Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsgesicht

Engelsgesicht

Titel: Engelsgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Da verrutschte der Zofe der Kamm. Eine unkontrollierte Bewegung, und die Zinken fanden ihren Weg nicht nur durch das Haar, sie kratzten auch über die empfindliche Kopfhaut der Gräfin hinweg.
    Der Schmerz setzte sofort ein. Gleichzeitig stieg die blanke Wut in der Bathory hoch. Sie sah ihr Gesicht noch im Spiegel rot anlaufen, die Reaktion erfolgte reflexhaft. Sie riss den Arm in die Höhe. Die Zofe konnte nicht mehr ausweichen, und so klatschte der Handrücken in ihr Gesicht. Er traf die Nase an einer empfindlichen Stelle. Adern platzten, und plötzlich spritzte das Blut hervor.
    Die Gräfin saß wie versteinert auf ihrem Frisierstuhl. Sie schaute in den Spiegel. Die Lippen waren zu einem Lächeln verzerrt, und sie genoss es, dass ihre Zofe unter Schmerzen litt.
    Das junge Ding war erstarrt. Vor Überraschung und Schmerz. So schaffte die Zofe es nicht, schnell genug zur Seite zu gehen. Das Blut traf nicht nur den Fußboden, es spritzte auch auf den linken nackten Arm der ungarischen Gräfin.
    Dort blieb der Lebenssaft liegen. Zuerst noch ruhig, dann begann er, sich zu verteilen. Er breitete sich an den Seiten aus, verfolgt von den Blicken der Gräfin, die nichts sagte und auch weiterhin ihre Lippen fest zusammenkniff.
    »Bitte«, flüsterte die Zofe, »bitte – ich... ich... habe es nicht gewollt, Frau, Gräfin. Ich möchte mich entschuldigen. Ich bin untröstlich. Oh Gott, was habe ich nur getan!«
    »Halt dein Maul!«
    »Ja, natürlich.«
    »Ein Tuch!«
    »Sofort, Frau Gräfin.« Die Zofe bewegte sich hektisch und schnell. Sie hoffte darauf, nichts mehr falsch zu machen, denn sie kannte die Ungeduld ihrer Herrin und besonders deren Jähzorn, vor dem sich alle Bediensteten fürchteten.
    An diesem Tag hielt die Gräfin ihre Gefühle im Zaum. Zumindest sah es so aus. Sie blieb aufrecht vor dem Spiegel sitzen, ohne etwas zu sagen. Sie schaute nur auf das klebrige Blut an ihrem Arm, und ihr Blick hatte etwas Wissendes und auch Nachdenkliches bekommen. Als ihr das Tuch gereicht wurde, nickte sie sogar dankbar, was die Zofe wiederum verwunderte.
    Das junge Mädchen hielt sich im Hintergrund. Es war recht stämmig und hatte große Brüste. Auf den Wangen zeichneten sich dunkle Flecken ab, in den Augen blitzten Tränen. Unterhalb der Nase hatte das ausgelaufene Blut das Gesicht verschmiert.
    Die Gräfin tupfte das Blut von ihrer Haut ab. Sie ließ sich dabei Zeit. Eine derartige Sorgfalt verwunderte die Zofe, aber sie traute sich auch nicht, der Gräfin ihre Hilfe anzubieten. Wenn die sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, führte sie es auch durch.
    So gut wie möglich reinigte sie ihren Arm. Ein kurzer Blick reichte ihr aus, um das Tuch der Zofe wieder zurückzugeben. »Hol weiches Wasser!«, befahl sie dann.
    »Sofort, Frau Gräfin!«
    Diensteifrig verließ die Zofe den Raum. Sie zitterte und betete, dass man ihr nichts tun würde, als sie im Nebenraum aus der großen Schale Wasser in eine kleine füllte. Es war ein besonderes Wasser. Angereichert mit einigen Essenzen, die es weich machten und der Haut eines Menschen sehr gut tun sollten.
    Die Schale in beiden Händen haltend, um nur keinen Tropfen zu verschütten, kehrte sie in das Frisierzimmer zurück. Das weiche Tuch lag schon bereit.
    »Bleib hier!«
    »Gern, Frau Gräfin!«
    Die Bathory tunkte das Tuch in die Flüssigkeit. Danach wischte sie mit der angefeuchteten Stelle genau über die kleine Region auf ihrem Arm hinweg, die vom Blut der Zofe berührt worden war.
    Sehr genau sah die Bathory hin. Sie atmete dabei scharf ein und aus. Ihr Blick flackerte ein wenig, dann wischte sie auch die letzten Spuren weg, ließ den Arm sinken und drückte sich gegen die gepolsterte Rückenlehne des Stuhls.
    Sekunden vergingen. Die Zofe stand im Hintergrund. Sie schaute in den Spiegel und beobachtete die Gräfin. Seit einem halben Jahr arbeitete sie bei der Bathory. Kennen gelernt hatte sie die Person nie so richtig, deshalb wusste sie nicht die Reaktion der Adeligen einzuschätzen. Sie blieb sehr ruhig, zu ruhig, sogar gelassen, und sie lächelte sich selbst zu.
    Danach schaute sie wieder auf ihren linken Arm. Sie strich mit der rechten Hand über eine bestimmte Stelle. Immer und immer wieder, wie jemand, der etwas prüft. »Komm her zu mir!«
    Die Zofe setzte sich augenblicklich in Bewegung. Sie verfolgte auch den Zeigefinger der Gräfin, die ihr genau zeigte, wo sie stehen bleiben sollte.
    »Gut. Jetzt schau dir meinen linken Arm an!«
    »Ja, gern!«
    »Was siehst du?«
    Die

Weitere Kostenlose Bücher