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038 - In den Fängen des Weltrats

038 - In den Fängen des Weltrats

Titel: 038 - In den Fängen des Weltrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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... »Ist das Meeraka?«, fragte Aruula. Sie stand an einem der Fenster der Lenkzentrale und sah hinaus auf die hügelige weiße Landschaft, die sich am Rande des Horizonts erhob. Der Metallboden vibrierte unter ihren Stiefeln, aber nach der wochenlangen Überfahrt nahm sie das Gefühl beinahe nicht mehr wahr.
    Es war alles eine Frage der Gewohnheit.
    Selbst das merkwürdige Schiff, das Aruula anfangs nur mit großem Misstrauen betreten hatte, war ihr mittlerweile vertraut geworden. Die Twilight of the Gods hatte weder Segel noch Ruder, sondern zwei mannsgroße Räder, die sich im hinteren Drittel des kleinen Schiffs befanden. Rulfan nannte sie Propeller, aber für Aruula sahen sie eher wie schmale Windmühlenflügel aus - auch wenn sie sich so schnell bewegten, dass man ihnen mit den Augen nicht folgen konnte.
    Luftkissenboot, wiederholte Aruula in Gedanken die Bezeichnung, die Rulfan für dieses Schiff verwendet hatte. Ein Boot, das auf einem Kissen aus Luft fährt. So zumindest hatte es sich in den ersten Tagen ihrer Reise angefühlt, als die Twilight of the Gods über das Wasser zu fliegen schien. Noch nie war Aruula auf einem so schnellen Schiff gewesen. Sie hatte sich geborgen gefühlt in der Wärme und Sicherheit der wasserdichten Kabine, weit entfernt von der aufsprühenden Gischt und dem schneidenden kalten Wind.
    Das war längst vorbei. Inzwischen fühlte sie sich wie eine Gefangene, eingesperrt in einem engen stickigen Raum, der nach Öl und Metall stank. Selbst bei langsamer Fahrt war es zu gefährlich, die Kabine zu verlassen, denn ein Oberdeck gab es nicht und die wenigen hervorstehenden Aufbauten, an denen man sich hätte festhalten können, waren vereist.
    Aruula schämte sich für die Erleichterung, die sie verspürt hatte, als einer der Propeller vor zwei Wochen ausgefallen war und Rulfan die Motoren für die Dauer der Reparatur abgeschaltet hatte. Danach war das Schiff auf dem Packeis festgefroren gewesen und sie hatten es mit einer Axt freischlagen müssen, was sie noch weitere vier Tage aufhielt. Diese anderthalb Wochen waren die einzige Abwechslung gewesen, die Aruula auf der langen Reise seit der Zwischenstation auf Island erlebt hatte.
    Sie sah zu ihrem Begleiter hinüber, der vor einem breiten Tisch voller Papiere stand und Zahlen in eine kleine Maschine eintippte. Für Rulfan gab es keine Langeweile. Einen Großteil seines Tages verbrachte er mit der Steuerung der Twilight of the Gods, mit Berechnungen und Reparaturen. Die schweren Stürme, in die sie kurz hinter Island geraten waren, hatten sie viel zu weit nach Nordosten gedrängt, was ständige Kurskorrekturen verlangte.
    »Was hast du gesagt?«, unterbrach Rulfan ihre Gedanken. Wulf, der Lupa, der sich neben ihm auf dem Boden ausgestreckt hatte, stellte die Ohren auf, als er die Stimme seines Herrn hörte.
    »Ich habe mich gefragt, ob das Land am Horizont Meeraka ist«, sagte Aruula.
    Rulfan nickte, ohne selbst aus dem Fenster zu sehen. Er war ein Albino mit langem, hellgrauen Haar und bleicher Hautfarbe.
    Obwohl er seine roten Augen hinter einer Sonnenbrille verbarg, die er an Bord gefunden hatte, verursachte ihm das grelle Sonnenlicht Kopfschmerzen. »Wenn nicht, haben wir einen Seeweg nach Indien gefunden.« Er lächelte, schien dann jedoch Aruulas verwirrten Gesichtsausdruck zu bemerken und fügte hinzu:
    »Das ist ein Scherz. Christoph Columbus, der Entdecker Amerikas… also Meerakas… suchte eigentlich nach einem Seeweg nach Indien… also nach einem anderem Land und… na ja, ist nicht so wichtig.«
    Er beugte sich über seine Karten. Aruula wandte sich wieder dem Fenster zu. Seit den ersten Tagen der Reise, als sie und Rulfan begriffen hatten, dass sie für lange Zeit allein auf beengtem Raum leben mussten, war ihre Beziehung angespannt und verkrampft. Aruula wusste, dass Rulfan sich zu ihr hingezogen fühlte und hatte selbst oft das Verlangen gespürt, nachts in sein Schlaflager zu kriechen. Es war ein natürliches Bedürfnis, das durch die Monotonie der Reise noch gesteigert wurde, aber trotzdem hatte ihm keiner von ihnen nachgegeben.
    Den Grund dafür kannten beide. Es war ein Name, der ständig zwischen ihnen stand, auch wenn sein Träger viele Tagesreisen entfernt war.
    Maddrax.
    Nach ihm suchte Aruula nun schon seit mehreren Monden. Sie waren beide in die Sklaverei geraten und in Plymeth getrennt worden. Maddrax wurde an einen Seefahrer verkauft, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, das sagenumwobene Land Meeraka zu

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