Woelfe der Dunkelheit
1. Kapitel
Sie wollte nur noch sterben. Der übel riechende Mann über ihr drückte sie mit seinem ganzen Gewicht in die alte Matratze und stöhnte laut auf.
»Du bist hübsch für eine Hure. Aber viel gelernt scheinst du nicht zu haben.« Seine fetten schwieligen Hände drückten brutal ihre Brüste und sie sah ihn verächtlich an. Aber sie sagte kein Wort. Sie hatte früh gelernt, dass jedes Wort aus ihrem Mund eines zu viel war.
»Lieg nicht so steif da! Ich hab viel für dich bezahlt und will auch meinen Spaß haben!« Als sie nicht reagierte, schlug er ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie hasste Männer. Wie lange würde sie dieses Leben noch ertragen können?
Sie hatte schon so oft versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Aber ihre Unsterblichkeit hatte sie immer wieder unter Schmerzen erwachen lassen. Und Domonic, der wusste, dass sie alles tun würde, um ihm zu entrinnen, selbst wenn es ihr Tod war, hatte alle silbernen Gegenstände aus dem Haus geschafft, als er erfahren hatte, dass sie ein Wolf war. Er hatte sich die Hände gerieben und ihr ins blasse Gesicht gesagt, dass er mit ihr das große Geld machen würde. Und das hatte er auch. Seit über 50 Jahren.
Als die schweißnasse Hand des dicken Freiers ihren Hals umschloss und zudrückte, wurde sie wieder in die Gegenwart zurückgeholt. Sie wehrte sich immer noch nicht. Der Drang, die Hände zu heben und ihn abzuwehren, war von ihrem Todeswunsch zurückgedrängt worden.
Aber Sauerstoffmangel und ein Genickbruch würden sie nicht umbringen. Sie wusste es. Hatte schon versucht, sich zu erhängen. Er rammte sich immer brutaler in sie und sie glitt in das sanfte Schwarz des vorübergehenden Todes. Danach würde Domonic dem Kerl einen großen Batzen Geld aus den Rippen leiern, damit er ihren »Tod« vertuschte und den Freier nicht bei der Polizei meldete. So war es immer.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber sie hörte Domonics harsches Flüstern.
»Wie konnten sie das Mädchen einfach umbringen? Sie war mein bestes Mädchen. Ich werde auf der Stelle die Polizei rufen!« Der dicke Freier zog scharf Luft ein und sie hörte, wie er beschwichtigend sagte: »Bitte nicht! Es war nicht meine Schuld. Dieses Luder hat mich gereizt!« Es wurde still im Raum.
»Ich könnte es vergessen und die Leiche aus dem Weg räumen. Gegen ein gewisses Entgelt versteht sich.« Sie konnte vor ihrem inneren Auge sehen, wie der kleine Mann unwillig den Mund verzog und nach einem anderen Ausweg suchte. Aber Domonic gewann immer. Das hatte er ihr zeitig klar gemacht.
Ein Schluchzen stahl sich aus ihrem Mund und der Freier hatte es gehört.
»Was ...? Du Hurenbock! Du wolltest mich betrügen.« Dann hörte sie die Geräusche eines Handgemenges, bis Domonic im scharfen Ton sagte: »Verschwinde aus meinem Haus und lass dich hier nie wieder blicken.« Er hatte wohl die kleine Pistole gezogen, die er immer bei sich trug. Wieder wurde es ruhig im Raum. Dann wurde sie an den Haaren hochgerissen.
»Deinetwegen habe ich viel Geld verloren! Und einen guten Kunden obendrein.« Mit seiner freien Hand, in der er immer noch die Waffe hielt, schlug er ihr ins Gesicht.
»Töte mich! Bitte! Töte mich!« Er schlug noch einmal zu, dieses Mal mit dem schweren Griff der Pistole und in ihrem Kopf drehte sich alles. Er schien sie für bewusstlos zu halten und ließ ihren Kopf wieder aufs Bett fallen.
Die Matratze hob sich, als er aufstand und sie wartete, dass er das Zimmer verließ und sie, wie immer einschloss. Dann krachte es und Domonic stöhnte schmerzverzerrt auf.
»Scheiße! Gottverfluchte Scheiße.« Sie zwang sich, ihre Augen zu öffnen und den schmerzenden Kopf zur Seite zu drehen. Sie hatte heute Morgen ein paar Möbel im Zimmer umgestellt. Das machte sie öfter. Ehrlich gesagt war es ihre einzige Beschäftigung, um nicht wahnsinnig zu werden. Domonic war über den kleinen heruntergekommenen Hocker gestolpert und war wahrscheinlich gegen ihren Stuhl gestürzt. Jetzt lag er am Boden, die Hände schützend um seine Hüfte gelegt. Er war bereits 72 Jahre alt und nicht unsterblich. Er war ein alter Mensch mit morschen Knochen. Und jetzt hatte er sich höchstwahrscheinlich die Hüfte gebrochen.
Genugtuung breitete sich in ihr aus. Unter heftigen Schmerzen in Kopf und Hals stand sie auf und ging zu dem am Boden liegenden Mann. Zuerst bekam er sie nicht mit, aber als sie die Pistole aufhob, die neben ihm lag, sah er an ihrem nackten Körper auf.
»Lydia! Wage es
Weitere Kostenlose Bücher