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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Blickfeld, Sekunden später spürte sie die Luft, die ihre feuchte Stirn kühlte.
    »Oh, das tut gut, danke.«
    Sie lehnte sich zurück, konnte ihn anschauen. Alles in allem war nichts Besonderes an ihm. Er sah gut aus, aber nicht übermäßig. Sie erwiderte sein Lächeln.
    »Tut mir leid. Heute abend bin ich ein wenig durcheinander. Die Sache mit der Wolke, und dann Greg Markham, und… Manchmal sieht alles so sinnlos aus. Und doch ist man froh… daß man lebt. Tut mir leid, ich rede ziemlichen Unsinn, nicht wahr? Nur, wir sind so machtlos. Ich wünsche ständig, etwas zu tun.«
    »Das ist ganz und gar kein Unsinn, Marjorie.«
    Ein plötzliches Donnern ließ das Haus erbeben.
    »Herrgott, das war nah!« rief sie und hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. Sie durfte nicht so erregbar sein. Ein Prickeln lief über ihre Haut. »Ich möchte wissen, ob mit dem Regen noch mehr dieser Wolkenorganismen runterkommen.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Hier in der Nähe, heißt es, lebt eine Frau, die ein Katzenheim hat. Sie hat ihre ganzen Konserven an die Katzen verfüttert, weil sie glaubte, das Dosenfutter für sie wäre vergiftet. Ich schätze, sie wird verhungern.«
    »Verrückt.« Er nahm einen kräftigen Schluck.
    »Haben Sie von der Krönung gehört? Man hat alle Vorbereitungen gestoppt.«
    Sarkastisch meinte Peterson: »Ich nehme an, das Land wird deswegen in Aufruhr geraten.«
    Marjorie lächelte. Ein Blitz, dann ein donnerndes Krachen. Verängstigt sprang Marjorie auf. Sie blickten einander an und brachen in plötzliches Gelächter aus.
    »Solange Sie’s hören können, sind Sie in Sicherheit«, sagte er. »Solange ist der Blitz noch entfernt.«
    Plötzlich fühlte sie sich sehr wohl. Sie war froh, ihn hier zu haben; Einsamkeit und Angst wurden dadurch gebannt.
    »Haben Sie Hunger? Möchten Sie etwas essen?«
    »Nein, danke. Entspannen Sie sich. Spielen Sie nicht die fürsorgliche Gastgeberin! Wenn ich etwas möchte, hole ich’s mir.«
    Er lächelte schwach. Steckte in seinen Worten eine doppelte Bedeutung? Er mußte es gewohnt sein, alles zu bekommen, was er wollte. Heute abend jedoch war er weniger sicher. »Es ist schön, daß Sie hier sind«, sagte sie. »In letzter Zeit war es recht einsam; die Kinder sind weg, und John arbeitet sehr lange.«
    »Ja, ich kann mir vorstellen…« Er beendete den Satz nicht. Die Lampen gingen aus, begleitet von einem dramatischen Donnergrollen.
    »Nein, ich bin wirklich froh, daß Sie hier sind. Allein würde ich Todesängste ausstehen und annehmen, jemand hätte die Leitungen zum Haus unterbrochen oder so etwas.«
    »Ich bin sicher, es ist nur ein Stromausfall. Wahrscheinlich hat der Sturm ein paar Masten geknickt.«
    »Das passiert in letzter Zeit häufig. Ich habe Kerzen in der Küche.«
    Sie ging durchs Zimmer. Aus langer Gewohnheit wich sie den Möbelstücken im Dunkeln aus. In der Küche tastete sie im Schrank nach Kerzen und Streichhölzern. Automatisch zündete sie drei an und setzte sie in Kerzenhalter.
    Die Uhr auf einem Regal ließ einen Tick vernehmen, gefolgt von mechanischem Klicken der Räder. Sie drehte sich um. Ian stand im Türrahmen. Er kam herein. Die Uhr erzeugte ein rasselndes Geräusch. »Oh, ich habe sie aus der Garage geholt, als ich aufräumte«, sagte sie. »Bei den dauernden Stromausfällen ist eine alte Aufziehuhr besser.« Tick. »Aber sie macht sonderbare Geräusche, nicht?«
    »Vielleicht, wenn Sie sie ölen…«
    »Aber das habe ich schon. Irgend etwas im Wecker muß repariert werden. Aber sie geht trotzdem ziemlich genau.«
    Er lehnte sich an das Büffet und beobachtete sie, als sie die Streichhölzer weglegte. Sie bemerkte, daß das Fichtenholzregal in den von den Kerzen geworfenen Schatten emporragte. Außer den geraden Brettern schwankten und krümmten sich alle Gegenstände in der Küche. Tick.
    »Interessant«, murmelte Ian, »wie wir mitten in der ganzen Entwicklung immer noch wissen wollen, wieviel Uhr es ist.«
    »Ja.«
    »Als müßten wir immer noch Verabredungen einhalten.«
    »Ja.«
    Stille trat wie eine Schlucht zwischen ihnen auf. Sie suchte nach Worten. Tick. Die Regale schienen jetzt fester und stofflicher als die Wand zu sein. Umringt von Einmachgläsern nistete die Uhr.
    Sie blickte Ian an. In dem trüben Licht waren seine Augen ganz dunkel. Ihre Nervosität schwand, sie lehnte sich gegen den Schrank. Eigentlich müßte sie die Kerzen ins Wohnzimmer bringen, aber im Moment schien es richtig, hierzubleiben, sich nicht zu

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