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Zelot

Zelot

Titel: Zelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reza Aslan
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zerfurchten Gebirges Juda zwischen dem Doppelgipfel des Skopus und des Ölbergs, flankiert vom Kidrontal im Osten und dem tiefen, unwirtlichen Hinnomtal im Süden, war zur Zeit der römischen Besatzung die Heimstatt von etwa 100000  Menschen, die ihren festen Wohnsitz dort hatten. In den Augen der Römer war die Stadt ein unbedeutender Fleck auf der Karte des Imperiums, ein Ort, den der wortreiche Staatsmann Cicero als ein «Loch im Winkel» abtat. Für die Juden jedoch war dies der Nabel der Welt, die Achse des Universums. Es gab in der ganzen Welt keine Stadt, die einzigartiger, heiliger, verehrungswürdiger war als Jerusalem. Die purpurroten Weingärten, deren Ranken sich über die flachen Ebenen wanden, die sorgfältig bestellten Felder und grünen Obstgärten, die vor Mandel-, Feigen- und Olivenbäumen strotzten, die Papyrusflächen, die sich sanft am Jordan wiegten – die Juden kannten und liebten nicht nur jede Einzelheit dieses geheiligten Fleckchens Erde, sie erhoben auch Anspruch auf all diese Dinge. Alles von den Hofstätten Galiläas bis zu den niedrigen Hügeln Samariens und den letzten Ausläufern Idumäas, wo der Bibel zufolge einst die verfluchten Städte Sodom und Gomorra gestanden hatten, war den Juden von Gott gegeben worden, ungeachtet der Tatsache, dass die Juden über keine dieser Stätten herrschten, nicht einmal über Jerusalem, wo doch der wahre Gott verehrt wurde. Die Stadt, die der Herr in Glanz und Ruhm gekleidet und, wie der Prophet Ezechiel erklärte, «mitten unter die Völker und die Länder ringsum gesetzt» hatte (Ez  5 , 5 ) – der ewige Sitz von Gottes Reich auf Erden –, war zu Beginn des 1 . Jh.s n. Chr. nur eine eher unwichtige und dazu noch eine ziemlich nervige Provinz in der allerletzten Ecke des mächtigen Römischen Reiches.
    Nun war Jerusalem an Invasionen und Okkupationen durchaus gewöhnt. Ungeachtet ihres besonderen Status in den Herzen der Juden war die Heilige Stadt durch die Hände einer langen Reihe von Königen und Kaisern gegangen, die sie auf dem Weg zu weit größeren Zielen praktisch nebenbei ausplünderten und beraubten. So wüteten im Jahr 586  v. Chr. die Babylonier – die Herren von Mesopotamien – in Judäa und machten Jerusalem inklusive seines Tempels dem Erdboden gleich. Die Babylonier mussten sich den Persern geschlagen geben, die den Juden erlaubten, in ihre geliebte Stadt zurückzukehren und ihren Tempel wieder aufzubauen, nicht, weil sie dieses Volk bewunderten oder seinen Kult ernst nahmen, sondern weil Jerusalem in ihren Augen ein unwichtiges Provinznest ohne großen Nutzen für ein Reich war, das ganz Mittelasien umfasste (allerdings dankte der Prophet Jesaja dem persischen König, indem er ihn zum Messias salbte). Das Perserreich und Jerusalem mit ihm unterlag den Heeren Alexanders des Großen, dessen Nachfahren der Stadt und ihren Bewohnern griechische Kultur und griechisches Denken brachten. Nach Alexanders frühem Tod im Jahr 323  v. Chr. ging Jerusalem als Kriegsbeute an die Dynastie der Ptolemäer über und wurde, wenn auch nur kurz, vom fernen Ägypten aus regiert. Im Jahr 198  v. Chr. entwand der Seleukidenkönig Antiochus der Große die Stadt der ptolemäischen Herrschaft. Sein Sohn Antiochus Epiphanes sah sich selbst als Mensch gewordener Gott und wollte der Verehrung der jüdischen Gottheit in Jerusalem ein für alle Mal ein Ende machen. Die Juden jedoch antworteten auf diese Blasphemie mit einem gnadenlosen Guerillakrieg unter der Führung der beherzten Söhne des Hasmonäers Mattatias – nach Judas Makkabäus Aufstand der Makkabäer genannt –, die die Stadt 164  v. Chr. den Seleukiden entrissen und zum ersten Mal seit vier Jahrhunderten wieder eine jüdische Vorherrschaft über Judäa einsetzten.
    Hundert Jahre lang regierten jetzt also die Hasmonäer Gottes Land mit eiserner Faust. Sie waren Priesterkönige, die jeweils als König der Juden wie auch als Hohepriester des Tempels fungierten. Als jedoch zwischen den Brüdern Hyrkanus und Aristobul ein Bürgerkrieg um den Thron ausbrach, waren beide so dumm, Rom um Hilfe anzurufen. Pompeius verstand die Appelle der Brüder als Einladung, Jerusalem für sich selbst zu beanspruchen, und machte so der kurzen Phase direkter jüdischer Herrschaft über die Stadt Gottes ein schnelles Ende. Im Jahr 63  v. Chr. wurde Judäa römisches Protektorat, und die Juden waren wieder ein unterworfenes Volk.
    Natürlich begrüßten sie die römische Herrschaft nach einem

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