Zerwüteter Pakt (German Edition)
sie sich zum ersten Mal… spürte die Leichtigkeit ihrer Seele. Atemlos öffnete sie die Augen: Ihr Blick war klar und exakt.
Sie spürte die Lebensgeister in sich zurückkehren, als der weiße Nebel sie auffing und umschloss. Eine Stimme, väterlich und glockenklar ertönte, als würde sie sich selbst im Inneren der Stimme befinden: »Ich trage dich und schenke dir meine Wärme.«
Gloria stockte der Atem – sofern dies überhaupt möglich war. »Wer bist du?« Die Stimme erklang sanft und dennoch respektvoll: »Du weißt es.« Gloria stutzte. Sie konnte sich kaum vorstellen… War es wirklich möglich…? Gloria schüttelte kaum merklich den Kopf, als sie schüchtern seinen Namen aussprach: »Thorgret?« Die weißen Schlieren rundherum wanden sich und Gloria nahm plötzlich unendliche Güte wahr. Sie spürte Besonnenheit und hatte das eigenartige Gefühl, endlich Klarheit empfinden zu können. War dies die Seele Gottes?
Gloria erstarrte vor Ehrfurcht, so dass augenblicklich ein leises Schmunzeln erklang. »Das ist freundlich.« Gloria schaute sich um. Ringsherum war alles weiß, umwunden von gigantischen Schlieren. Befand sie sich tatsächlich in seiner Obhut? Die tiefe, männliche Stimme lachte. »Du hast dich nie vor mir gefürchtet. Warum jetzt?« Gloria schaute auf die vielen Schlieren. »Was meinst du damit?« Die Stimme lachte erneut, als sich die Schlieren plötzlich im Kreis drehten. Immer schneller wanden sie sich rings um Gloria. So rasch, dass sie die Geschwindigkeit nicht mehr erfassen konnte. Immer schneller und schneller… als Gloria plötzlich in seichtes Meerwasser glitt und schwerelos in die Tiefe schwebte. Rundherum – nichts. Sie war allein.
Gloria zuckte zusammen, als mit einem Mal erneut eine Stimme erklang; jedoch ganz zaghaft, direkt hinter ihr. Gloria fuhr herum und plötzlich starrte sie in ein bekanntes Gesicht: »Atume!« Gloria fiel ihr augenblicklich um den Hals und Atume legte ihre Arme um sie. Für einen kurzen Moment hielten beide inne, ehe sich Gloria aus der Umarmung löste. Sie konnte nicht fassen, was geschehen war. Gloria starrte in Atumes Gesicht.
»Ich verstehe nicht…« Atume lächelte. »Mein Kind.« Ihr Lächeln wurde immer herzlicher. »Dachtest du wirklich, ich lasse dich allein?« Sie strahlte Herzlichkeit und Wärme aus, als sie fortfuhr: »Du bist deinen Weg gegangen und endlich hast du erreichst, wofür du so lange kämpftest.« Unverständlich starrte Gloria sie an. »Aber ich habe doch nur Fehler gemacht.« Atume schmunzelte vielsagend. »Du hast doch gar keinen Fehler begangen.« Irritiert blickte Gloria sie an. Nun verstand sie erst recht nichts mehr. Doch Atume sprach unbeirrt weiter: »Ich bin stolz auf dich.« Gloria schüttelte den Kopf. »Wo ist plötzlich Thorgret?« Atume lächelte. »Verstehst du wirklich nicht, wo er ist?« Ihr Lächeln wurde immer breiter, als Gloria sich kaum traute, zu antworten. »Du?« Atumes Anblick wirkte grazil. »Ja, ich. Wir sind eins!«
Verlegen schaute Gloria sie an. Ihre Engstirnigkeit war Gloria peinlich. Nun verstand sie auch die Reaktion von Kirt und Tarido, als die Sprache auf Thorgret fiel. Und auch Arsenjos Aussagen fügten sich nahtlos ins Bild. Gloria schaute Atume verlegen an. »Ach so…« Atume ließ Gloria Zeit, sich zu sammeln. »Aber warum bin ich nicht einfach gestorben?« Atume schmunzelte. »Weil ich dich vorher auffing.« Gloria starrte sie an. »Aber ich bin eine Hexe.« »Wohl war… Und die erste und einzige, die sich für das Leben eines unschuldigen Menschen opferte!«
Gloria sah fassungslos in Atumes Gesicht. »Was macht das für einen Unterschied?« Atume griff nach Glorias Hand und strich über ihre Haut. Die rote Flamme war verschwunden. Nur noch ein blasser Hauch tänzelte um Atumes Berührung… Und dieser Hauch blieb an Atumes Fingern haften. Sie trat beiseite, rieb ihre Handflächen gegeneinander und aus der hellroten Flamme wurde trockener Staub. Atume rieb ihre Hände fortwährend gegeneinander, als der Staub zu einer Körnung wurde, die sie schließlich durch die Finger ins Meerwasser zerrinnen ließ.
Ihr Blick fand Glorias Augen, die wie gebannt zusah, als Atumes Stimme erklang: »Dein Herz gehörte nie dem Teufel.« Sie lächelte, als sie fortfuhr: »Es sind unsere Entscheidungen, die das Leben lenken – nicht unser Aussehen oder die Gesinnung. Der Respekt vor dem Leben… und die Hochachtung, unschuldiges Leben zu schützen… liegen den Besitzern der roten Flamme fern. Du
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