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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Vergnügungsbahnen wir im Magischen Königreich be­suchen wollten.
    Damals hatten noch alle Möglichkeiten vor uns gelegen. Auf das hatten wir uns konzentriert, nicht auf das, was falsch gelaufen war. Auf dem Weg aus dem Restaurant gab die Kellnerin – ein Mädchen mit pockennarbigen Wagen und einer Warze auf der Nase – dir einen Luftballon. »Was sollen wir damit?«, fragte Sean. »Wir können ihn nicht mit ins Flugzeug nehmen.«
    »Nicht alles muss einen Sinn haben«, erwiderte ich und hakte mich bei ihm unter. »Genieß einfach das Leben.«
    Amelia biss vorsichtig ein Loch in die verknotete Öffnung des Ballons und stülpte die Lippen darüber. Sie atmete tief ein und schaute uns dann mit einem blendenden Lächeln an. »Hallo, Eltern«, sagte sie mit piepsiger Stimme.
    »Da ist doch Gott weiß was drin …«
    »Ach, Mom«, piepste Amelia. »Bloß Helium.«
    »Ich auch mal«, hast du gesagt, und Amelia hat dir gezeigt, wie du das Helium einatmen musst.
    »Ich denke nicht, dass es gut ist, wenn sie sich mit Helium vollpumpen …«
    »Genieße das Leben«, sagte Sean, grinste und nahm auch einen Mundvoll von dem Ballon.
    Dann redeten sie alle mit ihren Piepsstimmen auf mich ein; es war wie Vogelgezwitscher. »Mach auch mal, Mom«, hast du gesagt. »Mach mal!«
    Also machte ich. Das Helium brannte ein wenig, und ich spürte, wie meine Stimmbänder zu summen begannen. »Vielleicht ist das ja doch nicht so schlimm«, piepste ich.
    Wir sangen »Row, Row, Row Your Boat«. Wir rezitierten das Vaterunser. Und als ein Mann in Geschäftskleidung Sean anhielt, um ihn zu fragen, ob er wisse, wo die Gepäckausgabe ist, da nahm Sean noch einmal einen tiefen Zug aus dem Ballon und sagte: »Folge der gelben Ziegelstraße.«
    Ich kann mich nicht erinnern, je in meinem Leben so viel gelacht zu haben wie an diesem Tag oder mich je so frei gefühlt zu haben. Vielleicht war es ja das Helium; vielleicht hatte mich das leichter gemacht und mir das Gefühl gegeben, ich könnte so oder so nach Orlando fliegen, mit oder ohne Flugzeug. Oder vielleicht waren wir nicht wir selbst gewesen, egal, was wir zueinander sagten.
    Vier Stunden später hatten die Geschworenen noch immer kein Urteil gefällt. Sean war ins Krankenhaus gefahren, um nach dir zu sehen, und hatte kurz angerufen, um uns zu sagen, dass er wieder auf dem Rückweg war. Gab es etwas Neues? Amelia schrieb Haikus auf das Schwarze Brett im Konferenzzimmer.
    Hilfe, bin gefangen
Hinter diesem schwarzen Brett.
Bitte nicht löschen.
    Die Regel für heute
ist, dass es keine Regeln mehr gibt.
Pech gehabt, schätze ich.
    Ich ging zum dritten Mal auf die Toilette, seit das Gericht sich vertagt hatte. Ich musste nicht, aber ich ließ das Wasser im Waschbecken laufen und spritzte mir etwas davon ins Gesicht. Ich sagte mir immer wieder, dass das kein großer Akt sei, doch das war gelogen. Man zerrte seine Familie nicht für nichts an den Rand des Abgrunds. All das durchgemacht zu haben, ohne schlussendlich etwas dafür in der Hand zu haben, wäre einer Katastrophe gleichgekommen. Ich hatte mit dieser Klage angefangen, um mein Gewissen zu beruhigen. Wie sollte ich da einen Ausgang des Verfahrens akzeptieren, nach dem ich mich noch schuldiger fühlen würde?
    Ich wischte mir das Gesicht trocken und tupfte meinen Pullover ab, wo er nass geworden war. Dann warf ich das Papiertuch in den Mülleimer; just in dem Augenblick wurde in einer der Kabinen abgezogen. Die Tür wurde geöffnet, und als ich vom Waschbecken zurücktrat, stieß ich rückwärts mit derjenigen zusammen, die gerade herausgekommen war. »Tut mir leid«, sagte ich, und dann erkannte ich, wer vor mir stand: Piper.
    »Weißt du, Charlotte«, sagte sie sanft, »mir auch.«
    Ich schaute sie schweigend an. Von all den Dingen, die mir hätten auffallen können, fiel mir als Erstes auf, dass sie nicht mehr so roch wie früher. Sie hatte entweder ihr Parfüm oder ihr Shampoo gewechselt.
    »Dann gibst du es also zu«, sagte ich. »Dass du einen Fehler gemacht hast.«
    Piper schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Nicht professionell jedenfalls. Aber auf persönlicher Ebene, nun … es tut mir leid, dass es so zwischen uns gekommen ist. Und es tut mir leid, dass du nicht das gesunde Baby bekommen hast, das du hast haben wollen.«
    »Ist dir eigentlich klar«, erwiderte ich, »dass du das in all den Jahren seit Willows Geburt nie zu mir gesagt hast?«
    »Du hättest mir sagen sollen, dass du das von mir hören willst«, sagte

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