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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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warf einen weiteren verächtlichen Blick auf Magdalena von Hausen. »Ebenso wenig wie die andere da hinten.«
    Er wandte sich um, um zu gehen. Da stürzte sich Konz Jehle auf ihn. Leimers Gurgel wurde umklammert von stählernen Fäusten. Der Mann im Mönchshabit röchelte und suchte verzweifelt in den Falten seines weiten Gewandes nach dem Messer, das er extra noch eingesteckt hatte. Eine innere Stimme hatte ihn gewarnt.
    Die beiden Frauen versuchten mit aller Kraft, Konz Jehle von seinem Gegner wegzuziehen. Doch er schüttelte sie ab wie lästige Fliegen. Er hörte nicht, was sie sagten. Dennoch lockerte sich der Griff um Thomas Leimers Hals etwas. Aber noch immer war es ihm nicht gelungen, sein Messer zu ergreifen. Er brauchte Zeit. »Wollt Ihr etwa den Vater Eures Sohnes umbringen?«, würgte er hervor.
    Abrupt löste der Hüne die Hände. »Das ist nicht wahr. Thomas ist nicht Euer Sohn!«
    Thomas Leimer schnappte noch immer nach Luft. Er hielt sich die Kehle. »Das wusstet Ihr nicht? Jeder kann es sehen. Selbst ich. Auch wenn Katharina dachte, sie könnte es vor mir verbergen. Fragt sie doch, Eure kleine, nach Verzeihung heulende Schlampe. Ihr könnt sie haben, mitsamt dem Balg. Ich lege keinen Wert mehr auf sie.«
    Wie ein geschlagener Bär wandte sich der dunkle Mann an Katharina. Seine Augen flehten sie an, zu widersprechen, zu sagen, dass es nicht so war. »Nicht dieser Mann. Katharina, sag, dass das nicht stimmt.«
    Sie schaute ihn an, tiefe Trauer in ihren grünen Augen. »Doch, Konz, er spricht die Wahrheit.«
    Er stöhnte, plötzlich schwach wie ein Kind. Dieser letzte Verrat hatte ihm alle Kraft genommen. Er wankte wie ein Baum, dem die Axt an die Wurzel geschlagen wird. Doch dieser Moment währte nur kurz. Wie ein Wolf warf er sich herum, getrieben von wilder Wut. Jetzt würde er diesen Mann töten, töten, töten! Ein roter Schleier legte sich vor seine Augen, jeder vernünftige Gedanke war ausgeschaltet.
    Er sah nicht das siegessichere Blitzen in den blauen Augen des anderen. Er sah nicht das Messer in dessen Hand. Er sah nur die Kehle, die Ader am Hals, das Blut, das dort pulsierte. Mit einem Aufschrei warf er sich auf seinen Feind, die harten Steinhauerhände griffen ihm nach der Gurgel.
    »Nein!« Der Schrei einer Frau gellte durch den Raum. »Gonzo, Vorsicht, er hat ein Messer!« Giovanna, begleitet von zwei Männern in abgerissenen Kleidern, hatte unbemerkt das Zimmer betreten.
    Doch Konz Jehle reagierte nicht, es war schon zu spät, mit zu viel Wucht hatte er sich auf seinen Gegner gestürzt. Mit dem Messer in der Brust fiel er schwer zu Boden.
    Wieder schrie Giovanna. Sie riss den Leuchter vom Tisch und stieß ihn mitsamt der brennenden Kerzen direkt in das hämisch grinsende Gesicht von Thomas Leimer.
    Der heulte auf, hielt sich die Hände vor die Augen, seine Haare fingen Feuer. Einige der Kerzen waren zu Boden gerollt. Schon brannte einer der Wandteppiche, dann schlugen die Flammen aus den Vorhängen.
    Der Mann am Boden rappelte sich mühsam auf, getrieben von einer schier übermenschlichen Kraft. Er riss das Messer aus seiner Brust, ein Strahl von Blut folgte. Doch er schien es nicht zu bemerken. Mit der grimmigen Wut eines verwundeten Löwen stürzte er sich auf seinen Todfeind. Mit blutigen Händen hielt Konz Jehle die Waffe in der Hand und stieß sie in den Körper des brennenden, sich windenden Thomas Leimer. Wieder und immer wieder. Er achtete nicht darauf, wohin die Klinge traf. Dann brach er zusammen.
    Das bestialische, gequälte Heulen des anderen hörte abrupt auf. Langsam sank Thomas Leimer neben den am Boden liegenden Konz Jehle.
    Katharina erwachte aus ihrer Erstarrung. Mit einem schluchzenden Laut der Verzweiflung stürzte sie zu ihrem Mann und bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Mit zitternden Händen strich sie ihm die wirren Haare aus dem Gesicht. »Konz, bitte. Bitte, lieber Konz. Oh Herr, mach, dass er nicht tot ist.« Ohne auf die Umstehenden zu achten, riss sie ihr Kleid entzwei und versuchte die klaffende Wunde zu verbinden, das Blut irgendwie zu stillen, mit dem das Leben aus ihm herausfloss. Dabei wimmerte sie wie ein kleines Kind.
    Magdalena von Hausen hatte einen Teppich von der Wand gerissen und war dabei, die Flammen zu ersticken, die ihren Mann zu verbrennen drohten. Thomas Leimer stöhnte selbst in seiner Bewusstlosigkeit.
    Überall im Zimmer war inzwischen Qualm.
    Aaron Rosenberg riss die Türe auf. »Es brennt«, kreischte er. »Holt Wasser, holt Wasser!«

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