Zerrissenes Herz (German Edition)
verschlosssie sie mit einigen Klammerpflastern. Dabei fragte sie: „Warum trägst du diesen Ring immer und überall mit dir herum?“
„Weil ich nicht weiß, was ich sonst damit tun soll. Ihn ganz unten in meine Unterwäscheschublade zu stecken kommt mir irgendwie … na ja, da bewahre ich normalerweise meine … Ach, vergiss es.“ Darüber wollte er mit Sayers nicht sprechen. „So ungern ich es auch sage, aber auch auf dem Campus passieren immer wieder Diebstähle.“
Unausgesprochen blieb eine andere Wahrheit, die ihnen beiden bewusst war: Wenn der Sprung tödlich geendet hätte, wäre die Ringschachtel eine stumme letzte Nachricht an die Frau gewesen, die er liebte und die er für immer lieben wollte.
„Ich schätze, wenn ich ihn dabeihabe, kann ich die Frage jederzeit stellen, wenn ich das Gefühl habe, der richtige Zeitpunkt ist gekommen.“
Geringschätzig schüttelte Sayers den Kopf und berührte noch einmal sanft die Reihe Klammerpflaster. „Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte sie. „Stell nur sicher, dass das arme Mädchen auch anwesend ist, wenn du ihn herausholst.“
„Das ist der Plan. Ich habe sie zur Zeremonie eingeladen. Und falls sie kommt …“
„Warte mal. Falls? Das steht noch nicht fest?“
„Na ja, zwischen uns ist es schon immer ein bisschen seltsam gelaufen.“ Die Untertreibung des Jahres.
„Oh, wenn das mal nicht eine solide Basis für eine lang anhaltende Beziehung ist.“ Sie packte ihre Utensilien ein und zog dann an Julians Hand, um ihm auf die Füße zu helfen.
Während er vorsichtig Arme und Beine schüttelte, riss er sich zusammen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen. Seine Nervenenden hatten Nervenenden, aber Schmerz war nur ein Gefühl. Alles funktionierte tadellos – das war das Wichtigste. Trotz der brennenden Schmerzen war er sicher, dass sie keine Verstauchung oder gar einen Bruch übersehen hatten. Nein, er konnte auf eigenen Füßen stehen.
„Weißt du, die Sache ist die“, sagte er und packte seinen Schirmzusammen. „Mit Daisy und mir – wir sind wie ein sich bewegendes Ziel. Nichts ist je einfach. Sie hat ein Kind, ein großartiges Kind, aber das kompliziert alles. Sie geht in die eine Richtung, und ich gehe in eine andere. Wir sind irgendwie nie auf der gleichen Seite.“
Er und Sayers machten sich auf, den Wald zu verlassen. Beim Gedanken an Daisy klopfte Julian das Herz schneller. „Ich bin verrückt nach ihr und weiß, dass es ihr genauso geht. Eine Verlobung wird den ganzen unbedeutenden Quatsch aus dem Weg räumen und alles vereinfachen.“
Abrupt blieb Sayers stehen und drehte sich zu ihm um. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. „Oh Honey, bist du wirklich so dumm?“
Er grinste. „Sag es mir.“
Während sie sein Gesicht musterte, spiegelten sich Besorgnis, Verzweiflung und kaum verhohlene Leidenschaft in ihren Augen. „Meine Mama hat mal gesagt, man solle nie die Dicke eines männlichen Sturkopfs unterschätzen. Ich denke, sie hatte recht.“
„Was? Sie ist auch verrückt nach mir“, betonte Julian. „Das weiß ich.“
„Dann seid ihr ja zu zweit.“
Sie brauchten eine ganze Weile, um zurückzulaufen, einen Bericht zu schreiben und den Fallschirm in der Prüfstelle abzugeben, wo er genau untersucht werden würde.
Julian ignorierte das Stechen in der Schulter und kehrte auf den Campus zurück. Hastig lief er ins Studentenzentrum und holte seine Post ab. Während er zum Wohntrakt ging, blätterte er den kleinen Stapel durch. Er versuchte, der anstehenden Dienstgradverleihung nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Es war ein persönlicher Meilenstein, etwas, das er ganz allein geschafft hatte, und falls niemand außer seinem Halbbruder Connor auftauchte, wäre das für ihn auch in Ordnung.
Aber vielleicht sagte er sich das auch nur, um sich gegen eine Enttäuschung zu wappnen.
Bei anderen in seiner Einheit klang es so, als würde die halbeWelt zur Zeremonie auflaufen. Julian hatte einfach nicht so viele Menschen in seinem Leben. Sein Vater, er hatte als Professor an der Tulane University gearbeitet, war gestorben, als Julian gerade einmal vierzehn gewesen war. Julians Tante und sein Onkel in Louisiana hatten keinen Platz gehabt, um ihn bei sich aufzunehmen. So war ihm keine andere Wahl geblieben, als nach Chino, Kalifornien, zu gehen, um bei seiner Mutter zu leben.
Das war nicht gerade die Art von Vergangenheit, die dazu führte, dass ihm bald unzählige Verwandte stolz zujubeln würden. Vielleicht fühlte er sich in der
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