Zauberhaft verzwickt
wenig. Als sie die Küche betraten, saß Sue zusammen mit Gael am Küchentisch. Gael hatte eine große Tasse Kaffee vor sich stehen. Sue hingegen hielt eine Tasse Tee mit beiden Händen umklammert. Als ihre Tochter sie sah, ließ sie ein klein wenig Rot an, doch dann stand sie auf und umarmte ihre Mutter fest. Eathan warf sie ein unsicheres Lächeln zu.
„Guten Morgen ihr beiden“, begrüßte Gael sie, während er sie beide prüfend musterte. Als er merkte, dass sie nicht verletzt schienen, Eathans Verband war ja unter der Kleidung verborgen, nahm er beruhigt einen Schluck Kaffee.
„Ich habe Frühstück gemacht“, sagte Sue und deutete auf einen Teller, auf dem dunkle Pancakes lagen. Da sie ihre Tochter abgöttisch liebte, holte sie drei Teller aus dem Schrank. Als sie einen vor Gael abstellte, schüttelte dieser vehement den Kopf. Als Sue ihm einen Blick zuwarf, der dem ihrer Großmutter Janet gruseligerweise sehr ähnlich sah, sagte er ausweichend: „Ich habe schon gefrühstückt und bin total satt. Außerdem habe ich nicht viel Zeit. Ich habe heute Morgen mit Amy telefoniert, da ich dich gestern nicht erreichen konnte und wollte nur mal kurz vorbei schauen“, sagte er an Chloe gewandt. Aha, daher wusste er also, dass etwas passiert war. Sie wusste nicht, wie viel Amy verraten hatte, also ließ sie das Thema lieber ruhen.
„Wie läuft es denn mit Pierre?“, fragte sie stattdessen. Als sie sah, wie strahlend Gael lächelte, sprang sie jubelnd auf und umarmte den Lichtalb.
„Oh Gael, das ist toll.“
„Wir haben uns für den nächsten Freitag wieder verabredet. Aber diesmal ohne Anstandshexen.“
„Du musst mir unbedingt berichten, wie es gelaufen ist. Ich erwarte am Samstag entweder einen Anruf oder einen Besuch.“ Zur Verabschiedung warf Gael Eathan noch einen prüfenden Blick zu. Als dieser ihm jedoch mit einem Lächeln standhielt, schien er beruhigt zu sein,
„Bis dann ihr Lieben“, sagte er winkend, als er aus der Tür verschwand. Es wäre ein Wunder, wenn er es bis zur Haustür schaffte, ohne von einer anderen Bewohnerin dieses riesen Hauses angesprochen zu werden. Als sie merkte, wie Eathan auf die Pancakes schaute, erwärmte Sue sie mit einem Zauberspruch. Dann legte sie drei auf seinen und zwei auf Chloes Teller. Er machte es Chloe nach und goss eine große Menge Ahornsirup drauf. Als er den ersten Bissen nahm, sagte er mit vollem Mund: „Mh, sehr lecker.“
Chloe trat ihm leicht auf den Fuß, aber so, dass Sue es nicht sah.
An Sues Blick konnte er erkennen, dass sie ihm nicht glaubte. Er kaute, kaute und kaute – bis er die Masse hinunterschlucken konnte. Als er einen großen Schluck Kaffee hinterher goss, stellte er verwundert fest, dass dies der beste Kaffee war, den er je getrunken hatte, und er war viel in der Welt umhergereist.
„Der ist wirklich gut“, sagte er diesmal ehrlich.
„Wir haben eine besondere Kaffeemaschine, die nicht mit einer der Sterblichen mithalten kann“, antwortete Chloe.
„Stimmt ja, als Katze konntest du ja keinen Kaffee trinken“, sagte Sue laut überlegend.
„Wenn du jetzt hierbleibst, dann kann dir Mom jeden Morgen Kaffee kochen.“ Langsam legte Chloe ihre Gabel weg und Eathan war klar, dass jetzt die Zeit der Aussprache gekommen war. Auch Sue bemerkte die Reaktion ihrer Mutter.
„Es ist nicht gesagt, dass Eathan hierbleibt.“
Als er sah, wie traurig Sue schaute, warf er ihr einen verschwörerischen Blick zu.
„Ich denke schon, dass ich hierbleibe. Dafür gibt es zwei Gründe“, erwiderte er.
„Die da wären?“, fragte Chloe ruhig. Als sie jedoch Sues hoffnungsvolles Gesicht sah, fügte sie noch hinzu: „Bevor du etwas sagst, muss ich noch etwas klarstellen. Sue, mir ist in letzter Zeit bewusst geworden, was du dir für Sorgen um mich machst. Aber so läuft das nicht beziehungsweise so sollte es nicht sein. Ich bin deine Mutter, ich muss mir um dich sorgen machen.“
„Das eine schließt das andere nicht aus“, sagte ihre Tochter fast schon ein wenig altklug.
„Ich glaube, ihr habt da alle etwas falsch verstanden. Als ich mich von Jonny getrennt habe, dachtet ihr alle, er hätte mir das Herz gebrochen.“ Chloe hoffte, dass Eathan sie jetzt nicht unterbrechen würde.
„Doch das ist nicht richtig. Ich war damals sauer auf mich und die Welt. Ich meine, wie konnte ich mich mit so einem Mann einlassen? Ich habe ihn dir vorgestellt, das war leichtsinnig von mir. In der Vision habe ich lediglich das gesehen, was ich bereits
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