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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Erstes Kapitel
    London · Rutledge Hotel
    Mai 1852
    Ihre Chancen auf eine angemessene Heirat standen auf dem Spiel – und das alles wegen eines Frettchens.
    Dummerweise hatte Poppy Hathaway Dodger schon durch das halbe Rutledge Hotel verfolgt, als ihr plötzlich etwas Entscheidendes einfiel: Für ein Frettchen war eine Gerade nicht mehr und nicht weniger als sechs Zicks und sieben Zacks.
    »Dodger«, rief Poppy verzweifelt. »Komm zurück. Du bekommst einen Keks, mein Haarband, was du willst! Oh, ich werde einen Schal aus dir machen …«
    Sobald sie das Haustier ihrer Schwester eingefangen hätte, schwor sie sich, würde sie das Hotelpersonal darauf aufmerksam machen, dass Beatrix in ihrer Familiensuite wilde Tiere beherbergte, was ganz bestimmt gegen die Hausordnung verstieß. Natürlich könnte es passieren, dass man die gesamte Hathaway-Sippe aufforderte, ihre Zimmer unverzüglich zu räumen.
    Aber das war Poppy im Augenblick völlig egal.
    Dodger hatte ihr einen Liebesbrief gestohlen, den Michael Bayning ihr geschickt hatte, und nichts auf der Welt war ihr wichtiger, als ihn sich zurückzuholen. Es fehlte nur noch, dass Dodger den verdammten Brief irgendwo versteckte, wo man ihn später finden würde.
    Dann wären Poppys Chancen, einen ehrenwerten und einfach wunderbaren jungen Mann zu heiraten, für immer dahin.
    Dodger hüpfte kreuz und quer durch die großzügigen Flure des Rutledge Hotels, immer gerade so, dass seine Verfolgerin ihn nicht zu fassen bekam. Der Brief steckte zwischen seinen langen Vorderzähnen.
    Poppy betete inständig, dass niemand sie sehen möge. Ganz gleich wie angesehen das Hotel war, eine junge Dame sollte ihre Suite niemals ohne Begleitung verlassen. Ihre Gesellschafterin Miss Marks aber lag noch im Bett. Und Beatrix war mit ihrer gemeinsamen Schwester Amelia zu einem Morgenritt aufgebrochen.
    »Dafür wirst du noch büßen, Dodger!«
    Dieses durchtriebene Geschöpf bildete sich ein, alles sei ausschließlich zu seinem persönlichen Vergnügen bestimmt. Jeder Korb, jedes Behältnis musste umgekippt und untersucht werden, kein Strumpf, kein Kamm, kein Taschentuch blieben von ihm verschont. Dodger entwendete persönliche Gegenstände und hinterließ sie in Form von kleinen Haufen unter Stühlen und Sofas, er machte seine Nickerchen in Schubladen inmitten frischer Wäsche, und das Schlimmste von allem, er war mit seiner Ungezogenheit so unterhaltsam, dass die gesamte Hathaway-Familie bereit war, über sein Benehmen hinwegzusehen.
    Immer wenn Poppy gegen die haarsträubenden Eskapaden des Frettchens protestierte, entschuldigte sich Beatrix bei ihr und versprach hoch und heilig, Dodger würde so etwas nie wieder tun, und sie wirkte jedes Mal ernsthaft überrascht, wenn Dodger ihren ermahnenden Worten keine Beachtung schenkte. Und da Poppy ihre jüngere Schwester sehr liebte, hatte sie bislang versucht, es mit dem unausstehlichen Tierchen auszuhalten.
    Diesmal aber war Dodger zu weit gegangen.
    Das Frettchen machte an einer Ecke halt, vergewisserte sich, dass es noch immer verfolgt wurde, und gab vor lauter Aufregung einen kleinen Kriegstanz zum Besten, eine Reihe von Seitwärtssprüngen, mit denen es seine helle Freude ausdrückte. Sogar jetzt, als sie Dodger am liebsten den Garaus gemacht hätte, musste sich Poppy eingestehen, dass er entzückend war. »Ich werde dir trotzdem den Hals umdrehen«, warnte sie ihn, während sie versuchte sich ihm so arglos wie möglich zu nähern. »Gib sofort den Brief her, Dodger.«
    Das Frettchen flitzte an einem von Säulen getragenen Lichthof vorbei, der das von oben einfallende Sonnenlicht über drei Stockwerke bis zum Mezzaningeschoss hinunterschickte. Poppy fragte sich, wie weit sie wohl noch laufen musste, bis sich das Tier endlich fangen ließ. Ihm schien es nicht an Ausdauer zu fehlen, und das Rutledge war ein gewaltiger Bau, der im Theaterbezirk fünf ganze Blocks einnahm.
    »So etwas«, murmelte sie vor sich hin, »kann auch nur einer Hathaway passieren. Ein Missgeschick nach dem anderen … wilde Tiere … Hausbrände … Flüche … Skandale …«
    Poppy liebte ihre Familie sehr, aber sie sehnte sich nach einem ruhigen, friedlichen Leben, das für eine Hathaway offenbar unmöglich war. Sie wünschte sich Normalität. Vorhersehbarkeit.
    Dodger schlüpfte durch einen Türspalt ins Büro von Mr Brimbley, dem Etagenbutler im dritten Stock. Mr Brimbley war ein älterer Herr mit einem buschigen weißen Schnurrbart, dessen Enden zu sorgfältigen

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