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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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verarbeitete, was ich gerade gesehen hatte. Ich glaubte zunächst, mein Bruder sei erschossen worden, weil mich die panische Reaktion an den Mordanschlag auf Präsident Reagan 1981 erinnerte, wo sich auch sofort alle auf ihn gestürzt hatten. Ich ließ meinen Bass fallen und rannte zu Michael, der gerade wieder auf die Beine kam. Er war ganz durcheinander und blies die Backen auf. Dann sah ich, dass er sich mit der Hand oben auf den Kopf fasste und dass an dieser Stelle eine kahle Stelle war; sein Haar war verbrannt. Eine der Magnesiumbomben hatte mit ihren Funken das leicht entzündliche Haarspray in Brand gesetzt, das wir alle verwendeten. Die Aufnahmen, die wir uns später ansahen, zeigten deutlich, dass eine Stichflamme aus seinem Haar schoss, als er die Stufen hinuntertänzelte. Binnen fünf Sekunden hatte sie sein ganzes Haar erfasst, das wie ein Heuhaufen in Flammen aufging.
    Backstage legte er sich auf eine Bank; er war bemerkenswert ruhig. Wahrscheinlich stand er unter Schock. Ich kniete mich neben ihn und rieb ihm den Arm, und unsere anderen Brüder scharten sich um uns. „Es wird schon wieder … du kommst wieder auf die Beine, Michael“, sagte ich, ebenso zu mir selbst wie zu ihm. Gott sei Dank war Mutter nicht hier. Sie sollte ihn so nicht sehen. Bill Bray übernahm es, ihr am Telefon ganz behutsam zu erzählen, was passiert war, ohne dabei erkennen zu lassen, wie sehr wir in Panik waren.
    Ein Krankenwagen brachte Michael zum Cedars-Sinai-Krankenhaus in West Hollywood; wir fuhren mit dem Auto hinterher, immer noch in unseren bunten Bühnenkostümen. Die ganze Familie machte sich auf den Weg: So ist das immer bei uns, wenn jemandem von uns etwas zustößt. Wir lassen alles stehen und liegen und kümmern uns um den Betroffenen. Einer für alle und alle für einen. Michael hatte an der Kopfhaut Verbrennungen dritten Grades erlitten, und auch wenn uns das niemand ausdrücklich sagte, begriffen wir doch, wie viel Glück er gehabt hatte, dass er überhaupt noch lebte. Später wurde er ins Brotman Memorial Hospital in Culver City verlegt, wo er sich zumindest schon im Bett aufsetzen und Videos gucken konnte, obwohl sein Kopf noch dick verbunden war. Er gab zu, dass er die Fahrt mit dem Krankenwagen insgeheim sogar aufregend gefunden habe. Das sei immer schon einmal sein Wunsch gewesen, bereits als Kind, sagte er. Er war wirklich unverwüstlich.
    Michael hatte nie die Absicht, Pepsi zu verklagen, aber nachdem er erfahren hatte, wie sehr andere Verbrennungsopfer litten, fasste er einen Plan. Anstatt sich um Schadenersatz zu bemühen, wollte er lieber anderen helfen. Er regte an, dass die Station für Verbrennungen im Brotman Memorial Hospital in „Michael Jackson Burns Unit“ umbenannt wurde, und dann bewegte er Pepsi dazu, 1,5 Millionen Dollar für die Arbeit dort zu spenden. Gerade in den USA, wo schon wegen Kleinigkeiten Schadenersatzprozesse geführt werden, war es außergewöhnlich, dass jemand seine eigenen Probleme zurückstellte, um sich um Menschen zu kümmern, denen es noch schlechter ging. Und das Eine darf man mir glauben: Michael hatte schlimme Schmerzen. Zwar erholte er sich wieder so weit, dass er im Juli auf Tournee gehen konnte, aber er musste sich das Narbengewebe in einer Laseroperation entfernen lassen; anschließend wurde ein Teil der Kopfhaut über die verbrannte Stelle gezogen. Außerdem waren Hautimplantationen nötig, und die gesamte Behandlung war extrem schmerzhaft. Auch danach litt Michael noch jahrelang. Es war so schlimm, dass man oft beobachten konnte, wie er vor Verzweiflung an seinem Kopf riss. Das Einzige, was wirklich half, war das verschreibungspflichtige Medikament Demerol – kein normaler Entzündungshemmer, sondern ein Schmerzmittel, das ähnlich stark wirkt wie Morphium und auch ähnlich betäubt. Man stelle sich einmal vor, dass man die schlimmsten Schmerzen erleidet, die man je verspürt hat, bis man sich nur noch wünscht, dass sie aufhören – genau so ging es meinem Bruder. Und ich denke nicht, dass er in dieser Situation auch nur einen Gedanken daran verschwendete, was im Beipackzettel über die Nebenwirkungen stand: Demerol kann abhängig machen.
    Der Nächste von uns, der den wir im Krankenhaus besuchen konnten, war Jackie. Bei einem Besuch im Autokino hatte er einen Unfall gehabt: Ein anderer Wagen hatte ihn am Knie verletzt. Er lag drei Tage im Krankenhaus und bekam einen Gips vom Oberschenkel bis zum Knöchel. Auch er wurde letztlich wieder gesund, aber

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