Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ebby blieb zurück. Er war wütend und zugleich auf eine gewisse Weise auch verzweifelt. Er wusste genau, dass das Ende ihrer Beziehung erreicht war. Amy war nicht mehr bereit, zu einem normalen Menschen zu werden, sie hatte sich auf eine schlimme Art verändert. Keinem anderen Menschen war dies aufgefallen, nur ihm. Amy selbst hatte sich nicht gegen die schleichende Veränderung gewehrt.
    Ihr Mann hatte es nicht abwenden können. Ihm blieb einfach nicht die Zeit dafür. Er war Trucker und verdammt oft unterwegs, auch in den Nächten, und so war Amy öfter allein zu Haus, was ihr bestimmt nicht gut tat.
    Sie war eine schöne Frau, die auch ein starkes sexuelles Verlangen zeigte, und eigentlich hatte Ebby eher mit einem normalen Fremdgehen gerechnet, wenn er nicht zu Hause war.
    Genau das war es nicht.
    Amy war nicht auf die normale Art und Weise fremdgegangen. Sie hatte sich in der vielen freien Zeit nur anders orientiert, und das nachzuvollziehen war für Ebby nicht einfach.
    Amy hatte in letzter Zeit des Öfteren von einem zweiten Leben gesprochen, und da war sie jetzt voll eingestiegen, wobei dieses Leben offenbar einen Verlauf genommen hatte, den Ebby nicht begriff.
    Auch nachdem seine Frau für mehrere Minuten verschwunden war, hatte er sich noch nicht beruhigt. Aus seiner Brusttasche am Hemd holte er eine Packung Zigaretten hervor. Er zündete ein Stäbchen an, stellte sich vor das Fenster, schaute in die Nacht hinein und auf ein Gelände, das nicht dazu angetan war, irgendwelche Besucher anzulocken. Es sah einfach nur trist aus, denn sein Blick fiel auf den Hof einer Getränkefirma, wo die mit leeren Flaschen gefüllten Kisten standen und drei Türme bildeten. Das war kein erhebender Ausblick, aber er konnte nichts daran ändern. Ebby Jackson war froh, die Wohnung überhaupt halten zu können, denn sein Lohn war alles andere als fürstlich.
    Ein Aschenbecher stand auf der Fensterbank. Jackson wusste, dass der Rauch seine Frau störte, deshalb öffnete er das Fenster und hielt sein Gesicht in die kühler gewordene Nachluft.
    Nach den Unwettern war es kälter geworden, und er musste zugeben, dass er nichts dagegen hatte. Die kurze Hitze, verbunden mit einer Schwüle, war nichts für ihn gewesen. Im Fahrerhaus hatte er sich ebenso unwohl gefühlt wie in seiner Wohnung, und jetzt die frische Luft einzuatmen war der reine Genuss. Amy!
    Der Gedanke an seine Frau wollte ihm nicht aus dem Kopf. Und er hoffte, dass sie sich beruhigte und wieder normal wurde. Nicht mal so normal wie früher, denn dass sie das schaffte, daran konnte er nicht mehr glauben. Aber zumindest normaler. Wenn das eintrat, war schon viel gewonnen. Sie musste doch irgendwann einsehen, dass sie diesen verdammten Weg nicht gehen konnte.
    Der Teufel!
    Ebby zuckte zusammen, aber nicht, weil er an ihn dachte. Die Glut der Asche war zu nahe an seine Finger herangekommen und hatte dort einen beißenden Schmerz hinterlassen.
    Ein leiser Fluch entwich seinem Mund. Die Zigarette fiel in den Ascher.
    Er blieb weiterhin vor dem offenen Fenster stehen und schaute in die Dunkelheit.
    Wie kann ich Amy wieder auf den rechten Weg bringen?
    Genau dieser Gedankt beschäftigte ihn. Er raste durch seinen Kopf, und Jackson suchte nach irgendwelchen Möglichkeiten, doch ihm fiel keine ein.
    Er hatte oft auf sie eingeredet. Am Tag und auch in der Nacht, doch es war vergebens gewesen. Seine Worte waren an ihr abgeglitten.
    Er stand kurz davor, aufzugeben. Doch einfach alles hinwerfen, das wollte er auch nicht. Schließlich dauerte seine Ehe mit Amy schon sechzehn Jahre. So etwas schweißt zusammen. Aber Amy hatte für einen Riss gesorgt, der wohl nicht mehr zu kitten war.
    Jackson dachte darüber nach, ob er seine Frau zurückholen sollte. Es brachte ja nichts, wenn er sie allein im Schlafzimmer ließ, um sie ihren krausen Ideen zu überlassen, die sich mit dem Teufel beschäftigten. Er musste sie irgendwie dazu bringen, wieder normal zu werden, auch wenn er nicht mehr so richtig daran glauben konnte, dass ihm dies gelang.
    Eine zweite Zigarette rauchte er nicht. Dafür verschluss er das Fenster und hatte den Griff kaum herumgedreht, als hinter ihm die Tür geöffnet wurde. Er spürte es anhand des Luftzugs, der seinen Nacken berührte, und hörte die scharfe Stimme seiner Frau.
    »Dreh dich um, Ebby!«
    »Ja, schon gut. Ich wollte sowieso mit dir…«
    »Dreh dich einfach nur um!«
    Er tat es, und das sogar recht schnell. Seine Frau stand noch an der Tür.
    Verändert

Weitere Kostenlose Bücher