Zeit des Lavendels (German Edition)
noch nicht einmal in das Viertel hinein. Die Juden schotten sich ab. Und sie haben gute Gründe dafür in diesen Zeiten. Ich bin sicher, Aaron wird Euch ein Zimmer zur Verfügung stellen, wo Ihr Euch treffen könnt. Er ist mir einen Gefallen schuldig. Konz Jehle wird da sein. Ich finde schon einen Vorwand, ihn dorthin zu schicken. Aber seid Ihr sicher, dass Euer Gatte auch kommt? Über ihn habe ich keine Gewalt.«
Magdalena nickte. »Er wird. Ich glaube, es gibt eine Möglichkeit, ihn zu zwingen.«
Michelangelo Buonarroti konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es zauberte tausend Fältchen um seine Augen. »Ich sehe schon, Ihr seid eine energische Frau, wenn Ihr Euch etwas vorgenommen habt.«
Magdalena von Hausen gab dem alten Mann dankbar die Hand. Im Hinausgehen suchten ihre Augen den großen Kirchenraum ab. Dem Himmel sei Dank, Konz Jehle war nirgendwo zu sehen. Doch als sie den Dom verließ, lief sie ihm geradewegs in die Arme. Neben ihm ging eine junge, recht hübsche dunkelhaarige Frau. Sie hatte vertraulich die eine Hand auf seinen Unterarm gelegt. Konz Jehle stockte mitten im Schritt, als er Magdalena von Hausen erkannte. Er wurde feuerrot und schüttelte schnell Giovannas Arm ab. Doch Magdalena von Hausen winkte ihm nur kurz zu. »Wir hören bald voneinander«, rief sie und ging weiter.
Konz Jehle rutschte das Herz förmlich in die Hose. Mein Gott, was hatte dieses Weib nur jetzt wieder angestellt. Und Giovanna hatte sie auch noch gesehen. Doch sie schien nicht weiter Notiz von der jungen Frau an seiner Seite genommen zu haben. Jedenfalls war sie ruhig weitergegangen. Am besten er tat, als wäre nichts gewesen.
Doch Giovanna war nicht so leicht zu täuschen. Sie hatte die Reaktion von Konz genau registriert. Ihr war, als würde eine kalte Faust ihr Herz umklammert halten. »Wer war das?«, fragte sie rau, ein Kloß steckte ihr in der Kehle.
Konz versuchte möglichst gleichgültig auszusehen. »Oh, nur eine Romreisende, die mich einiges über den Dombau gefragt hat. Ich konnte ihre Fragen nicht alle beantworten. Deshalb will sie noch einmal wiederkommen. Ich kenne sie nicht.«
Er log. Giovanna spürte es ganz genau. Sie hatte schon zu viele Männer lügen sehen. Die kalte Faust presste ihre Kehle noch stärker zusammen. Da steckte etwas dahinter, mehr als er zugeben wollte. Er hatte zu merkwürdig auf diese Fremde reagiert. Seine Gleichgültigkeit wirkte zu gewollt, um echt zu sein. Nun, eine kluge Frau baute vor. Sie würde dafür sorgen, dass sie künftig über jeden seiner Schritte informiert war. Bei diesem Gedanken beruhigte sie sich wieder etwas und brachte es sogar fertig, ihm scheinbar sorglos zuzulächeln.
Cajetan von Thiene sah ärgerlich von den Papieren auf seinem Schreibtisch hoch. »Ist sie immer noch da?«
Der junge Theatinernovize, den er als Schreiber zu sich geholt hatte, nickte. »Sie lässt sich nicht abweisen. Schon gestern hat sie den ganzen Tag vor dem Haus gewartet. Heute war sie bereits in der Morgendämmerung vor dem Tor. Sie sagt, sie müsse Euch unbedingt sprechen, um der Liebe Christi willen.«
»Weiber. Ständig sind sie lästig«, knurrte der Generalpräpositus der Theatiner. »Also gut, fragt sie, was sie will. Ihr könnt es mir dann erzählen. Inzwischen soll sie wieder heimgehen.«
»Ich habe mir erlaubt, sie zu fragen.
»Und? Was will sie?«
»Sie sagt, sie könne nur mir Euch selbst sprechen. Es gehe um einen Mann namens Thomas Leimer. Er nenne sich jetzt Bruder Benediktus. Mehr wollte sie nicht erzählen.«
Cajetan von Thiene sah überrascht auf. Das klang interessant. Vielleicht würde er nun doch noch etwas über diesen Mann erfahren, der ihm schon so lange Rätsel aufgab. Bislang hatte er sich als verlässlich, klug, gewandt und sehr diensteifrig erwiesen. Doch so ganz traute er ihm noch immer nicht. Er wandte sich seufzend von dem Berg Pergamente ab, die vor ihm auf dem Schreibtisch auf seine Unterschrift warteten.
»Was macht die Frau für einen Eindruck?«
Der Novize zögerte.
»Los, redet, wie Euch der Schnabel gewachsen ist.«
»Sie wirkt sehr unglücklich, Herr. Aber sie ist ordentlich gekleidet, scheint für eine Frau sogar einigermaßen intelligent zu sein.« Der junge Mann räusperte sich.
»Weiter, ziert Euch nicht so, was ist noch?«
»Sie ist sehr schön, Herr.«
»So, so. Also, in Gottes Namen, holt sie herein. Ich werde mir anhören,was sie zu sagen hat.«
Als Katharina den Raum betrat, hielt der Generalpräpositus unwillkürlich
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