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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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Schmerz, und es gibt nichts, was ich tun könnte, denn der Zettel würde uns beide ins Verderben stürzen. Ich schlucke und schmecke Galle. »Ich habe ihn nicht. Kessler muss ihn verloren haben.«
    Der Doktor sieht traurig aus, und, Gott, ich hasse ihn dafür. Dann gibt er ein Zeichen, und Kessler tut etwas, das Finn wieder aufschreien lässt.
    Meine Stimme und die Ballen meiner Fäuste sind vom Schlagen gegen die Tür wund, als Finn schließlich verstummt. Kesslers schwere Schritte und die leiseren Tritte des Doktors passieren meine Zelle und verklingen allmählich. Schuldgefühle beschweren mich wie Bleigewichte und lassen jede Bewegung langsam und mühsam werden, während ich das Kissen und die dünne Baumwolldecke von der Pritsche nehme und mich auf dem kalten Boden neben der Lüftungsöffnung zusammenrolle.
    »Finn?«, flüstere ich. »Bist du da?«
    Stille. Hasst er mich genauso, wie ich mich gerade hasse?
    »Finn?«
    »Ich komme gerade zur Tür rein. Hab mir ’ne Pizza geholt.«
    Ich breche in Tränen aus.
    »Hey.« Seine Stimme ist leise und heiser. »Hey, ist schon okay.«
    »Halt die Klappe!«, heule ich. »Versuch bloß nicht, mich zu trösten! Ich hab gerade dafür gesorgt, dass du gefoltert wurdest!«
    »Schsch, Em, mir geht’s gut.«
    »Das stimmt doch gar nicht!«
    »Doch. Ich würde …«
    »Was?«
    Er seufzt. »Ich würde dich jetzt nur gern sehen.«
    Ich rutsche noch näher an die Wand, presse mich dagegen und lege meine Hand mit gespreizten Fingern an den Beton, als wäre es Finn, den ich berühre. Es ist albern, und ich bin froh, dass er es nicht sieht, aber ich fühle mich ein bisschen besser. »Ich dich auch.«
    »Weißt du noch, dass du mich früher nicht ausstehen konntest?«
    Ich lache, schniefe und hickse gleichzeitig. »Na, du warst ja auch unausstehlich.«
    »Ich denke, unverbesserlich würde es besser treffen.«
    Ich lehne die Stirn an die Wand und stelle mir einen Moment lang vor, es wäre seine Schulter, warm und stark. »Du redest nur Scheiß.«
    »Hey, ich hab mich eben für dich foltern lassen. Du solltest mein Ego ein bisschen schonen.«
    »Finn …«
    »Schsch«, macht er sanft. »Und jetzt sag, wie falsch du damals lagst und wie toll ich bin.«
    Er ist toll. Und er hat das hier nicht verdient.
    Genauso wenig wie ich.
    »Ich werde ihn töten«, sage ich leise.
    »Ja, ich weiß.«
    »Nein, ich meine es ernst. Wir werden hier rauskommen«, sage ich, »und dann töte ich ihn.«
    Durch die Lamellen der Lüftungsöffnung erkläre ich ihm flüsternd alles – den Abfluss, den Zettel und die Botschaft ganz am Schluss. Finns Schweigen ist so schwer und undurchdringlich wie die Wand zwischen uns. Ich versuche, mir ein Bild von ihm in Erinnerung zu rufen. Wirres blondes Haar, das wahrscheinlich dringend einen Schnitt nötig hätte und sich um die Ohren und im Nacken lockt. Blaue Augen, die vom Schock noch geweitet sind. Oder sind sie grün? Nein, definitiv blau. Blau wie tiefes, klares Wasser. Sein Mund steht bestimmt offen, aber egal wie sehr ich mich anstrenge, ich erinnere mich nicht daran, wie sein Mund aussieht. Sind die Lippen dünn oder voll, rosa oder blass?
    Ich bin mir nicht mal mehr sicher, wie ich aussehe.
    »Können wir das?«, fragt er schließlich.
    Können wir ihn töten?, meint er. Vielleicht kann er es nicht aussprechen. »Ich glaube, wir haben keine Wahl.«
    »Aber zuerst müssten wir ausbrechen«, sagt er. »Und zurückreisen. Meinst du, dass das möglich ist?«
    »Dem Zettel zufolge haben wir das schon vierzehn Mal gemacht.«
    »Wie?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich bin mir sicher, dass ich es mir mitgeteilt hätte, wenn ich es wissen müsste.«
    Er lacht. »Ich kann nicht fassen, wie abgedreht dieser Satz ist.«
    »Wirklich?« Ich beneide Finn um die Gabe, sich in jeder Situation seinen Sinn für Humor zu bewahren. Aber nichts an alldem kommt mir lustig vor.
    »Em …«
    »Sag mir nicht, dass wir das nicht tun müssen.« Ich muss einen verdammt guten Grund gehabt haben, diesen Satz zu schreiben, und dem verdrehten kleinen Geschöpf in mir, das aus all meinem Zorn und meiner Bitterkeit geboren ist, tut es nicht leid. »Sag mir nicht, dass es einen anderen Weg gibt.«
    »Eigentlich wollte ich dich fragen, was du anhast.«
    Ich beiße mir auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken. Okay, das war irgendwie lustig.
    »Gott, du fehlst mir«, sage ich – und wünsche mir sofort, die Worte zurückzunehmen. Ich wende das Gesicht von der Lüftungsöffnung ab in der

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