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Zeit des Mondes

Zeit des Mondes

Titel: Zeit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Trinken zur Seite und lehnte sich an die Wand. Wir setzten uns in einen winzigen Kreis, wir drei, und für Augenblicke sahen wir einander nur an und lächelten.
    „Du gehst fort“, sagte ich schließlich.
    Er schloss die Augen und nickte.
    „Wohin willst du gehen?“, fragte ich.
    Er zuckte mit den Schultern und zeigte zum Himmel hinaus. „Irgendwohin“, sagte er.
    Ich berührte seine trockene, kalte Hand.
    „Was bist du?“, flüsterte ich.
    Er zuckte wieder mit den Schultern.
    „Irgendetwas“, sagte er. „Etwas wie du, etwas wie ein Tier, etwas wie ein Vogel, etwas wie ein Engel.“ Er lachte. „So etwas in der Art.“
    Er lächelte.
    „Stehen wir auf“, sagte er.
    Wir schlossen uns zu unserem Kreis zusammen und hielten einander fest. Wir fingen an uns zu drehen. Unsere Herzen und unser Atem waren im Einklang. Wir drehten uns und drehten uns, bis die geisterhaften Flügel von meinem und Minas Rücken emporragten, bis wir uns in der bloßen Luft zu drehen schienen, bis wir zu tanzen schienen. Und dann war es vorüber und wir kamen wieder auf den Boden zurück.
    „Wir werden uns immer daran erinnern“, sagte Mina.
    Skellig beugte sich vor und umarmte uns. Er leckte sich einen Tropfen roter Soße von den Lippen.
    „Danke für 27 und 53“, sagte er. „Danke, dass ihr mir mein Leben wiedergegeben habt. Jetzt müsst ihr nach Hause gehen.“
    Wir sahen ihn an, als wir zur Tür gingen und sie öffneten. Wir behielten ihn im Auge, als wir die Tür langsam zuzogen. Er schaute uns mit einem zärtlichen Blick an. Dann gingen wir still durch das Haus hinunter und traten mit Säusel hinaus in die staunenswerte Nacht.

43
    Am nächsten Tag glänzte ich in der Schule. Niemand konnte mir den Ball abnehmen. Ich machte Täuschungsmanöver, dribbelte und schoss überraschende Bälle. Ich übersprang Angreifer, stieß den Ball mit dem Absatz zu meinen Mitspielern zurück, punktete mit Kopfbällen und meine langen Geraden kamen unhaltbar ins Tor. Als wir nach dem Klingeln quer über das Feld müde zur Schule zurückschlenderten, rannte Leakey hinter mir her.
    „So, du Glücksbolzen“, sagte er. „Einmalig gespielt.“
    Ich lachte. „Glück? Wieso denn Glück?“
    Ich ließ den Ball fallen und dribbelte um Leakey herum. Dann schlug ich den Ball zwischen seinen Beinen durch und rannte mit ihm davon. Leakey grätschte mir gemein von hinten in die Beine und wir gingen beide zu Boden.
    „Foul!“, rief ich. „Foul!“
    Wir rangen miteinander, wälzten uns im Gras. Er war größer als ich und drückte mich zu Boden, er saß auf mir und presste meine Schultern in die Erde.
    Er grinste. „Sag das noch einmal“, sagte er.
    „Foul! Saublödes Foul!“
    Er hob die Faust, als ob er mich ins Gesicht schlagen wolle, aber dann lachte er bloß und warf sich neben mich auf den Boden.
    „Verdammt noch mal“, sagte er. „Du warst ausgezeichnet.“
    Wir lagen da und lachten, dann hörten wir Mrs Dando rufen.
    „Herein, ihr zwei! Sonst kommt ihr zu spät!“
    Wir gingen Richtung Schule.
    „Es ist, als wärst du meilen- und meilenweit weg gewesen“, sagte er.
    „Ich weiß“, sagte ich.
    „Erzählst du’s mir?“, fragte er.
    Wir verstummten, ich schaute ihn an und ich wusste, dass er es wirklich wissen wollte.
    „Eines Tages erzähl ich dir alles“, sagte ich.
    Coot wartete am Eingang auf uns.
    „Könnte es sogar diesem bekloppten Blödian erzählen“, sagte ich. „Vielleicht glaubt er es sogar.“
    Dann rief Mrs Dando wieder. „Los jetzt, ihr zwei! Los jetzt! Hinein mit euch!“

44
    An diesem Abend und an den Abenden darauf half ich Papa im Haus. Ich mischte für ihn Tapetenkleister und strich mit ihm sorgfältig Tür- und Fensterrahmen. Wir besuchten Mama und das Baby im Krankenhaus. Das Baby erwachte bald aus seinem langen Schlaf und wurde immer kräftiger. Sie entfernten die Drähte und Schläuche und schalteten die Maschine ab. Der Verband auf ihrer Brust wurde kleiner und kleiner. Jeden Abend saß sie auf meinem Schoß, bog sich und drehte sich und gluckste. Sie lernte, die Zunge herauszustrecken, und Mund und Augen fingen an zu lächeln.
    „Schaut sie an“, sagten wir immer wieder. „Ein kleiner Teufel.“
    Und Mama lachte immer wieder und sagte: „Passt auf. Bald kommen wir nach Hause.“
    Ich schaute mich stets nach Doktor MacNabola um, aber ich sah ihn nie wieder. Wir aßen eine Menge chinesische Fertiggerichte. Papa zwinkerte und sagte, wir dürften es nicht verraten, sonst würde Mama uns einen

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