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Zebraland

Zebraland

Titel: Zebraland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Roeder
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dröhnte Musik. Die Dezibel vibrierten in meinen Ohren und machten mich ganz kribbelig. Da drin war die Hauptbühne!
    Leider durften wir dort nicht auftreten. Für uns und andere noch unbekannte Bands war die Nebenbühne draußen vorgesehen. Eigentlich war es mehr ein Podest als eine richtige Bühne.
    Die Sonne sengte vom Himmel, während wir als Erstes Elmars Bongo zur Bühne schleppten. Auf den ausgedörrten Rasenflächen lagerten Gruppen von Menschen. Elmar warf ihnen nervöse Blicke zu.
    »Shit, ist mir heiß«, brummte er. »Das ist bestimmt das Lampenfieber! Ich brauch dringend was zu trinken. Willst du auch’n Bier?«
    Ich nickte und ließ mich neben der Bongo im Schatten unserer Bühne nieder. Elmar machte sich vom Acker.
    Zehn Minuten vergingen.
    Dann fünfzehn, zwanzig. Ich wartete immer noch. Wo steckte dieser Komiker?! Gut, unser Auftritt war erst um neunzehn Uhr, aber schließlich mussten wir vorher noch Soundcheck machen.
    Golden flimmerte der aufgewirbelte Kalkstaub über den ausgetretenen Wegen. Eine Menge Leute liefen an mir vorbei. Aber kein Elmar.
    Nach einer halben Stunde begriff ich, dass gerade etwas gewaltig schieflief. Es war siebzehn Uhr zweiundvierzig, als ich schließlich aufstand, um ihn suchen zu gehen.

Judith
    »Was kommt als Nächstes?«, fragt Anouk.
    »Irgendwelches Reggaezeug.« Phil verzieht das Gesicht. » Sons of the Rastaman , nie von denen gehört.«
    Wir stehen zu dritt vor der Nebenbühne und warten zusammen mit einer Menge anderer Leute darauf, dass es endlich weitergeht. Ein Schweißtropfen rinnt zwischen meinen Schulterblättern herab. Obwohl es schon Abend wird, ist die Luft noch immer schwül und zähflüssig wie Sirup. Bestimmt gibt es heute noch ein Gewitter.
    »Wann kommt diese blöde Band endlich?«, schimpfe ich.
    Doch die Band lässt sich Zeit. Oben auf der Bühne hockt nur ein Betrunkener mit einem roten Ziegenbärtchen. Er hat eine Bongo zwischen den Knien und trommelt zur Retortenmusik, die aus den Lautsprechern schallt. Ein paar Leute tanzen.
    Anouk wippt auf den Zehenspitzen und schaut immer wieder zu uns rüber. »Habt ihr Lust zu tanzen?«, fragt sie nach einer Weile.
    »Phil tanzt nie«, antworte ich und stupse ihn an. »Diese Art von körperlicher Ertüchtigung ist unter seiner Würde. Stimmt’s, Phil?«
    »Das ist einfach nicht mein Ding«, erklärt Philipp und verschränkt die Arme. »Ich mag es nicht, wenn die Leute mich so anstarren.«
    »Oh, okay«, sagt Anouk und hört auf zu wippen. Warum hatte Phil die nicht zu Hause gelassen?
    Dinge, die mich an Anouk nerven
    1.) Ihre Art zu sprechen, sodass alle ihre Sätze wie Fragesätze klingen.
    2.) Ihr Stil: dieses Kleid, das an eine Sommerwiese erinnert. Diese Flut dunkelbrauner Locken, die ihr über den Rücken wallt. Zugegeben, sie ist hübsc h – aber BITTE – muss sie wie ein romantisches Kleinmädchenklischee rumlaufen?!
    3.) Wie sie sich jetzt wieder an Phil lehnt, als wäre sie kurz davor, mit ihm zusammenzuwachsen.
    4.) Dass sie nächstes Jahr sogar in der Redaktion unserer Schülerzeitung mitmachen will, nur um ihrem Schatzi zu gefallen.
    5.) Dass dieses Püppchen echt null eigenständige Persönlichkeit hat.
    »Wenn du Lust hast zu tanzen, geh doch einfach«, sage ich zu Anouk und es klingt aggressiver, als ich beabsichtigt habe.
    Sie wirft Phil aus dunklen Bambiaugen einen fragenden Blick zu. Als er zustimmend nickt, gibt sie ihm einen Kuss. »Okay, ich bin gleich wieder da.« Dann drängt sie sich durch die Menge vor zur Bühne.
    Ich mache eine spöttische Bemerkung über den Trommler mit dem Ziegenbärtchen, aber Phil hört mir gar nicht zu. Er hat nur Augen für seine Freundin. Anouk, immer nur Anou k … Die Eifersucht sticht, als hätte ich eine giftgrüne Kastanie in der Brust.
    Wie lange kennt Phil diese Anouk denn schon? Gerade mal läppische drei Monate! Wir beide sind schon seit sieben Jahren befreundet. Seit dem Tag, an dem ein paar Jungs Philipp auf dem Pausenhof verspottet hatten: »W-w-was hast du gesagt, du Spasti? Sag’s noch mal, Stotter-Philipp!«
    Und er stotterte sich unbeirrt durch seine Sätze, mit einer seltsam erwachsenen Würde. Ich war beeindruckt. Doch die anderen standen im Kreis um ihn herum und lachten. Drei gegen einen, das war vielleicht unfair! Wut stieg in mir auf, eine heiße Woge, die mich mitten in den Kreis der Spötter spülte.
    »Bei ihm funktioniert vielleicht seine Zunge nicht richtig«, stieß ich hervor, »aber bei euch ist es gleich das ganze

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