Yoga und Vegetarismus
– eigentlich sogar eine gesamte Kultur. Die grundlegende Frage war aber: Konnte es überhaupt eine Veränderung im Kleinen geben, angefangen bei meinen Freunden und mir selbst? Konnte ICH mich verändern? Ich fühlte mich extrem unzulänglich und sprachlos.
Im diesem Zustand inneren Aufruhrs stürzte ich eine steile, rutschige Treppe hinab und verletzte mir den fünften Lendenwirbel. Dieser Unfall hatte zur Folge, dass ich zwei lange und schmerzvolle Wochen mein Bein nicht bewegen konnte. Ich erholte mich, aber manchmal verlor ich jedes Gefühl im Bein, wenn sich der Knochen verschob und den Nerv einklemmte. Mit meinem verletzten Rücken zog ich nach New York. Als allerletzte Maßnahme, um einen Eingriff zu vermeiden und dem Schmerz Einhalt zu gebieten, begann ich Yogastunden zu besuchen. Die Übungen halfen nicht nur meinem Rücken, sondern brachten alle Teile meines Wesens wieder in Einklang.
Bewegung im bewegten Leben
Während meiner ersten Yogastunden beobachtete ich etwas bis dahin sehr Außergewöhnliches: Ich konnte tiefer in meinen Körper hineinspüren und die ganze Palette an Urteilen, Annahmen und Meinungen in meinem Kopf deutlich wahrnehmen. Eine extrem schmerzhafte Erfahrung! Ich war tief bewegt, vielleicht das erste Mal in meinem sehr bewegten Leben. Ich war nicht mehr damit beschäftigt, aus meinem Körper auszusteigen – sondern ging abenteuerlustig immer weiter in ihn hinein.
Zuvor hatte ich meinen Körper als Objekt, als reines Werkzeug betrachtet. Aber ich wollte doch die Welt verändern, die Tiere retten und Frieden auf die Erde bringen! Um diese ambitionierten Dinge zu erreichen, brauchte ich einen Körper.
Die Yogapraxis machte mir bewusst, dass Ideen nicht ausreichen, um die Welt oder mein eigenes Leben zu verändern. Alles, was ich in der Welt um mich herum sehen wollte, musste erst Realität in meinem eigenen Leben, meinem eigenen Körper werden. Die Veränderung musste bei mir selbst und meiner Lebensweise beginnen, der Art, wie ich atmete und wie ich sprach. Yoga half mir, aus der kulturellen Prägung, der ich und auch alle anderen ausgesetzt waren, aufzuwachen. Durch Yoga erkannte ich, dass die meisten von uns an einer grundlegenden und krankmachenden Trennung leiden. Diese führt dazu, dass wir das eine sagen, während wir etwas ganz anderes meinen und schließlich etwas völlig anderes tun. Diese Krankheit wird von einem großen Mangel an Selbstvertrauen verursacht. Yoga zeigte mir, welch umfassende Wirkung das Wohlbefinden haben kann, das durch bewussten Atem (die Leben spendende Kraft) entsteht. Durch ihn können wir uns dem Leben zugehörig fühlen, anstatt damit zu hadern. Vor allem aber lehrte mich Yoga, dass das Leben uns die Möglichkeit bietet, freundlich zu sein. Freundlichkeit führt zu Mitgefühl. Mitgefühl ist wiederum die Voraussetzung für Erleuchtung, das Ziel des Yoga.
Durch die Yogapraxis habe ich viel über die Qualität und Bedeutung von Karma verstehen gelernt. Mir wurde klar, dass die Art und Weise, wie wir andere behandeln, den Blick auf unsere eigene Realität bestimmt. Diese Erkenntnis bestätigte die gemeinsame Reaktion von Frau Gans und mir auf die Schlange – sie zeigte mir, dass ich nicht allein in dem Glauben war, dass wir machtvolle Wesen sind, deren Handlungen Auswirkungen haben. Ich erkannte, dass sich dieser Einfluss nicht nur auf die abstrakte „gesamte Welt“ auswirkt, sondern auf jeden um mich herum. Damit auch auf mich selbst. Aus genau diesem Grund bin ich schließlich Yogalehrerin und aktive Tierschützerin geworden.
Ich betrachte mich selbst als Aktivistin, als Yogaaktivistin und aktive Verfechterin der Tierrechte. Doch was bedeutet es, Aktivist zu sein? Ein Aktivist ist jemand, der aus eigener Kraft Veränderung in der Welt erreichen möchte. Wir alle wissen, dass Schuldzuweisungen und der Versuch, andere zu verändern, ein sinnloses Unterfangen sind. Wenn wir dem Problem nicht auf den Grund gehen, kann unsere Anstrengung nur in Frustration enden.
Kein Außen da draußen
Yoga ist eine effektive Form des Aktivismus, denn er lehrt uns, dass es da draußen kein „Außen“ gibt. Was wir in der Welt um uns herum sehen, ist ein Spiegelbild dessen, was wir in uns tragen. Unsere momentane Realität ist eine Projektion unserer inneren Wirklichkeit. Diese innere Realität entsteht wiederum aus altem Karma. Unser vergangenes Karma resultiert daraus, wie wir andere behandelt haben. Wie in der Vergangenheit mit anderen umgegangen sind,
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