Zeit des Lavendels (German Edition)
Damit war er wieder verschwunden.
Giovanna stieß Katharina rüde zur Seite. »Das ist mein Mann«, keuchte sie. »Ihr habt ihm genug zugefügt. Geht weg. Er gehört jetzt zu mir.« Katharina wollte sich auf sie stürzen, doch Giovanna blieb kalt. »Seht Ihr nicht den Rauch, das Feuer? Wollt Ihr ihn auch noch verbrennen lassen? Ihr könnt ihn unmöglich alleine hier herausbringen. Ich habe zwei Männer bei mir. Ich kann ihn vielleicht noch retten. Ohne mich ist er verloren. Wenn Ihr nicht zur Seite geht, wird er sterben. Er liebt Euch ohnehin nicht mehr. Er liebt mich. Geht, geht endlich aus dem Weg!«
Sie winkte ihren beiden Begleitern zu. Die Männer drängten Katharina noch weiter von Konz Jehle weg. Dann packten sie den Hünen und trugen ihn aus dem Zimmer. Giovanna warf der Hexe mit den grünen Augen noch einen letzten, kalten Blick zu. Sie würde diesen Mann nicht bekommen.
Nur über ihre Leiche! Er gehörte ihr. Sie würde dafür sorgen, dass diese da ihn niemals wieder sah. Weder tot noch lebendig.
»Konz!« Ein Schrei, der alle Schmerzen dieser Welt enthielt, entrang sich Katharinas Brust. Sie wollte hinterherstürzen, tat es aber doch nicht. Diese dunkle Fremde hatte Recht. Sie konnte Konz helfen. Sie selbst besaß nicht die Macht dazu. Selbst wenn ihre Hände heilen konnten, diesmal war sie am Ende mit ihrer Weisheit. Sie war nicht stark genug, um ihren Mann hier herauszuschaffen. Es war furchtbar. Sie hatte die Entschlossenheit der anderen genau gespürt. Diese Frau liebte ihn. Und er liebte sie. Auch wenn sie ihn nun für immer verloren hatte, vielleicht würde er so wenigstens leben. Das war die einzige Hoffnung, die noch blieb. Nun war alles egal; selbst wenn sie in diesem Inferno sterben sollte. Sie hörte nicht mehr, wie der Schwerverwundete draußen leise ihren Namen rief.
Da öffnete sich die Türe in der Wand. Cajetan von Thiene war aus dem geheimen Gang ins Zimmer getreten. Er erfasste mit einem Blick die kritische Situation und handelte sofort. Er packte Katharina und setzte die völlig Verstörte auf einen Stuhl. Dann stürzte er zu Magdalena von Hausen. Diese hatte es inzwischen geschafft, die Flammen zu ersticken, die Thomas Leimer zu verbrennen drohten.
Von draußen waren Stimmen zu hören und das drängende Schimpfen von Aaron Rosenberg. »Macht schnell, bei Moses und allen Propheten, ich bitte Euch, beeilt Euch, sonst brennt noch das ganze Haus nieder!«
Endlich kam Hilfe! Katharina und Magdalena von Hausen keuchten und husteten, der Qualm erstickte sie fast. Cajetan von Thiene hatte inzwischen die brennenden Vorhänge zu Boden gerissen und trat das Feuer aus. Das Übrige erledigten die Dienstboten mit Wassereimern.
Sanft zog der Generalpräpositus Magdalena von Hausen hoch, die wieder neben Thomas Leimer kniete. »Ihr könnt ihm
jetzt nicht helfen. Er muss sofort ins Hospiz. Seht Ihr nicht, wie schwer verwundet er ist?«
Magdalena von Hausen schluchzte und barg ihren Kopf an der Schulter des Mannes, der wie ein Wunder in höchster Not in diesen Raum gekommen war und sie alle gerettet hatte.
Katharina war unendlich müde, so müde wie noch nie in ihrem Leben. Wie hinter einer Nebelwand sah sie den am Boden liegenden Mann. Er stöhnte, es schien noch Leben in ihm zu sein. Alles in ihr weigerte sich, ihm zu helfen. Doch die Heilerin in ihr war stärker. Sie stand auf, trat zu ihm und versuchte herauszufinden, ob sie noch etwas tun konnte. Sie spürte genau, dass das Leben kurz davor war, Thomas Leimer zu verlassen.
Auch hier nahm Cajetan von Thiene die Situation wieder in die Hand. Er winkte zwei der Männer von Aaron Rosenberg zu sich. »Nehmt ihn und tragt ihn schnellstens ins Hospiz.« Seiner gebieterischen Stimme vermochte sich niemand zu widersetzen.
Aaron Rosenberg nickte nur, er schien völlig verzweifelt. Der Generalpräpositus legte ihm die Hände auf die Schultern. »Es tut mit Leid, dass ich mit die Schuld daran trage, dass Euch dies zugemutet wurde. Hätte ich gewusst, dass diese beiden Männer wie die Tiere aufeinander losgehen, ich hätte Euch niemals in diese Lage gebracht. Dennoch bin ich froh, dass ich wenigstens zur Stelle war, um einzugreifen. Ihr werdet Eure Entschädigung bekommen, Jude. Ihr habt einen Fürsprecher in der Kirche, wenn Ihr einmal Hilfe braucht. Ihr wisst, dass ich ein Freund von Kardinal Carafa bin, der wahrscheinlich der nächste Papst wird?«
Der dicke Mann hatte sich inzwischen etwas beruhigt. Gut, das Zimmer war verwüstet. Aber das Haus
Weitere Kostenlose Bücher