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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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Prolog
    Luft! Er brauchte frische Luft! Sonst erstickte er. Wieso war dieser Raum nur so stickig und so heiß? Es war doch Winter, da musste es doch eigentlich eiskalt sein. Aber nein, hier herrschte eine Hitze wie in den Tropen. Er fasste sich an sein Nachtgewand. Keine Frage, das war vollkommen durchgeschwitzt. Und dieser Durst! Dieser unglaubliche, unheimliche Durst! Die Kehle wie ausgedörrt, die Zunge klebte am Gaumen. Vielleicht bekam er deshalb keine Luft. Er versuchte, Speichel zu produzieren, um die Mundhöhle anzufeuchten. Dann bemühte er sich um einen tiefen Atemzug. Doch augenblicklich zuckte er zusammen. Ein entsetzlicher Schmerz fuhr ihm in die Glieder, schien ihm Lunge und Gedärme zu zerreißen. Er wollte schreien, doch seiner Kehle entrang sich nur ein verröchelndes Gurgeln.
    Auf! Aufstehen! Nur raus aus dem Bett, ehe es zum Grabe wird! Mit der wenigen Kraft, die ihm noch geblieben war, wuchtete er seinen Körper hoch, und abermals überwältigte ihn eine nicht enden wollende Konvulsion von unbeschreiblichen Schmerzen. Zwar saß er nun aufrecht in seinem Bett, doch sein Oberkörper sank in sich zusammen wie ein leerer Sack. Der Kopf fiel ihm auf die Brust, und er schnaufte wie eine entgleisende Dampflok.
    Gott im Himmel, was war das? Hatte er tags zuvor zu intensiv gefeiert? Sein Körper rebellierte, führte einen regelrechten Kleinkrieg gegen ihn. Er war förmlich umzingelt von aufrührerischen Organen, die auf seinen Geist einschlugen. Die Lunge pfiff wie ein Dampfkochtopf unter Hochdruck, die Blaseschrie nach Entleerung, die Muskeln verkrampften sich, und sein Herz raste. In ihm stieg Panik hoch.
    Ruhig Blut! Alles kommt in Ordnung. Zuerst das Fenster geöffnet, dann das Geschäft verrichtet und schließlich ein Glas Wasser geholt. Dann würde die Gefahr vorüber sein! Er ließ seine Beine aus dem Bett gleiten, unten tasteten die Zehen nach den Hausschuhen. Er bemühte sich um flachen, aber konstanten Atem, dann griffen seine Finger fest in die Matratze. Er holte Schwung und unternahm den Versuch, seinen Körper in eine stehende Position zu bringen.
    Schwindel erfasste ihn. Seine Arme ruderten wild durch den Raum, suchten verzweifelt Halt. Ihm war, als würde der gesamte Körper von Stecknadeln durchbohrt. Ein Brennen wütete durch seine Adern, und ihm wurde schwarz vor Augen. Mit letzter Kraft warf er seinen Oberkörper nach vorn, sodass seine rechte Hand den Griff zum Öffnen des Fensters zu fassen bekam. Dort trachtete er, einen Moment innezuhalten. Doch die Atemnot wurde nur noch akuter. Er versuchte, das Fenster aufzumachen, da war ihm, als hätte jemand auf ihn geschossen und ihn direkt in die Brust getroffen. Er ließ das Fenster los und fasste sich ans Herz, drückte es ganz fest, als wollte er es festhalten. Doch die Pein wurde nur noch intensiver. Verzweifelt versuchte er, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, doch auch die Augen versagten ihm den Dienst. Sein Blick brach aus, ihm wurde noch schwärzer, als es ob der nächtlichen Stunde ohnehin schon war. Seine Hand krampfte sich ins Brustfleisch, aber die erhoffte Linderung blieb aus.
    Im Gegenteil.
    Seine Knie schwankten, die Oberschenkel begannen konvulsivisch zu zittern. Vielleicht war das Bett doch die bessereOption. Ein klein wenig ruhen nur, ein ganz klein wenig nur, und das Unheil mochte abgewendet werden.
    Doch ach, die Liegestatt, sie war mit einem Mal unendliche Weiten entfernt. Schier unmöglich, sie zu erreichen. Er zwang sich, einen Schritt zu tun, aber das Bein meuterte. Unter Aufbietung der letzten Kräfte gelang es ihm, den Fuß einige Zoll nach vor zu schieben. Nun, so dachte er, den anderen nachholen. Doch da stieß abermals ein Dolch unerbittlich in seine Brust hinein. Er riss den Mund auf, ein Schrei blieb jedoch aus. Tonlos drehte er sich einmal um die eigene Achse, dann fiel er vornüber auf den Boden.
    Zu seiner eigenen Überraschung verlor er nicht das Bewusstsein. Es war ihm nur, als träte er aus seinem eigenen Körper heraus. Er sah sich da liegen. Alt, wehrlos, todgeweiht. Und er fühlte gar keinen Schmerz mehr. Er wurde leicht. So unendlich leicht. All die Mühsal der letzten Zeit, sie fiel von ihm ab. Nahm er da durch seine trüben Linsen ein Licht wahr? Ruhen! Einfach nur ausruhen! Aus und vorbei mit dem Jammertal. Frieden und immerwährende Glückseligkeit.
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Augen schloss. Es war so weit.
    Und es war ihm einerlei, ob ihn eine Walküre gen Walhalla

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