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Zirkus zur dreizehnten Stunde

Zirkus zur dreizehnten Stunde

Titel: Zirkus zur dreizehnten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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weiß.
    Faith. Verwirrt starrte sie in die Scherben. War sie Faith? War sie Antigone? Sie wusste es nicht mehr.
    Dann starrte sie ein anderes Auge an. Der Blick der Seherin. Augen, die ihre Farbe gewechselt hatten und plötzlich fremd wirkten. Ein fremder Mund tauchte auf, aufgerissen als würde er schreien. Dann erschienen zusammengekniffene Augen. Ein Haaransatz und darunter eine haarfeine, blutrote Linie. In einem anderen Ausschnitt sah sie ein Handgelenk, das von einem Strang umwickelt war, der stark an lange feine Haare erinnerte.
    Antigone atmete erschrocken ein. Da waren sie wieder. Die vielen Bilder von den Leichen. Alles vermischte sich. Überall sah sie den Tod.
    Mit einem Schrei riss sich sie sich los. Die Scherben fielen mit lautem Klirren auf den Boden, das Lied des Todes anstimmend.
    Sie rannte auf die Tür zu, die Gestalt von Kismet verschwand. Vor ihr tat sich das Lager auf. Die Feuerstelle brannte noch ein wenig nach, leichte Rauchschwaden trieben in der Luft. Der Topf war umgekippt. Alles war verlassen. Nirgendwo schien ein Lebenszeichen zu sein.
    Antigone lief auf den Platz. Ein sanfter Luftzug war zu spüren, spielte in einigen Planen und brachte sanft ihr Haar in Unordnung. Ansonsten war niemand hier. Einen Augenblick glaubte sie, eine Stimme hinter sich zu hören. Als sie sich umdrehte, sah sie niemanden.
    Sie ging weiter, fuhr herum und stürzte. Ein leises Summen war zu hören. Leichte Schritte. Woher kamen sie?
    Etwas kam näher. Entsetzen ergriff von ihr Besitz, schien ihr Herz einige Schläge aussetzen zu lassen. Es war wie eine Armee, die sich erhob. Gestalten, die mit jedem Schritt ihr Leben Stückweise verloren. Ein Schrei erklang, der jedoch sofort wieder abbrach. Manche brachen zusammen, andere taumelten weiter auf Antigone zu.
    Tränen ersticken ihre Stimme. Was war ihren Schützlingen nur zugestoßen?
    Nur ganz langsam gelang es ihr, wieder auf die Beine zu kommen. Im Rücken spürte sie das Holz eines Wagens. Seltsamer Rauch schien zu entstehen. Ein Grollen jagte Antigone einen Schauer über den Rücken. Alles wurde plötzlich dunkler. Rauch und Nebel behinderten die Sicht.
    Das Rumoren schwoll weiter an, erfüllte die Luft und ließ alles erzittern.
    Sie roch Blut, ohne dass sie die Ursache dafür sehen konnte. Das Grollen steigerte sich. Antigone glaubte, eine Stimme zu hören. Eine seltsame Stimme, die …
    Etwas packte sie am Hals. Erneut stand Damian vor ihr. Seine Hand krallte sich um ihren Hals. Der Blick des Magiers war voller Hass, vollkommen verzerrt und schrie regelrecht nach Rache. Antigone wurde schwarz vor Augen. Sie schaffte es nicht die, Finger von ihrer Kehle zu lösen.
    Immer weiter drückte er zu, schloss die Glieder unerbittlich und ließ alles um Antigone verschwimmen. Die Konturen gaben ihre Stabilität auf, flossen ineinander über und …
    „Antigone!“ Eine Hand schoss aus dem Nichts, überlagerte die Hand von Damian und begann an ihren Fingern zu reißen.
    Ihre Finger …?
    Ein Blinzeln, die Realität schien sich plötzlich wieder zu verändern. Alles begann wild durcheinander zu fließen und sich neu zu formieren. Plötzlich starrte sie in besorgte Augen. Sie verschwanden sofort wieder, als sie zu Boden sackte. Keuchend rang sie nach Luft.
    „Du wirst es nicht ändern“, zischte eine andere Stimme. Sofort ruckte ihr Kopf herum. Auf dem Dach stand das Mädchen mit den langen grauen Haaren.
    „Ändern?“ Antigones Stimme war schwach. Wie alles an ihr.
    „Niemand“, kreischte Clotho, riss ihren Mund auf und entblößte ihre spitzen Zähne, „… kann es verändern!“ Sie verlor komplett das Aussehen eines kleinen Mädchens. Etwas schien in ihr zu erwachen. Sie sprang in geduckter Haltung auf den Boden und richtete sich langsam wieder auf. „Wir sind die einen, die alleine bestimmen. Wir alleine sehen den Weg, dem zu folgen ist!“ Die Worte hallten über den Platz und schienen jedes Mal eine Welle voller Energie auszusenden, die Antigone lähmte.
    Der Dämon hob langsam die Hand, die Finger wirkten wie lange und dürre Äste.
    Etwas schien an ihrem Arm aufzuleuchten. Sanfte Linien begannen sich in ihre Haut zu graben und wurden von einem unheimlichen Leuchten aufgefüllt.
    „Noch nicht!“, eine Gestalt flog regelrecht herbei und riss Clotho weg. Sie verschwand, als hätte man sie aus dieser Wirklichkeit gerissen. Oder als wäre sie nie dagewesen?
    Ein Schrei, der die Zeit selbst zum Einsturz zu bringen schien. Durch die gesamte Realität ging

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