Yendi
wachsam.
»Paß oben auf, Loiosh.«
»Mach ich doch schon, Boß.«
Nur kurze Zeit später hörten wir von oben rechts ein Krachen. Wir schauten hoch, und ein Körper kam aus dem Fenster geflogen und landete zusammengekrümmt einige Meter neben mir. Etwa eine Minute darauf tauchten Stock und Narvane wieder auf. Stock hielt etwas in der linken Faust. Mit dem Schlagstock in seiner rechten zog er ein paar Quadrate in den Dreck der Straße. Ich schaute ihn fragend an, doch bevor ich etwas sagen konnte, fiel mir auf, daß sich um den Körper allmählich eine Menge Leute versammelten. Ich lächelte ihnen zu.
Da öffnete Stock die linke Faust und ließ mehrere Steine, ein paar weiße, ein paar schwarze, in die Quadrate fallen, die er in den Dreck geritzt hatte.
»Lust auf ein Spiel, Boß?«
»Danke, nein«, erwiderte ich. »Ich spiele nicht.«
Er nickte scharfsinnig. »Das bringt einen nicht weiter«, meinte er. Wir gingen um den Kreisel.
Schließlich kehrte ich in mein Büro zurück; mit Vergnügen berichtete ich Kragar, daß wir diese Woche eine Zunahme unserer Einnahmen erwarten durften. Er grunzte bloß.
»Tu mir einen Gefallen, Kragar.«
»Was?«
»Geh diesen Kerl besuchen, der uns von der Falle erzählt hat. Finde heraus, ob er mehr weiß.«
»Ihn besuchen gehen? Persönlich?«
»Ja, von Angesicht zu Angesicht, das ganze Programm.«
»Wieso?«
»Keine Ahnung. Vielleicht findest du heraus, ob er nicht ganz koscher ist, dann können wir Vermutungen anstellen, ob wir noch mehr Hinweise auch von anderen bekommen.«
Er zuckte die Achseln. »Na gut. Aber bringt ihn das nicht in Gefahr?«
»Nicht, wenn niemand dich bemerkt.«
Wieder grunzte er. »Also gut. Wann?«
»Jetzt wäre schön.«
Er seufzte, was eine willkommene Abwechslung von dem Gegrunze darstellte, und ging.
»Und was jetzt, Loiosh?«
»Erwischt, Boß. Laris suchen?«
»Würde ich ja gerne. Wie? Wenn er sich nicht gegen die Hexenkunst geschützt hätte, würde ich versuchen, ihn dort, wo er ist, zu erwischen.«
»Damit steht es unentschieden, Boß. Wenn wir nicht gegen die Hexenkunst geschützt wären, würde er uns hier erwischen wollen.«
»Wahrscheinlich. He, Loiosh.«
»Was denn, Boß?«
»Es kommt mir so vor, als hätte ich dich, ich weiß nicht, in letzter Zeit irgendwie vernachlässigt, wenn ich bei Cawti war. Tut mir leid.«
Er schleckte mir mit der Zunge am Ohrläppchen herum. »Das ist schon in Ordnung, Boß. Ich verstehe das. Außerdem werde ich eines Tages wahrscheinlich auch mal jemanden finden.«
»Das hoffe ich doch. Glaube ich. Sag mal: War ich in letzter Zeit irgendwie daneben? Ich meine, diese Sache mit Cawti, findest du, die kommt mir in die Quere? Ich fühle mich so abgelenkt, irgendwie.«
»Vielleicht ein bißchen. Aber mach dir keine Gedanken. Wenn es hart auf hart kommt, hast du dich immer gut gehalten, und ich glaube, im Moment kannst du eh nichts dagegen tun.«
»Ja. Weißt du, Loiosh, ich freue mich echt, daß du bei mir bist.«
»Ach, hör auf, Boß.«
Etwa zwei Stunden später kehrte Kragar zurück.
»Und?«
»Ich weiß nicht, ob ich etwas Nützliches erfahren habe oder nicht, Vlad. Er hat keine Ahnung, wo Laris sich aufhält, aber er ist bereit, es uns zu sagen, wenn er es herausfindet. Er war ziemlich nervös wegen des Treffens mit mir, aber das ist verständlich. Das heißt, eigentlich nicht nervös. Überrascht vielleicht, und auf dem falschen Fuß erwischt. Jedenfalls hat er nichts gehört, das mir von Bedeutung erscheint.«
»Hmmmm. Hast du eine Ahnung bekommen, ob es noch weitere von seiner Sorte gibt?«
Kragar schüttelte den Kopf.
»Na schön«, meinte ich. »Ich nehme an, das hat uns nicht weitergebracht. Was ist mit den anderen Quellen? Haben wir sonst noch jemanden gefunden, der für Laris tätig ist?«
»Ein paar. Aber gegen die können wir nichts machen, solange wir nicht mehr Mittel haben. Wenn wir im Augenblick für ›Arbeit‹ bezahlen müßten, würde es uns das Genick brechen.«
»Nur noch zwei Tage bis zur Endwoche. Vielleicht können wir dann etwas unternehmen. Jetzt laß mich eine Weile allein. Ich will nachdenken.«
Er verabschiedete sich. Ich lehnte mich zurück, schloß die Augen und wurde erneut unterbrochen.
»Mylord?«
»Was ist denn, Fentor?«
»Wir haben es teilweise herausgefunden. Die Wohnhäuser haben einem Dragonlord gehört, der gestorben ist, und seitdem haben sie mehr oder weniger so dagestanden.«
»Wie lange ist sein Tod her?«
»Zwei Jahre
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