Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
laufen. Quellen sah die Wörter messerscharf vorbeirollen:
    Das erste Anzeichen der Invasion aus der Zukunft erschien um das Jahr 1979, als im Bezirk Appalachia, damals unter dem Namen Manhattan bekannt, mehrere Männer in seltsamer Kleidung auftauchten. Die Dokumente zeigen, daß sie im Lauf des nächsten Jahrzehnts mit zunehmender Häufigkeit erschienen. Auf Befragung gaben zuletzt alle zu, daß sie aus der Zukunft gekommen seien. Der Druck immer wieder erneuter Beweise zwang die Menschen des 20. Jahrhunderts schließlich dazu, sich mit der beunruhigenden Schlußfolgerung abzufinden, daß sie tatsächlich einer friedlichen, aber lästigen Invasion durch Zeitreisende ausgesetzt waren.
    Es gab noch mehr, eine ganze Spule noch, aber Quellen hatte für den Augenblick genug. Er schaltete den Projektor ab. Die Hitze in dem kleinen Raum war bedrückend, trotz Klimaanlage und Sauerstoffzufuhr. Er konnte seinen eigenen scharfen Schweiß riechen und fand ihn unangenehm. Quellen blickte verzweifelt auf die beengenden Wände und dachte sehnsüchtig an den schlammigen Fluß vor der Veranda seiner afrikanischen Zuflucht.
    Er trat auf das Pedal des Minizettel-Diktafons und entledigte sich einiger Notare:
    ›1. Können wir einen Springer in Aktion fassen? Das heißt, einen Menschen aus unserer eigenen Zeit, der, sagen wir, zehn oder zwanzig Jahre zurückgegangen ist und seine eigene Lebensspanne ein zweitesmal durchlebt hat? Gibt es solche Menschen? Was würde geschehen, wenn einer davon sich selbst im Vor-Springer-Dasein begegnen sollte?
    2. Unterstellt, ein solcher Springer ist gefaßt: Verhörmethoden anwenden, um die Quelle der ursprünglichen Rückwärtsbewegung zu ermitteln.
    3. Nach den heutigen Hinweisen hört die Springer-Erscheinung im Jahr 2491 auf. Deutet das auf den Erfolg unserer Verhütungsmaßnahmen hin oder lediglich auf Lücken in den Dokumenten?
    4. Trifft es zu, daß vor A.D. 1979 keine Springer registriert wurden? Warum?
    5. Möglichkeit erwägen, sich als Prolet Stufe Fünfzehn zu maskieren, um Angebote durch Springer-Transport-Agenten zu erleben. Müßte eine solche Festnahme als unzulässig gelten? Bei Juramaschinen prüfen.
    6. Aussagen der Familien von kürzlich verschwundenen Proleten-Springern aufnehmen. Soziologische Einstufung, Zuverlässigkeitsbeurteilung usw. Außerdem Versuch, Ereignisse zurückzuverfolgen, die zum Verschwinden des Springers geführt haben.
    7. Vielleicht -‹
    Quellen verzichtete auf das letzte Notat und trat den Fußhebel durch. Das Gerät schob ihm Minizettel entgegen. Er ließ sie auf dem Schreibtisch liegen, nahm den Projektor wieder in Betrieb und ließ erneut die Geschichtsspule laufen.
    Analyse der Zeitspringer-Dokumente zeigt, daß alle registrierten Ankünfte zwischen den Jahren A . D. 1979 und 2106 stattfanden – das heißt in einer Zeit vor der Entstehung der Hohen Regierung. (Quellen merkte sich das. Vielleicht war es von Bedeutung.) Diejenigen Springer, die beim Verhör bereit waren, ein Abgangsjahr anzugeben, führten dieses in der Zeit zwischen A. D. 2486 und 2491 auf, und zwar ohne jede Ausnahme. Das schließt selbstverständlich nicht die Möglichkeit von unregistrierten Springern aus, die sich von einer anderen Zeit aus auf den Weg gemacht haben, ebensowenig jede Möglichkeit, daß sich das Eintreffen nicht ausschließlich auf die vorerwähnte Zeit von 1 27 Jahren beschränkte. Nichtsdestoweniger
    Im Text gab es eine Unterbrechung. Brogg hatte hier eine eigene Notiz eingefügt:
    Siehe Beweisstücke A und B. Möglichkeit von Zeitreisen außerhalb bekannter Zeitzonen prüfen. Okkulte Erscheinungen. Beschäftigung damit lohnend.
    Quellen fand die Beweisstücke A und B auf seinem Schreibtisch: zwei weitere Spulen. Er steckte sie nicht in den Projektor und ließ auch die Geschichtsspule noch nicht weiterlaufen. Er legte eine Pause ein und dachte nach.
    Alle Springer schienen aus einer einzigen Fünfjahresperiode zu kommen, von der dies das vierte Jahr war. Alle Springer waren in einem Zeitspektrum von ungefähr eineinviertel Jahrhunderten gelandet. Natürlich waren einige Springer der Entdeckung entgangen, gewandt in die Lebensmuster ihrer neuen Zeit geschlüpft und auf den Listen nie aufgetaucht. Vor drei- und vierhundert Jahren waren die Methoden der Personenermittlung noch ziemlich primitiv gewesen, wie Quellen wußte, und es war erstaunlich, daß man doch so viele Springer gefunden und registriert hatte. Proleten von niederem Rang waren aber kaum geschickt

Weitere Kostenlose Bücher