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Zeit der Sinnlichkeit

Zeit der Sinnlichkeit

Titel: Zeit der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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diese Geschichte zu einem Ende zu bringen.
    Ich mußte nicht allzulange auf einen Brief von Will warten, und als dieser eintraf, erweckte er in mir eine ebenso heitere Freude wie damals in der Postkutsche, als Will zum ersten Mal London sah.
     
    »Oh, Sir Robert«, lautete der Brief, »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie wir alle hier, jeder von uns, der sich an Euch erinnert, voller Freude sind angesichts des großen bevorstehenden Ereignisses: Eurem Kommen nach Bidnold.
    Bitte, Sir, seid versichert, daß wir hier alles hübsch und
nett machen werden für diese glückliche Rückkehr; M. Cattlebury will nämlich einen Rosinenkuchen backen und eine seiner Karbonaden zubereiten, und die Tücher, die alles abdecken, seit der V. de Confolens nicht mehr herkommt, werden wir abnehmen. Und glaubt nicht, daß Ihr mit einem ärmlichen Bett in einem Stall vorliebnehmen müßt. Ihr könnt in einem bequemen Zimmer schlafen, nämlich dem Olivenzimmer, in dem wir einst Mister Pearce gepflegt haben.
    Gebt uns nur noch Nachricht über Euren Ankunftstag – weil M. Cattlebury das Rindfleisch kaufen und für die Karbonade würzen muß. Er ist sehr begierig auf diese Nachricht, ebenso wie ich,
    Euer Diener    
    Wm. Gates«
     
    Ich entschied mich schließlich für den 29. April dieses Jahres 1667, das ein Jahr kalter Frühlingsregen und launenhafter Sonne war. Da ich auf Danseuse nach Bidnold reiten wollte, würde die Reise mehrere Tage dauern, doch ich wußte, daß ich – bei welchem Wetter auch immer – jede Etappe genießen und unter dem weiten Himmel von Norfolk den Kopf heben und einen Schrei ausstoßen würde.
     
    An dem Tag, an dem Danseuse und ich London verließen, regnete es, doch später, weiter nordöstlich, hatten wir einen wolkenlosen Himmel.
    Während der Reise fragte ich mich, welche Veränderungen ich wohl auf Bidnold vorfinden würde, und ich wußte, daß mir besonders die Leere des Ortes ins Auge fallen würde, seine fehlende Zugehörigkeit. Für den Viscomte war er, nach Wills Briefen zu schließen, immer nur ein Ort der Unterhaltung und Verführung gewesen. Er hatte ihn nie voll bewohnt
oder versucht, sich dort wohl zu fühlen, und jetzt kam er überhaupt nicht mehr hin und zahlte der Dienerschaft nicht einmal mehr ihren Lohn. Will und Cattlebury waren geblieben, von Babbacombe bezahlt, wie ich annahm, doch wahrscheinlich gingen die Gärtner, Stallburschen, Zimmermädchen und Küchenjungen nach und nach alle weg, so daß das Haus und der Garten, ja sogar der Park allmählich verwahrlosten und verfielen. Ich dachte daran, wie traurig Will darüber sein mußte. Ich sah sein braunes, faltiges Gesicht vor mir und stellte mir vor, daß er mich bat, etwas zu unternehmen, um den Niedergang eines Anwesens zu verhindern, das er ebenso liebte wie ich, und ich hörte mich ihm antworten, daß ich nichts tun könne, da es jetzt nicht mehr in meinen Händen liege und nichts mehr mit meinem Leben zu tun habe.
    Ich ließ mich von diesen Gedanken nicht niederdrücken. Während der ganzen Reise war ich kaum einmal traurig, und in den Nächten schlief ich lange und träumte, ich sei schon da.
     
    So traben wir also ins Dorf Bidnold, am »Jovial Rushcutter« und an der Kirche vorbei, und dann biegen wir links ab und reiten durch das große Eisentor in den Park hinein. Danseuse schlägt mit dem Schweif, schnaubt und beschleunigt ihren Schritt.
    Es geht eine frische Brise, und die Schatten rasch dahinziehender Wolken huschen über das Gras. Die Kastanien sind voller blühender Kerzen. Zu ihren Füßen äst Wild, und als wir näher kommen, heben die Tiere die Köpfe und schauen zu uns herüber.
    Wir biegen um die Kurve in die Einfahrt ein, und da liegt
er vor uns: der Landsitz Bidnold in der Grafschaft Norfolk, das Haus, das dem Gegner der Royalisten, John Loseley, entrissen und mir für meine Rolle als Hahnrei gegeben worden war, das Haus, das meine ganze Narrheit barg, Merivels Haus.
    Ich zügle Danseuse und lasse sie im Schritt gehen. Wir sind jetzt genau an der Stelle, wo ich an einem grimmig kalten Morgen hinter Celias Kutsche herlief und auf einer eisigen Stelle ausrutschte und meine pfirsichfarbenen Strümpfe zerriß. Der Park ist hier von einem Wassergraben umgeben, und dahinter liegt der Südrasen mit seinen großen Zedern. Während wir ruhigen Schrittes weitergehen, bemerke ich, daß der Rasen ordentlich geschnitten ist, auch an den Kanten, und daß um die Zedern aus Stein gehauene Bänke aufgestellt worden

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