fei-tzu könne eines Verbrechens angeklagt werden, von jedem ungehörig war. Qing-jaos Fassung ließ sie einen Augenblick lang im Stich, und sie verschaffte ihrer Wut Luft: »Der Sternenwege-Kongreß würde meinen Vater niemals wie einen Verbrecher behandeln!«
    »Vergib mir, Qing-jao. Du hast mir gesagt, ich solle wiederholen, was mein Vater gesagt hat.«
    »Du meinst, dein Vater hat von Han Fei-tzu gesprochen?«
    »Alle Menschen von Jonlei wissen, daß Han Fei-tzu der ehrenwerteste Mann auf Weg ist. Es ist unser größter Stolz, daß das Haus Han zu unserer Stadt gehört.«
    Also hast du genau gewußt, dachte Qing-jao, wie ehrgeizig du warst, als du dich angeschickt hast, die Magd seiner Tochter zu werden.
    »Ich wollte nicht respektlos sein, und sie wollten es auch nicht. Aber stimmt es nicht, daß der Kongreß Weg befehlen könnte, deinen Vater zu einem anderen Planeten zu schicken, auf dem ihm der Prozeß gemacht werden soll, wenn er es wollte?«
    »Sie würden niemals…«
    »Aber könnten sie es?« beharrte Wang-mu.
    »Weg ist eine Kolonie«, sagte Qing-jao. »Das Gesetz erlaubt es, doch sie würden niemals…«
    »Aber warum sollten sie es nicht bei Weg machen, wenn sie es bei Lusitania gemacht haben?«
    »Weil die Xenologen auf Lusitania sich Verbrechen schuldig gemacht haben, die…«
    »Die Menschen auf Lusitania sind anderer Meinung. Ihre Regierung hat sich geweigert, sie zum Prozeß zu schicken.«
    »Das ist am schlimmsten daran. Wie kann eine planetare Regierung glauben, sie wisse es besser als der Kongreß?«
    »Aber sie wissen alles«, sagte Wang-mu, als sei diese Vorstellung so natürlich, daß jeder sie einsehen müssen. »Sie kennen diese Menschen, diese Xenologen. Wenn der Sternenwege-Kongreß Weg befehlen würde, Han Fei-tzu wegen eines Verbrechens, von dem wir wissen, daß er es nicht begangen hat, zu einem Prozeß auf einem anderen Planeten zu schicken, würden wir dann nicht auch rebellieren, bevor wir einen so großen Mann fortschicken? Und dann würden sie eine Flotte gegen uns in Marsch setzen.«
    »Der Sternenwege-Kongreß ist die Quelle aller Gerechtigkeit auf den Hundert Welten.« Qing-jao sprach mit Endgültigkeit. Die Diskussion war vorbei.
    Unverschämterweise bewahrte Wang-mu kein Schweigen. »Aber Weg ist keine der Hundert Welten, nicht wahr?« sagte sie. »Wir sind nur eine Kolonie. Sie können tun, was sie wollen, und das ist nicht gerecht.«
    Wang-mu nickte, als glaube sie, völlig gesiegt zu haben. Qing-jao hätte fast gelacht. Sie hätte sogar gelacht, wäre sie nicht so wütend gewesen. Zum Teil war sie wütend, weil Wang-mu sie oft unterbrochen und ihr sogar widersprochen hatte, etwas, das ihre Lehrer voller Bedacht immer vermieden hatten. Doch Wang-mus Aufsässigkeit war wahrscheinlich positiv, und Qing-jaos Verärgerung war ein Zeichen dafür, daß sie sich an den unverdienten Respekt gewöhnt hatte, den die Leute ihren Ideen entgegenbrachten, ganz einfach, weil sie über die Lippen einer Gottberührten kamen. Wang-mu mußte ermutigt werden, so zu ihr zu sprechen. Dieser Teil von Qing-jaos Verärgerung war falsch, und sie mußte ihn loswerden.
    Doch ein großer Teil von Qing-jaos Verärgerung stammte daher, wie Wang-mu von dem Sternenwege-Kongreß gesprochen hatte. Es war, als billige Wang-mu dem Kongreß nicht die höchste Autorität über die gesamte Menschheit zu; als glaube Wang-mu, Weg sei wichtiger als der kollektive Wille aller Welten. Auch wenn das Unvorstellbare geschehen und Han Fei-tzu befohlen werden sollte, sich auf einer hundert Lichtjahre entfernten Welt einem Prozeß zu stellen, würde er es ohne Widerspruch tun – und er würde wütend werden, sollte irgend jemand auf Weg zum geringsten Widerstand aufrufen. Wie Lusitania zu rebellieren? Undenkbar. Qing-jao fühlte sich schmutzig, wenn sie nur daran dachte.
    Schmutzig. Unrein. Allein solch ein rebellischer Gedanke ließ sie nach der Linie einer Holzmaserung suchen.
    »Qing-jao!« rief Wang-mu, als Qing-jao niederkniete. »Bitte sage mir, daß die Götter dich nicht bestrafen, weil du hören mußtest, was ich gesagt

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