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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
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    Mia Magaloff suchte Trödelmarktsachen für den Verkauf zusammen. Sie holte das getöpferte Türschild hervor. Es sollte ein Bauernmotiv darstellen. Völlig unrealistisch. Zwei Gänse standen vor einem Bauernhof. Eine Gans hatte eine blaue Schleife um den Hals, die andere eine rote. Mia schüttelte sich. Wer ließ seine Gänse mit Schleifen um den Hals herumrennen? Nur ein durchgeknallter Bauer machte das, der vermutlich von den Erben spätestens nach einer Woche in die Psychiatrie gebracht wurde und dort unter Verschluss kam. Mia überlegte, ob sich der darunter stehende, in beigen Tonwürmern geformte Name Ilse Schröder negativ auf den Verkauf auswirken würde. Es war jetzt kein typisch niederrheinischer Name, kein Schild mit typisch niederrheinischen Gänsen, wenn man auf die Schleifen sah, aber probieren wollte sie es allemal. Sollte sich tatsächlich eine Frau mit dem Namen melden, konnte sie das Dreifache verlangen. Sie legte es in den bis oben hin gefüllten Karton, ließ ihn offen, damit nichts zerbrach und schleppte ihn zum Wagen.
    Geschafft. Alle Trödelkartons waren verstaut. Was noch? Sie sah auf ihre Liste. Also, sie hatte: Klapptisch, Tischdecken, Klappstuhl, Rollwagen, Kasse mit Wechselgeld, Notizblock und Stift, Müllbeutel, Thermoskanne mit Kaffee, Butterbrote und was zum Naschen. Mia meinte, irgendetwas vergessen zu haben. Selbst wenn, war es nicht tragisch, denn ihre Standnachbarn in Rheinberg würden ihr aushelfen. Das taten sie immer. Sie machte sich auf den Weg.

    Beim Abbiegen auf die A 57, Richtung Nijmwegen, hörte sie wieder dieses Quietschen. Nun gut, ihr alter Opel – nein, Opel wäre zu wenig gesagt: Beauty hieß der Schöne, den sie von Opa geerbt hatte – war mit seinen 15 Jahren nicht mehr der Jüngste. Da quietschte es schon mal. Vielleicht war es sein Altersquietschen, wie bei alten Menschen die Atemnot. Es hatte vor drei Wochen, so mir nichts, dir nichts, während der Fahrt angefangen. Sie dachte zuerst, das Geräusch käme von der Lenkung. Die Werkstattleute auch und erneuerten irgendeine Gummidichtung der Servolenkung, doch damit hatten sie das Problem noch nicht vollständig gelöst, wie der Meister meinte und Mia feststellte. Das leise Restquietschen – musste wohl ein Fachausdruck sein – käme vom langsamen Fahren, sie solle ruhig einmal tüchtig Gas geben. Der Wagen wäre wie ein gutes Rennpferd, einfach nicht zum Traben geeignet. Unter Rennpferd verstand Mia etwas anderes, auch wenn er 75 Ackergäule unter der Haube hatte. Na ja, sie hörte das Geräusch jetzt nur noch, wenn sie aufgeregt war.
    Heute war es besonders laut.

    Fast jeden Monat fuhr Mia hierher. Beinahe hätte sie in Gedanken die Abfahrt verpasst. Im letzten Moment bekam sie die Kurve und verließ die Autobahn an der Abfahrt 7 – Rheinberg, folgte dann der gut ausgeschilderten Strecke zu den Messehallen. Von Weitem sah sie das runde, futuristische Vordach mit den links und rechts aufragenden Türmen aus Eisenverstrebungen. Eine recht imposante Messehalle, in denen unter anderem auch Hundeschauen, Auto- und Fahrradmessen stattfanden.
    Es war Sonntag, kurz vor sechs Uhr morgens. Für Mia nichts Tragisches, sie war eine unheilbare Frühaufsteherin. Das war vielleicht mit ein Grund, warum sie sich die letzten Jahre nicht mehr mit Bodo verstanden hatte, weil er nur unter Weckergewalt oder kurz vor dem Verhungern aufstand.
    Mia parkte ihren Wagen in der Nachbarhalle und hinterlegte die 20 Euro Kaution, die sie beim Herausfahren wiederbekam. Sie bepackte den mitgebrachten Rollwagen und machte sich auf den Weg zu ihrem reservierten Platz. Seit Jahren hatte sie immer denselben Standort, so wie auch die anderen Trödler es bevorzugten, an gewohnter Stelle zu stehen. Das war jetzt in erster Linie keine Marketingstrategie, sondern so, als würde man zu Hause immer seinen Stammplatz am Esstisch oder auf der Couch belegen oder den Tisch im Restaurant vorbestellen. Mit einem Unterschied: Zu Hause musste man niemanden bestechen und in der Messehalle auch nicht, sondern nur rechtzeitig reservieren – entweder telefonisch, schriftlich oder persönlich. Mia war bekannt wie eine bunte Trödlerin. Anruf und Überweisung der Standgebühr waren zum Ritual geworden.

    Seltsam, heute war sie nicht die Erste, wie sonst immer. Es hatten schon sehr viele Händler hierhergefunden. Sie gaben ihren Partnern oder Hilfen Kommandos, begrüßten ihre Standnachbarn und schlichen um die Kartons herum, ob sie nicht ein Schnäppchen zum

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