Zerwüteter Pakt (German Edition)
vorstellte: »Ich heiße Martin Redner und bin Kamillas Halbbruder.«
Herrn Truhst wich alle Farbe aus dem Gesicht! Das konnte unmöglich wahr sein. Fassungslos starrte er von dem Mann zu seiner Lebensgefährtin. Kamilla strahlte. »Er ist extra aus Basel gekommen und hat sich ein paar Tage frei genommen.« Entgeistert blickte er in Kamillas Gesicht. Die Hotelrechnung… die Umarmungen… All seine Sorgen lösten sich plötzlich auf.
»Aber… ich dachte, du bist in Erfurt?« Herr Truhst fiel noch immer aus allen Wolken und konnte nicht fassen, dass er um ein Haar den Halbbruder seiner Partnerin umgebracht hätte, als Kamilla die Haustür hinter ihm schloss und ihn zum Wohnzimmer geleitete. »Das Seminar ist abgesagt worden. Ich wollte dich überraschen…« Herr Truhst blieb plötzlich stehen und starrte Kamilla ins Gesicht, die ihn irritiert musterte. »Ist alles in Ordnung?« Er konnte kaum fassen, welche Dramen sich in seinem Kopf abgespielt hatten – für nichts und wieder nichts.
»Ja… natürlich. Alles in Ordnung.« Er starrte Kamilla noch immer an, als ein schüchternes Lächeln auf seine Lippen trat. »Was soll schon sein?«
In dieser Nacht lag Herr Truhst noch lange wach. Immer und immer wieder ließ er Revue passieren, was sich an dem heutigen Tag abgespielt hatte. Abgesehen von all seinen Fragen rund um Kirts Erscheinung verstand er allerdings eines noch immer nicht: Aus welchem Grund legte ein junges Mädchen namens Melina es darauf an, ihn derart zu täuschen? Die wahre Antwort darauf würde er wohl nie erfahren. Denn Melina erschien nie wieder in der Haydnstraße Nummer 17! Diese menschliche Adresse stand fortan unter ganz besonderem Schutz…
Gloria würde auch als Engel immer wieder nach Hause kommen – solange wie es ihr kaum alterndes Aussehen gestattete. Einem langen, glücklichen Familienleben stand endgültig nichts mehr im Weg!
Epilog
Zerwunschenes Gesetz
Ringsherum leuchtete die Welt in atemberaubend schönen Farben. Ein derart buntes Spektrum hatte Gloria noch nie zuvor gesehen; nicht einmal in der Meereswelt. Violett schimmernde Luftschichten wechselten sich mit blauen und hellgrünen Nuancen ab. Goldgelbe Töne flimmerten zwischen knallroten Facetten. Gloria erkannte Bäume und Felder. Tief unter ihr schlängelte sich ein Fluss durch die Landschaft. In dieser Farbenpracht wirkte all dies ganz anders: Jedes noch so kleine Detail war in eine andere Farbe getaucht. Glorias Staunen kannte keine Grenze. Ihr Blick fand Atume, die auf eine seltsame Weise neben ihr schwebte. Auch sie strahlte in einem hellen Farbton. Auf der Stelle betrachtete Gloria ihren eigenen Körper: Leuchtend schimmerndes Blau. »Du weißt, wo du bist?«
Dies musste die vierte und damit letzte Welt sein, die neben dem Meeres-, Seelen- und Menschendasein existierte. »Bin ich ein Luftwesen?« Gloria schaute Atume neugierig an, die bejahte. »Du kennst die Menschen und die Meereswesen, die Seelen und das Zwischenirdische. Aber noch nie zuvor hast du die Welt der Lüfte betreten.« Gloria schaute sich erstaunt um. Alles um sie herum tanzte in einer Farbenpracht, die außergewöhnlicher nicht sein konnte.
»Warum ist hier alles so bunt?« Atume lachte. »Ist es gar nicht… Es erscheint dir nur so.« Irritiert blickte Gloria sie an, als Atume bereits fortfuhr: »Jede Farbnuance gibt dir eine Information auf die Beschaffenheit eines Gegenstandes. Du wirst lernen, diese Welt… zu lesen. Sie funktioniert vollkommen anders als die der Meeres- und Landmenschen. Genauso einzigartig wie die Seelen leben auch die Wesen der Lüfte unter Rahmenbedingungen, die mit der menschlichen Welt keineswegs vergleichbar sind.« Atume wurde fachmännisch und Gloria freute sich, die letzte der vier Welten kennen zu lernen…
»Luftwesen besitzen keine Flügel. Ihre Art zu schweben beruht auf den Prinzipien des Magnetismus. Und zwar reagiert ihr Körper anders auf die Anziehungskraft dieses Planeten. Sie können die Beschaffenheit ihres eigenen Körpers verändern und so die Erdanziehung variieren. Somit wirkt es, als könnten sie fliegen.« Gloria stutze, doch Atume fuhr unbeirrt fort: »Luftwesen werden vom Kern der Erde magnetisch abgestoßen, so dass sie nie in Berührung mit dem Boden kommen.«
Atume machte eine kurze Pause. »Stell´ dir die Erde in drei Bereiche geteilt vor: Die Tiefen der Meere, das Land in der Mitte und schließlich die kilometerhohen Luftschichten. Fangen wir mal bei den Menschen an. Ihr Radius beschränkt
Weitere Kostenlose Bücher