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Zoe und der mächtige Tycoon

Zoe und der mächtige Tycoon

Titel: Zoe und der mächtige Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KATE HEWITT
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um etwaige Anteilnahme abzuwehren. Er wollte nicht hören, wie betroffen sein Arzt war und wie wenig er selbst dieses Schicksal verdiene. Das waren alles nur höfliche, aber nutzlose Worthülsen.
    „Bitte nicht“, sagte er ruhig und spürte befremdet, wie eng sich sein Hals plötzlich anfühlte.
    „Ihr Fall ist eine absolute Ausnahme. Makuladystrophie als Folge eines schweren Kopftraumas nach einem Unfall war mir bisher nicht bekannt. Das Trauma scheint jedoch den Verlauf der Krankheit erheblich zu beschleunigen. Aber viele Betroffene führen auch mit einer gewissen Sehbehinderung ein durchaus aktives Leben …“
    „Während andere allmählich ihr Augenlicht verlieren, bis sie nahezu blind sind“, ergänzte Max ausdruckslos. Auch er hatte gründlich recherchiert, seit die ersten schwarzen Flecken aufgetaucht waren und sein Sehvermögen beeinträchtigten. Wie lange war es her, dass er mühelos hatte sehen und lesen können?
    Erst drei Wochen … und doch eine kleine Ewigkeit.
    Dr. Ayers seufzte. „Ohne Augenlicht zu leben, bedeutet eine große Herausforderung.“
    Max lachte hart auf. Eine Herausforderung?
    Mit Herausforderungen konnte er leben, sie waren quasi sein tägliches Brot. Aber Blindheit bedeutete Vernichtung, Zerstörung … absolute Dunkelheit, wie sie ihn schon einmal umfangen gehalten hatte, als die Furcht ihn überwältigt hatte. Ihre Schreie gellten immer noch in seinen Ohren.
    Mit aller Macht drängte er die qualvollen Erinnerungen zurück, die ihn zu erdrücken drohten. Das Verlangen, sich einfach in das schwarze Loch hineinfallen zu lassen, war fast übermächtig, doch dann wäre ihm der Weg zurück für immer versperrt.
    „Ich könnte Ihnen die Adressen von verschiedenen Selbsthilfegruppen …“, begann Dr. Ayers.
    „Nein!“ Max ignorierte die angebotene Broschüre und zwang sich, dem Blick des Arztes zu begegnen. Das gelang ihm nur, indem er den Kopf neigte, bis Dr. Ayers Gesicht in dem Teil seines Blickfelds erschien, in dem er die größte Sehkraft besaß. Dabei blinzelte er, als würde das helfen.
    Doch es blieb dabei: Die Welt entzog sich ihm zunehmend. Konturen wurden weicher. Was er sah, wirkte wie alte, verblasste Fotos, deren schwarzer Rahmen immer breiter wurde und über deren Motiv helle Blitze und dunkle Schatten liefen.
    Wie würde es sein, wenn er gar nichts mehr sah? Ob ihm die prallen pinkfarbenen Kirschblüten auch nur als vergilbtes Erinnerungsfoto im Gedächtnis bleiben würden? Schaffte er es, mit der unendlichen Dunkelheit um ihn herum zu leben?
    Max schüttelte den Kopf, um sowohl Dr. Ayers Angebot als auch die quälenden Gedanken abzuwehren. „Ich bin an derlei Hilfen nicht interessiert. Ich finde meinen eigenen Weg.“
    „Ich rede nicht von gefühlsduseligen Gruppentreffen, die …“
    „Ich weiß“, schnitt Max ihm das Wort ab. Er hatte Dr. Ayers bewusst ausgesucht, weil dieser Militärarzt gewesen war – allerdings bei der Armee und nicht bei der Luftwaffe. Aktiv hatte er jedoch nie einen Kriegseinsatz miterlebt.
    „Ich weiß“, wiederholte er und zwang sich zu einem nichtssagenden Lächeln. „Vielen Dank.“ Langsam erhob er sich vom Stuhl und biss die Zähne zusammen. Seine Beine schmerzten höllisch, und in seinem Schädel hämmerte es wie verrückt. Sekundenlang war ihm schwindelig, sodass er die Hand ausstreckte, um sich auf der Schreibtischkante abzustützen. Doch er verfehlte sie, taumelte, während seine Hand hilflos durch die Luft fuhr, und fluchte laut.
    „Max …“, sagte der Arzt.
    „Es geht mir gut.“ Hoch aufgerichtet stand er vor dem Arzt, die dunklen Augen kalt und hart. Die lange Narbe, die sein markantes Gesicht zu halbieren schien, reichte von der Innenseite der rechten Braue entlang der Nase bis zum Mundwinkel. Plötzlich spürte er sie ganz deutlich und erinnerte sich erneut an den namenlosen Schmerz …
    „Danke“, wiederholte Max noch einmal und verließ mit vorsichtig tastenden Schritten die Arztpraxis.
    Draußen, vor dem Fenster, segelte ein einzelnes Kirschblütenblatt lautlos zu Boden.
    Zoe Balfour händigte der Frau an der Garderobe ihre Stola aus – einen Hauch von Seide, bestickt mit schillernden Motiven jeder Couleur. Dann lockerte sie mit den Fingern ihre kunstvoll zerzausten blonden Locken und warf sie über die Schultern zurück.
    Einen Moment posierte sie im Eingang des schicken Lofts und wartete darauf, dass alle sich zu ihr umdrehten. Sie brauchte diesen inszenierten Auftritt und verlangte geradezu schamlos

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