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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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französischen Süßspeisen an ihren Tisch geschoben. Wie erwartet, nahm sie die sahnigste und rückte ihr mit dem beherzten Eifer eines Schulmädchens zu Leibe.
    Beim Kaffee wurde sie wieder ernst, achtete sorgfältig auf ihre Aussprache und löcherte ihn mit politischen Fragen. Sie wiederholte das übliche Zeitungslamento über unverantwortliche Unternehmer, die ohne einen Gedanken an die sozialen Folgen fragwürdige neue Produkte auf den Markt warfen. Peterson begnügte sich damit, diese Standardpredigt über sich ergehen zu lassen. Doch dann war er, ohne es richtig zu bemerken, plötzlich dabei, laut über Dinge zu sprechen, die er lange Zeit verschüttet hatte. »Nein, nein, das sehen Sie falsch«, sagte er abrupt. »Der Knick setzte ein, als wir anfingen, die vorgeblich sozial relevanten Forschungsbereiche mit Prioritäten zu versehen. Wir akzeptierten die Einstellung, die Wissenschaft sei wie andere gesellschaftliche Bereiche, in denen man ein Produkt schafft, das dann von oben nach unten unter die Leute gebracht wird.«
    »Sicher, das ist möglich«, sagte Laura, »wenn oben die richtigen Leute sitzen.«
    »Es gibt keine richtigen Leute«, erwiderte er energisch. »Ich bin gerade dabei, das zu lernen. Sehen Sie, wir sind zu den führenden Wissenschaftlern gegangen und haben sie aufgefordert, sich der vielversprechendsten Bereiche anzunehmen. Die unterstützen wir dann und beschneiden den Rest – ›um unsere Kräfte zu konzentrieren‹. Aber die wahre Vielfalt in der Wissenschaft kommt von unten, nicht von den Neuerungsmanagern an der Spitze. Wir haben die Bandbreite der Wissenschaft verengt, bis alle nur noch die wohlbekannten Probleme sahen. Um Geld zu sparen, haben wir Phantasie und Begeisterung erstickt.«
    »Mir scheint, was wir haben, ist zuviel Wissenschaft.«
    »Zuviel angewandte Arbeit ohne wirkliches Verständnis, jawohl. Ohne Verfolgung der Grundlagen bekommt man eine Generation von Technikern, und die haben wir jetzt.«
    »Mehr Kontrollen, um die unvorhergesehenen Nebenwirkungen zu sehen…«
    »Um zu sehen, muß man einen Blickpunkt haben«, sagte er ernst. »Ich fange gerade erst an, diese Tatsache zu begreifen. Das ganze Gerede über ›soziale Relevanz‹ setzt voraus, daß irgendwo ein Bürokrat sitzt, der am besten beurteilen kann, was nützlich ist. Und jetzt laufen die Probleme den Praktikern, den Leuten mit beschränktem Horizont davon…«
    Er brach ab, verblüfft über seinen Ausbruch. Er hatte die sorgfältig kultivierte Stimmung des Abends verändert, vielleicht auf verhängnisvolle Weise. Möglicherweise lag es daran, daß er den ganzen Tag mit Renfrew verbracht hatte. Einen Moment lang hatte er heftig gegen genau die Sichtweise argumentiert, die ihn so schnell nach oben gebracht hatte.
    Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Kaffee und kicherte. »Mich hat es wohl ein wenig aus der Kurve getragen. Muß am Wein liegen.« Wenn er es geschickt anstellte, konnte er den plötzlichen Ausbruch dazu nutzen, sich als einen Mann zu präsentieren, der voller Leidenschaft über die Probleme der Welt reflektierte, der ein engagierter und unabhängiger Denker war. Er machte sich daran, diesen Eindruck zu verstärken.
     
    Der Mond stand hoch über den Bäumen. Über die Lichtung strich still eine Eule. Vorsichtig zog er seinen Arm unter ihrem Kopf fort und schaute auf die Uhr. Schon nach Mitternacht, verdammt! Er stand auf und begann sich anzuziehen. Sie blieb stumm liegen, selbstvergessen, die Beine immer noch weit gespreizt.
    Sie lag auf seiner Jacke. Er bückte sich, um sie unter ihr fortzuziehen, und sah im Mondlicht Tränen auf ihrem Gesicht. O verflixt. Damit wollte er sich nicht auch noch belasten.
    »Zieh dich besser an«, sagte er. »Es ist schon früh.«
    Sie setzte sich auf und fingerte an ihrem Kleid herum. »Ian«, begann sie mit dünner Stimme, »das ist mir noch nie passiert.«
    »Ich bitte dich«, sagte er ungläubig. »Du willst mir doch nicht erzählen, daß du noch Jungfrau warst.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    Er vermutete zu verstehen, was sie meinte. »Du hast noch nie…?«
    »Ich… nicht mit einem Mann… nicht so… Ich habe nie…« Sie stolperte über ihre Worte, verstummte verlegen.
    Das war es also. Er half ihr nicht weiter. Er fühlte sich müde und gereizt, das unausgesprochene Kompliment berührte ihn nicht. Es war Ehrensache, sie zu befriedigen, mehr nicht. Sie hatte lange genug gebraucht, weiß Gott. Aber es war immer noch besser gewesen als mit der

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