Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
er, legt dann schnell seinen Arm um seine Frau und drückt sie an sich. »Und du bist ein ganzer Goldschatz«, beteuert er, »und für deine Verhältnisse warst du heute gar nicht so schlecht.« Tanja strahlt ihn verliebt an und ich verspüre einen Stich, denn plötzlich muß ich wieder an Gregor denken, den ich bei all dem Stress heute Abend tatsächlich kurzzeitig vergessen hatte.
    »Gute Nacht, ihr beiden«, sage ich müde. Mit meinem uralten Fiat-Panda gurke ich nach Hause. Meine Fußsohlen brennen wie Feuer, ich schleppe mich die vier Stockwerke zu meiner Wohnung hinauf und kicke fluchend meine Schuhe in die Ecke. Dann schäle ich mich aus meinen Klamotten, lasse fünfe gerade sein und gehe ins Bett, ohne mich abzuschminken.
     
    Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, ist draußen schon heller Tag. Durch das Schlafzimmerfenster schaue ich in den perfekten, blauen Septemberhimmel, an dem nicht eine einzige Wolke zu finden ist. Die Sonne scheint warm auf meine Bettdecke. Ich räkele mich ausgiebig und befinde eine ganze Sekunde lang, dass es ein herrlicher Tag ist. Bis mir die Wahrheit wieder einfällt. Vor meinem inneren Auge erscheint das Bild von Gregor mit einer gesichtslosen Unbekannten, in meinem Ohr hallen seine Worte wider: Ich bin verheiratet, verheiratet, verheiratet. Plötzlich ist der Tag alles andere als herrlich. Ob er heute Nacht mit ihr geschlafen hat? Natürlich. Alles andere zu glauben wäre naiv. Sie war wochenlang unterwegs, sie werden sich völlig ausgehungert aufeinander gestürzt haben. Obwohl er streng genommen nach vier sexuell äußerst aktiven Wochen mit mir nicht ausgehungert sein dürfte. Stöhnend drehe ich mich auf die andere Seite und ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich will nicht darüber nachdenken. Lieber noch ein bisschen schlafen. Natürlich funktioniert das nicht. Nachdem ich mich mehrere Minuten mit Gedanken an Anna und Gregor in diversen Stellungen gequält habe, stehe ich lieber auf und mache mir einen Kaffee.
    Eigentlich weiß ich doch gar nicht genau, was überhaupt los ist, versuche ich mich selbst zu beruhigen. Wir sind ja noch gar nicht dazu gekommen, uns mal in Ruhe und vernünftig über alles zu unterhalten. Er hat mich schließlich kennengelernt, als sie auf Geschäftsreise war. Und wir haben uns unsterblich ineinander verliebt. Das kann ich mir nicht eingebildet haben, ich bin ganz sicher nicht nur eine Affäre für ihn gewesen. Ich weiß, er liebt mich. Das hat er doch gesagt. Wahrscheinlich will er sich von ihr trennen. Und kein Mensch kann verlangen, dass er das am Telefon tut. Von Hamburg nach Amerika. Das wäre doch unmenschlich. Nein, er ist ein anständiger Kerl. Natürlich will er das persönlich machen. Von Angesicht zu Angesicht. Schließlich gibt es da ja eine Menge zu klären, wenn man verheiratet ist und zusammenwohnt und alles. Wer weiß, vielleicht hat er es ihr schon gesagt? Möglicherweise sogar schon gestern Abend. Das könnte doch sein. Plötzlich fühle ich mich unglaublich erleichtert. Er liebt mich. Das ist alles, was zählt. Er wird mit ihr Schluss machen. Und dann wird er mich anrufen, so wie er es versprochen hat.
     
    Das Wochenende verbringe ich, abgesehen von meinen Schichten im »L’Auberge«, auf der breiten Fensterbank meiner Küche, meine geblümte Kaffeetasse in der Hand, das Telefon vor mir. Ich fixiere es, beschwöre es, aber es will und will nicht klingeln. Am Sonntagabend halte ich es nicht mehr aus. Ich überwinde meinen Stolz und wähle todesmutig seine Handynummer. Nach zweimaligem Klingeln antwortet er:
    »Ja, hallo?«
    »Hallo, ich bin’s«, sage ich krächzend.
    »Hallo?«, kommt es fragend zurück. Ich räuspere mich und wiederhole mit klarerer Stimme:
    »Ich bin es.«
    »Hallo? Wer ist denn da? Hallo?«
    »Hier ist Luzie, Gregor«, rufe ich in den Hörer, »kannst du mich nicht hören? Warum hast du mich nicht …«
    »Hallo? Hmm.« Es klickt in der Leitung und die Verbindung ist unterbrochen.
    »Verdammt«, fluche ich und wähle erneut.
    »Hier ist die Mailbox von Gregor Landahl. Sie können nach dem Signal eine Nachricht hinterlassen.« Überrascht lege ich auf. Ach so, wahrscheinlich versucht er gerade, mich zurückzurufen. Hat sich wahrscheinlich schon gedacht, dass ich es bin. Ich warte ein paar Minuten, aber nichts passiert. Dann rufe ich noch mal an.
    »Hier ist die Mailbox von Gregor Landahl. Sie können nach dem Signal eine Nachricht hinterlassen.«
    »Hallo, ich bin es, Luzie«, sage ich

Weitere Kostenlose Bücher