Die Wächterdämonen: Das Dämonensiegel (German Edition)
1.
Morten Rykers lehnte sich gemütlich in dem Stuhl der Flughafencafeteria zurück und schmunzelte still vor sich hin, während er darauf wartete, dass ihm die Bedienung seinen bestellten Espresso brachte. Während er sich die blonden Locken aus dem Gesicht strich, stellte er fest, dass er wieder einmal unglaubliches Glück gehabt hatte. Wenn man eines der bekanntesten Gemälde dieser Welt aus einem der berühmtesten Museen dieser Welt stahl – und das mit Erfolg! – musste man ein gutes Quantum Glück haben. Können allein reichte da nicht aus.
Sein Blick fiel auf die unscheinbare Plastiktüte, die auf dem Stuhl neben ihm stand, und aus seinem Schmunzeln wurde ein breites selbstzufriedenes Grinsen. Niemand würde vermuten, dass sich in dieser Tüte das Objekt befand, das gerade in diesem Moment rund um den Erdball fieberhaft gesucht wurde. Und niemand würde vermuten dass er, ein zwar gut aussehender , aber nicht besonders auffälliger junger Mann, ein Kunsträuber war, nach dem die Polizei mehrerer Länder verzweifelt fahndete. Der dickste Staub hatte sich allerdings schon gelegt, denn er hatte das Gemälde bereits seit gut einer Woche in Besitz. Mit kochend heißer Ware sollte man nicht handeln. Morten wartete lieber, bis sie ein wenig abgekühlt war.
Beiläufig sah Morten auf die Uhr. Sein Auftraggeber hatte noch eine Viertelstunde Zeit bis zu ihrem Treffen, bei dem das Gemälde und eine große Menge Bargeld den Besitzer wechseln würden.
Morten streckte die langen schlanken Beine, die in engen Jeans steckten, weit unter dem Tisch aus. Die Bedienung, ein leicht gestresst wirkendes Mädchen, kam zurück und stellte die Tasse mit dem Espresso vor ihm ab. Er nickte ihr dankend zu, griff nach der Tasse und trank einen Schluck. Das tat gut und würde ihn für die nächste Zeit hoffentlich so wach halten, dass er diesen Deal über die Bühne bringen und ohne einzuschlafen nach Hause fahren konnte. Das Flugzeug seines Klienten sollte laut Anzeigetafel pünktlich ankommen.
Wieder sah er sich in dem Café um – und stockte, als er den Mann musterte, der soeben das Lokal betrat. Die blutrote Mähne hatte eine Signalwirkung auf Morten, und für eine Sekunde blieb ihm der Atem weg, als er einen Blick aus intensiv grünen Augen auffing.
Die schlanke Gestalt bewegte sich elegant und geschmeidig durch den Gang, auf der Suche nach einem freien Tisch. Jede einzelne Bewegung hatte etwas Anziehendes und Großartiges an sich, das ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte und in seinem Inneren ein Kribbeln auslöste, dem er sich nicht entziehen konnte.
Dieses Kribbeln verstärkte sich, als der schöne Fremde auf seinen Tisch zukam. Morten konnte gerade noch verhindern, dass ihm der Mund aufklappte, denn diese hypnotischen Augen hatten seinen Blick eingefangen und hielten den Kontakt aufrecht, mit jedem Schritt, den der Mann sich ihm näherte.
Die Welt schien stillzustehen, die Realität verblasste, einzig der Rothaarige füllte Mortens Wahrnehmung aus.
Morten war selbstbewusst genug, um sich davon nicht einschüchtern zu lassen, eher im Gegenteil. Fest erwiderte er das Starren, das in ein visuelles Verschlingen ausartete. Dies animierte den Unbekannten zu einem breiten Grinsen. Morten meinte, darin – neben der Belustigung – so etwas wie Anerkennung zu sehen. Oder bildete er sich das nur ein?
Mortens Anspannung wuchs von Sekunde zu Sekunde und er musste sich beherrschen, um sich nicht auf die Unterlippe zu beißen. Gerade, als er direkt vor ihm stand und die Spannung kaum aushaltbar war, löste der andere mit einem kehligen Lachen den Blick und ging an seinem Tisch vorbei, um sich einige Plätze weiter in einer dunkleren Nische niederzulassen.
Es kostete Morten sehr viel Anstrengung, sich nicht den Hals bei dem Versuch zu verrenken, den Mann hinter sich anzustarren. Das wäre nicht nur auffällig, sondern auch albern gewesen. Also schaute er ihm nicht hinterher, sondern heuchelte Desinteresse. Um sich ein wenig abzuregen, trank er seinen Espresso aus, der inzwischen leicht abgekühlt war. D adurch schmeckte er zwar nicht mehr ganz so gut, der Koffeinkick hielt ihn aber wach. Er hatte in der Nacht zuvor zu lange an seiner Spielkonsole gesessen und erst bemerkt, wie spät es war, als der Morgen graute. Nervosität war für Morten ein Fremdwort, zumindest, wenn es sich um Kundentermine handelte.
Kaum hatte er die Tasse mit einem leisen Klacken wieder auf dem Tisch abgesetzt, hörte er neben sich
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