Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten
nur experimentell festgestellt werden. Eine allmähliche Erweiterung, auch um dramatische Maßnahmen wie ein arbeitsunabhängiges Grundeinkommen (siehe dazu Beitrag 1.4: »Das Grundeinkommen«), erscheint mir aber nicht nur wichtig, sondern im Lichte der weiterschreitenden Automatisierung notwendig.
1.4 Das Grundeinkommen
Ein immer kleinerer Prozentsatz der Menschen kann das produzieren, was für alle Menschen benötigt wird. Auch bei fortschreitender Arbeitszeitverkürzung wird daher eine Arbeit im Sinne der »Erwerbsarbeit«, im Sinne »arbeiten, um Geld zum Überleben zu verdienen«, nicht mehr notwendig sein. Damit auch jene Menschen, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen, gut leben können, wird es sinnvoll sein, dass allen Menschen nicht nur ein großer freier Korb zur Verfügung steht, sondern auch ein Grundeinkommen, unabhängig davon, ob sie einer Arbeit nachgehen oder nicht.
Die Idee eines solchen Grundeinkommens ist weder neu noch besonders revolutionär. In gewisser Form existiert es ja ohnehin schon, als Arbeitslosen- oder Hilflosenunterstützung oder als Stipendium für Studierende. Die Diskussion um ein »arbeitsunabhängiges Grundeinkommen« wird jedoch meiner Ansicht nach viel zu sehr als Zukunftsspekulation und als etwas gegenwärtig nicht Realisierbares betrachtet, obwohl man schon heute ein solches Grundeinkommen einführen könnte und sollte.
Ein ganz grobes Modell würde etwa so aussehen:
(1) Jeder wahlberechtigte österreichische Staatsbürger erhält monatlich vom Staat eine bestimmte Summe, unabhängig davon, ob und was er arbeitet. Um konkret zu sein, etwa 600 Euro.
(2) Arbeitslosen- und Hilflosenunterstützung, Studienbeihilfen und Kinder- bzw. Familiengeld für Personen über 18 werden ersatzlos gestrichen.
(3) Jeder Lohn- oder Pensionsempfänger erhält um diese Summe (600 Euro) weniger als bisher. Diese Gelder fließen als Lohn- bzw. Pensionsabgabe dem Staat zu. Jeder Selbstständige zahlt zusätzlich 600 Euro Steuer pro Monat.
Man beachte, dass sich für Lohn- oder Pensionsempfänger und Selbstständige finanziell überhaupt nichts ändert. Alle anderen Österreicher erhalten Geld, das sie zum Teil vorher als Arbeitslosengeld, Studienbeihilfe etc. vielleicht auch bezogen haben.
Wenn jemand nicht arbeitet (weil er nicht kann oder nicht will), so kann er ganz bescheiden leben, der finanzielle Anreiz, eine volle Stelle zu haben, ist aber doch beträchtlich.
Das beschriebene Modell soll nur das Prinzip beschreiben. Es bedarf vieler Verfeinerungen im Detail. Eine Reihe von Vorteilen sollten aber offensichtlich sein: Der negative psychologische Effekt, Arbeitslosen- oder Hilflosenunterstützung zu erhalten, entfällt. Familien bekommen für ihre »Kinder« ab 18 zwar keine Familienbeihilfe bzw. zum Beispiel keine Studienbeihilfen oder Stipendien, dafür sind diese jungen Erwachsenen aber plötzlich nicht nur wahlberechtigt, sondern auch finanziell bis zu einem gewissen Grad unabhängig. Gewisse Missbräuche der Arbeitslosenunterstützung werden unmöglich, zum Beispiel bewusst immer sechs Monate nicht zu arbeiten, weil sechs Monate Lohn und sechs Monate Arbeitslosenunterstützung ohnehin »ausreichen«. Vor allem aber wird das klar zum Ausdruck gebracht, was in den nächsten Generationen immer deutlicher werden wird: Erwerbsarbeit zum Überleben ist nicht notwendig. Um aber gewisse zusätzliche Möglichkeiten zu erhalten (vor allem, was die Verwendung knapper Ressourcen anbelangt), ist es auch weiterhin notwendig, gewisse, für die Gesellschaft wichtige (und nicht von automatisierten Fabriken bzw. Robotern übernehmbare) Arbeiten durchzuführen. Der Anreiz zu arbeiten bleibt also auch bei einem solchen Grundeinkommen bestehen.
Das erwähnte Grundeinkommen würde gerade noch eine Minimalexistenz garantieren. Mit zunehmender Automatisierung kann um das Grundeinkommen immer mehr erworben werden, sodass zunehmende Automatisierung nicht die Problematik »immer mehr Arbeitslose«, sondern die Verheißung »immer besseres Leben ohne jede Erwerbsarbeit« mit sich bringt!
Oft höre ich, dass sich auch reiche Länder ein arbeitsfreies Grundeinkommen nicht leisten können, weil es dann immer einige Prozent Menschen geben wird, die dies »ausnutzen, d.h. überhaupt nicht produktiv arbeiten aber trotzdem Geld bekommen«. Dazu kann ich nur sagen: in all diesen ‚reichen’ Ländern gibt es pro Kopf der Bevölkerung im Durchschnitt einen Hund oder eine Katze. Wenn sich Länder diesen Luxus
Weitere Kostenlose Bücher