Ziele
Decke herunter und lassen die Brieftaube frei. Sie steigt hoch in den Himmel hinauf, kreist dreimal und macht sich dann zielsicher auf den Weg zu ihrem tausend Kilometer entfernten Taubenschlag. Damit ist sie das einzige Geschöpf auf Erden, das über eine solch unglaubliche kybernetische Zielvorrichtung verfügt – mit Ausnahme des Menschen.
Sie verfügen über dieselbe Zielsicherheit wie eine Brieftaube, jedoch mit einem großen Vorteil: Wenn Sie Ihr Ziel klar vor Augen haben, dann müssen Sie nicht einmal wissen, wo es liegt oder wie man hinkommt. Allein durch die Entscheidung, was Sie wirklich wollen, bewegt sich Ihr Ziel unaufhaltsam auf Sie |17| zu. Und genau zur richtigen Zeit an genau der richtigen Stelle werden Sie und Ihr Ziel aufeinander treffen.
Es liegt an diesem unglaublichen kybernetischen Mechanismus, der tief in Ihrem Bewusstsein ruht, dass Sie Ihre Ziele stets erreichen – wie auch immer sie geartet sind. Sie bewegen sich auf das Ziel zu, und das Ziel bewegt sich gleichzeitig auf Sie zu. Ist Ihr Ziel, abends nach Hause zu kommen und fernzusehen, so werden Sie das aller Wahrscheinlichkeit nach auch tun. Ist Ihr Ziel, ein wundervolles Leben in Gesundheit, Glück und Wohlstand zu führen, so wird Ihnen auch das gelingen. Wie ein Computer unterliegt auch Ihr Zielorientierungsmechanismus nicht Ihrem Urteilsvermögen. Er funktioniert automatisch und ununterbrochen und führt Sie dorthin, wo Sie hinwollen – was auch immer Sie ihm vorgeben.
Die Größe oder Bedeutung Ihrer Ziele ist im Grunde unerheblich. Wenn Sie sich bescheidene Ziele setzen, erreichen Sie bescheidene Ziele. Setzen Sie sich ehrgeizige Ziele, können Sie ehrgeizige Ziele erreichen. Größe, Tragweite und Details der Ziele, über die Sie nachdenken wollen, bleiben vollständig Ihnen überlassen.
Warum setzen sich so wenige Menschen Ziele?
Eine gute Frage. Wenn die Zielorientierung doch automatisch funktioniert, wieso haben dann so wenige Menschen klare, festgeschriebene, messbare, befristete Ziele, auf die sie jeden Tag hinarbeiten? Das gehört wohl zu den größten Rätseln des Lebens. Meiner Ansicht nach gibt es vier Hauptgründe, die Menschen davon abhalten, sich Ziele zu setzen.
Der Irrglaube: Ziele seien nicht wichtig
Die meisten Menschen wissen einfach nicht, wie wichtig es ist, Ziele zu haben. Wenn man in einem Umfeld aufwächst, in dem niemand Ziele hat, wenn im Freundeskreis Ziele kein Thema sind und auch keinen Wert darstellen, so wird man erwachsen, ohne je zu merken, dass die Fähigkeit, sich Ziele zu setzen und sie zu erreichen das Leben stärker beeinflussen kann als jede andere Eigenschaft. Schauen Sie sich nur einmal in Ihrem Umfeld um: Wie viele Ihrer Freunde oder Familienmitglieder haben feste Ziele, auf die sie engagiert hinarbeiten?
|18| Es fehlt die Methode
Der zweite Grund dafür, dass Menschen keine Ziele haben, ist, weil sie einfach nicht wissen, wie man sich Ziele setzt. Oder schlimmer noch: Sie glauben vielleicht, bereits Ziele zu haben, doch diese sind nichts anderes als Wünsche und Träume, wie »glücklich sein«, »eine Menge Geld verdienen« oder »ein harmonisches Familienleben führen«.
Ziele sind das nicht. Es sind eher unbestimmte Wunschvorstellungen. Ein Ziel unterscheidet sich von einem Wunsch insofern, dass es klar, fest umrissen und konkret ist. Man kann es einem anderen schnell und einfach beschreiben. Man kann es messen und man weiß, wann man es erreicht hat – oder eben nicht.
Es ist möglich, eine höhere akademische Laufbahn an einer führenden Universität zu absolvieren, ohne auch nur
das Geringste
über Zielorientierung zu erfahren. Es scheint beinah, als wären die Leute, die über Bildungsinhalte an Schulen und Universitäten bestimmen, der Bedeutung der Zielorientierung für späteren Erfolg gegenüber praktisch blind. Und wenn man – wie ich – erst als Erwachsener damit in Berührung kommt, kann man natürlich nicht ermessen, welche Bedeutung Ziele für alle Lebensbereiche haben.
Die Angst vor dem Versagen
Der dritte Grund, weshalb sich Menschen keine Ziele setzen, ist die Angst vor dem Misserfolg. Versagen tut weh. Es ist emotional und finanziell schmerzhaft und frustrierend. Jeder Mensch muss von Zeit zu Zeit einen Misserfolg verkraften. Jedes Mal nimmt man sich vor, das nächste Mal besser aufzupassen und solchen frustrierenden Erlebnissen künftig aus dem Weg zu gehen. Dabei begehen viele den Fehler, sich unbewusst selbst ein Bein zu stellen, indem sie sich keine
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