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You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition)

Titel: You are not alone - Mein Bruder Michael Jackson (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jermaine Jackson
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lang, wie es irgendwie ging, um weiter zu kommen als wir anderen. Wir mussten lachen. Er war der Kleinste, aber trotzdem wollte er immer der Erste und der Schnellste sein.
    Ich weiß nicht, ob Joseph je daran gezweifelt hat, welch großen Einfluss er auf Michaels Karriere hatte. Spätestens nach 1981 hätte es ihm allerdings unmissverständlich klar sein müssen, nachdem Michael das Haus in Hayvenhurst nach seinen Vorstellungen umbauen ließ. An der Außenwand seines alten Studios dort hängt heute noch ein Schild mit hellblauem Hintergrund, das in Großbuchstaben die Aufschrift trägt: „Wer sich streckt, berührt die Sterne.“
    So wie wir es nicht abwarten konnten, dass Mutter von der Arbeit nach Hause kam, so sehr freuten wir uns darauf, dass Joseph zur Arbeit ging: Wenn er nicht da war, konnten wir herumrennen, albern sein, rausgehen und spielen. Vor allem Rebbie war immer sehr erpicht auf die Nächte, in denen er Schicht hatte, weil sie dann mit Mutter in einem richtigen Bett schlafen konnte, anstatt wie sonst auf dem Sofa. In dem Bild, das von unserer Jugend gezeichnet wurde, dominierte stets Josephs Gürtel und der strenge Zeitplan unserer Proben, und es stimmt, dass er den potenziellen Künstlern in uns mehr Aufmerksamkeit schenkte als den ganz normalen Jungen. Aber so sehr ich mich auch an Disziplin und Befehle erinnere, es gab in unserer Jugend doch auch sehr viel Spaß, Gelächter und Spiel. Wir waren Brüder, und das bedeutete, dass wir immer jemanden an unserer Seite hatten – gerade das sind Erinnerungen, denen in der Öffentlichkeit nie genug Bedeutung beigemessen wurde. Andererseits weiß man, wenn man wie wir aus einer großen Familie kommt, dass jeder Mensch Erlebnisse anders wahrnimmt und bewertet.
    Wenn Joseph zur Arbeit war, achtete Mutter darauf, dass wir trotzdem all das übten, was er uns aufgetragen hatte. „Habt ihr den Song gelernt, den ihr vorbereiten sollt? Und auch die Schritte dazu?“ Sie war die Augen und Ohren unseres Vaters, aber sie achtete darauf, dass uns trotzdem Zeit zum Spielen blieb. Wir fuhren nicht nur Go-Karts, Einkaufswagen-Eisenbahn oder Karussell, sondern auch Fahrrad (Teile, die Tito uns ebenfalls aus Rahmen und Reifen vom Schrottplatz zusammenbaute), und wir gingen Rollschuh laufen, noch mit diesen Vorrichtungen, bei denen die Rollen mit Spannbacken an die Schuhsohlen montiert wurden, natürlich auch gebraucht gekauft. Nur zu gern spielten wir draußen auf der Jackson Street, mit Mutters Ermahnung im Ohr: „Aber ihr geht nicht weiter als bis zu Mr. Pinsens Haus!“ Mr. Pinsen war unser Baseballtrainer und wohnte zehn Hausnummern weiter.
    Viel Spaß machte es auch, mit der Familie zum Camping in die Wisconsin Dells zu fahren, wo wir dann mit Joseph angeln gingen und er Jackie, Tito und mir zeigte, wie man Köder am Haken befestigte. Wir übernachteten immer in der Nähe alter Indianerstädte und wanderten auf den traditionellen Pfaden, um unserer Vorfahren zu gedenken. Wir waren in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass in unseren Adern das Blut der Choctaw und Schwarzfußindianer floss; ein Umstand, der unter anderem Körpermerkmale wie unsere hohen Wangenknochen, die vergleichsweise helle Haut und die haarlosen Oberkörper erklärte.
    Zu Hause sahen wir viel fern, und natürlich gab es immer Streit zwischen Jackie, der Sport gucken wollte, Michael und Marlon, die für Trickfilme mit Micky Maus und Bugs Bunny waren, und mir, der ein großer Fan von Maverick mit James Garner war. Die einzigen Sendungen, auf die wir uns alle einigen konnten, waren die Comedy-Shows der drei Stooges, Flash Gordon und Western, in denen Randolph Scott mitspielte. Den drei Stooges haben wir es zu verdanken, dass wir die Liebe zum mehrstimmigen Gesang entdeckten, denn das Intro ihrer Sendung, das in Dreier-Harmonie gesungene „Hello … Hello … Hello …“ war das Erste, was wir gemeinsam ausprobierten, wenn wir mit Mutter am Spülbecken standen.
    Zum Fernsehen kuschelten wir uns alle neben Mutter aufs Sofa. Es steht mir heute noch lebendig vor Augen, wie sie in der Mitte Platz nahm und Michael quer auf ihrem Schoß lag, das Gesicht dem Bildschirm zugewandt, ich daneben, während sich La Toya auf dem Fußboden auf der einen Seite an Mutters Beine schmiegte und Marlon (später auch Janet) auf der anderen Seite ans Sofa gelehnt dasaß. Tito und Randy lagen auf dem Fußboden, und Rebbie und Jackie saßen auf dem Sessel oder einem Küchenstuhl. In den heißen Sommern klemmten wir einen

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